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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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alle in einer Reihe Twist
getanzt haben?«
    »Ja — der Greaser Dance. Die Skins
hatten eine Art Reggaetanz...«
    »Weißt du noch, welche Platte bei
unserem ersten Tanz gelaufen ist?« fragte sie ihn sanft und kuschelte sich an
ihn. Sie schob ein Bein zwischen seine Beine und spürte, daß es ihn sofort erregte.
    »Bryan Ferry. These Foolish Things«,
murmelte er geistesabwesend. Er hob ihre Hüfte, als wäre sie federleicht, und
streifte ihre Vagina so mühelos über seine Erektion, als würde er sich einen
Handschuh anziehen.
    »Du weißt es noch!« sagte sie und keuchte
vor Lust.
    »Du hast es mir ja oft genug erzählt«,
sagte er, und seine Augen funkelten spöttisch.
    Spielerisch gab sie ihm eine sanfte
Ohrfeige, dann schloß sie die Augen und versuchte sich nur den Empfindungen des
Moments hinzugeben, mit ihm verbunden, von ihm ausgefüllt, vollendet durch ihn.
    »Was sollen wir bloß tun?« flüsterte
er ihr danach zu, als sie gesättigt und erschöpft auf ihm zusammensackte.
    »Beten?« schlug sie zitternd vor.
    »Du weißt doch, ich bin vom Glauben
abgefallen«, sagte er.
    Sie nickte stumm, doch innerlich sagte
sie das letzte Gebet der Verzweifelten.
    Lieber Gott, wenn du es wieder
gutmachst, dann verspreche ich, wirklich an dich zu glauben und nie wieder
etwas Böses zu tun.
     
    Es war Valentinstag, und auf der
Kokosfußmatte lagen zwei Umschläge. Einer war gelb. Die Adresse war in
zierlichen Großbuchstaben geschrieben — ein vergeblicher Versuch von Pic, ihre
Handschrift zu verstellen. Der andere war eine kleine, weiße Versandtasche mit
einem gedruckten Adressenaufkleber. Sie hielt es für eine Gratisprobe. Wenn man
ein Kind hatte, bekam man ständig welche mit der Post. Windeln und Cremes und
winzige Cornflakespäckchen. Als erstes öffnete Ginger den gelben Umschlag.
    Darin war ein Bild von einem Bären,
der am Himmel schwebte und in seiner Tatze die Schnur eines herzförmigen
Luftballons hielt. In der Karte stand »I love you«, und darunter war ein G
gemalt.
    »Danke, mein Schnuckiputz«, sagte
Ginger und drückte Guy einen Kuß auf den Scheitel. Er sah hoch zu ihr. »Es ist
die Valentinskarte, die deine Tante mir in deinem Auftrag geschickt hat«, sagte
sie und gab sie ihm. Er klappte die Karte ein paarmal auf und zu, als wollte er
lesen, was drin stand, und warf sie weg.
    Sie riß das weiße Päckchen auf und zog
zu ihrer Überraschung eine handgearbeitete Karte heraus. Sie war mit einem
roten Samtherzen, verschiedenen Drahtteilen, getrockneten Blumen, Spitze und
anderem Zeug beklebt, das zu einer Art Collage angeordnet war. Ein paar Teile
waren schlecht festgeklebt und fielen auf den Teppich. Es war eine dieser
Karten, die einen in einer teuren Boutique in Covent Garden Market ein Vermögen
kosteten, in umweltfreundliches Zellophan eingepackt waren und ein
handbeschriebenes Etikett hatten, auf dem stand, daß es sich um eine begrenzte
Auflage eines einzigartigen, künstlerischen Entwurfs handelte. Was nicht
draufstand war, daß der Künstler in seinem Ausbeuterbetrieb zahllose
Akkordarbeiter beschäftigte, die am laufenden Band Kopien des einzigartigen
Entwurfs produzierten und sie überall im Land in kleine, schicke Lädchen in
renovierten Arkaden karrten. Sie war trotzdem hübsch, dachte Ginger, und
klappte sie auf. Es stand nichts drin. Sie konnte sich nicht vorstellen, von
wem sie sein konnte, nahm aber an, daß sie wahrscheinlich von Robert war, denn
er war für gelegentliche aufmerksame Gesten bekannt. Außerdem arbeitete er in
Covent Garden und hatte zweifellos angenommen, daß sie in diesem Jahr keine
Valentinskarte bekommen würde.
    »Aber er wußte ja nicht, daß du mir
schon eine geschickt hast, stimmt’s?« sagte Ginger und küßte Guy noch einmal
auf den Kopf.
    Die Versandtasche faszinierte Guy. Sie
drehte sie um und schüttelte sie, um sicherzugehen, daß sie keine Teile mehr
enthielt, die er sich in den Mund stecken konnte. Dann gab sie sie ihm und
stellte die Karte im Wohnzimmer auf den Kaminsims. Sie paßte gut zu all dem
Nippes, zu dem auch ein Glaskerzen-alter von Lalique, eine Uhr mit
Elfenbeingehäuse auf vier goldenen ionischen Säulen, die Einladung zu Roberts
Weihnachtsparty, ein Schnuller, drei vereinzelte Ohrringe, eine Parfümflasche,
eine leere Dose Diet Coke, ein gerahmtes Photo von ihr und Pic an ihrem
achtzehnten Geburtstag und ein geschältes, angekautes Apfelstück gehörten.
    Draußen hupte es zweimal.
    »Auf geht’s, Mister«, sagte Ginger und
zwängte die

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