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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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dachte sie und
gestattete sich eine kurze Erinnerung an sein verblüfftes Gesicht, als sie
einen Schraubenschlüssel aus dem Rucksack geholt und das Hinterrad ihres
Drahtesels wieder angeschraubt hatte.
    »Wie hast du sie bloß nach Hause
gekriegt?« fragte Pic, die sich immer über praktische Einzelheiten Gedanken
machte.
    »Ich habe sie an den Sattel gebunden.
Die Leute haben wahrscheinlich geglaubt, ich mache Werbung für den Zirkus oder
sowas«, antwortete Ginger.
    Es folgte eine Pause. Ihre Schwester
versuchte sich vorzustellen, wie Ginger sich in der Rush-hour durch Shepherd’s
Bush kämpfte.
    »Du kannst das Geld natürlich nicht
annehmen«, fuhr Pic fort.
    »Ich hab den Scheck schon eingelöst.«
    »Ginger!«
    »Ich werd das Geld nur für Guy
ausgeben. Ich hab drüber nachgedacht und eingesehen, daß es als Mutter falsch
wäre, das Geld zurückzugeben«, fügte sie entschlossen hinzu und war überrascht,
als Pic das Thema nicht weiter verfolgte.
    »Hast du dich schon bedankt?« fragte
Pic.
    »Nein, noch nicht. Ich wollte mich
erst ein bißchen beruhigen. Ich will zwar erfreut klingen, aber auch nicht zu
erfreut, weißt du.«
    »Also ehrlich...«
    Sie konnte sich nicht helfen, aber
hinter Pics verärgertem Ton schien sich ein winziges bißchen Eifersucht zu
verbergen. Es war unvorstellbar, daß Ed je auf die Idee käme, ihr einen Strauß
aus Luftballons zu schenken.
    »Übrigens«, sagte Ginger, um das Thema
zu wechseln, weil Pics Kritik ihre Hochstimmung doch etwas schmälerte. »Hast du
dir schon Gedanken über unseren Geburtstag gemacht?«
    »Das ist doch noch lange hin.«
    »Ja, aber wir sollten was Besonderes
unternehmen.«
    Die Luftballons hatten sie in
Feierlaune versetzt.
    »Haben wir dieses Jahr überhaupt
einen?« fragte Pic.
    Ginger hatte es immer als besonders
ungerecht empfunden, daß sie nur einmal in vier Jahren richtig Geburtstag
hatten, wo sie den Tag sowieso schon immer teilen mußten. Sie waren am 29.
Februar um ein Uhr morgens geboren.
    »Ja, wir werden sieben.«
    »Soll ich eine Dinner-Party geben?«
bot Pic an.
    »Nein, nein, die Arbeit soll nicht
immer an dir hängenbleiben«, sagte Ginger schnell. Sie glaubte nicht, daß sie
noch so eine Dinner-Party durchstehen würde wie die, die Pic und Ed an Neujahr
gegeben hatten.
    Warum war es bloß so üblich, daß die
gleiche Anzahl Frauen und Männer am Tisch sitzen mußte? Ginger hätte sich viel
lieber mit einer anderen Frau unterhalten als mit dem Typen, den Pic und Ed an
dem Abend als Tischnachbarn für sie eingeladen hatten. Er war ein Kollege von
ihnen, und sie nahm an, daß er ihnen leid tat, weil er Neujahr so weit von zu
Hause verbringen mußte. Der Gedanke, daß sie ihn als potentielles Date für sie eingeladen
hatten, war so schrecklich, daß sie ihn gar nicht in Betracht ziehen wollte. Er
war einer dieser Kerle, die, wenn man sie nach ihrem Beruf fragt, eine
detaillierte Antwort geben. Er gehörte zu den Männern, die sich die Zeit
nehmen, einem sämtliche Eishockeyregeln zu erklären, wenn man nur kurz
einfließen läßt, daß man den Sport noch nie durchschaut hat.
    »Das macht mir wirklich nichts aus«,
sagte Pic. »Wir könnten Doug wieder einladen. Er mochte dich sehr.«
    »Nein«, sagte Ginger wie aus der
Pistole geschossen.
    »Mochtest du ihn nicht? Er sieht sehr
gut aus.«
    »Pic, er ist Kanadier...«
    »Du sagst das, als wäre es ein
Codewort für irgendwas. Ich kenne einen Haufen netter Kanadier.«
    »Das ist es ja grade. Ich mag keine
netten Männer. Sie sind einfach zu nett...«
    »Du kannst doch nicht eine ganze
Nation abschreiben...«
    »Okay, nenn mir einen einzigen
interessanten Kanadier.«
    »Ich dachte, das sagt man über
Belgien.«
    »In Belgien gibt es wenigstens zwanzig
verschiedene Arten, Muscheln zu kochen, und man bekommt Mayo zu den Pommes —
und man sieht keine belgischen Interrailtouristen mit aufgenähter Landesflagge
auf dem Rucksack.«
    »Ach du meine Güte!«
    »Es tut mir leid«, entschuldigte sich
Ginger, die froh war, Pic von der Idee mit der Dinner Party abgelenkt zu haben.
»Ich habe Lust, was ganz Besonderes zu machen. Warum gehen wir nicht einfach
aus, nur wir beide? Es ist an einem Donnerstag. Wir könnten ins Ballett gehen
und danach was essen. Ich kümmere mich um alles.«
    »Okay. Das machen wir. Es wäre schön,
mal einen Abend für uns allein zu haben.«
    Pic vermißte sie, bemerkte Ginger, als
sie auflegte. In der letzten Zeit sprachen sie kaum noch über sie. Es ging
immer um Guy, um

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