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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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Arme des widerwilligen Guy in seine Jacke. Den Hut zog sie ihm fest
über die Ohren. »Mummy geht jetzt zur Arbeit, und Guy spielt mit Lia und
Anouska.«
    Am schlimmsten fand sie den Teil des
Tages, wenn Lia winkte und fortfuhr. Sie ging zurück ins Haus, um ihr Fahrrad
zu holen. Ohne Guy schien die Wohnung völlig verlassen zu sein.
    Als sie das Rad zur Tür schob,
knirschte etwas unter dem Vorderrad. Sie sah, daß eins der Teilchen, die aus
der Versandtasche gefallen waren, zerdrückt worden war. Es sah aus wie ein
Stück von einer angemalten Muschel. Warum konnte Robert nicht einfach eine
ordinäre Witzkarte schicken wie alle anderen, statt so verdammt geschmackvoll
zu sein, dachte sie gehässig. Mit der Stiefelspitze verteilte sie die tausend
Splitter auf dem Teppich, damit sie zwischen all den Fusseln und dem Schutt
nicht mehr so auffielen. Sie schwor sich, am Wochenende endlich zu saugen.
     
    Neil fand oben im Bus einen freien
Sitzplatz. Er schlug seine Zeitung auf und hielt sie sich vors Gesicht wie
einen Schutzschild. Das Schlimmste daran, daß er sein Motorrad verkauft hatte,
war die Busfahrt zur Arbeit. Es war nicht so sehr der Bus, der ihn störte, als
vielmehr die Kinder darin, die ihn ständig mit Fragen löcherten.
    »Sir, können Sie sich kein Auto
leisten, Sir?«
    »Sir, was ist mit Ihrer Kawasaki
passiert, Sir?«
    »Sir, gefällt Ihnen mein neuer Rock,
Sir? Meine Mum sagt, er ist zu kurz. Was meinen Sie, Sir?«
    Auf dem Schulgelände machte ihm das
nichts aus. Er wurde schließlich dafür bezahlt. Aber um acht Uhr morgens wollte
er einfach nur seine Ruhe haben.
    Er fing an, einen Augenzeugenbericht
über den Völkermord in Afrika zu lesen, aber sein Blick schweifte immer wieder
auf der Seite nach oben, zu dem Comic-Amor, den er völlig daneben fand und der
mit dem Bogen auf die Mitte der Zeitung deutete, wo es einen heraustrennbaren
Teil mit Valentinstagsbotschaften gab. Er konnte sich nicht daran erinnern, daß
Valentinstag früher eine so große Sache gewesen war. Jetzt dagegen waren überall,
wo man nur hinsah, Herzen: An Schaufenstern, in Zeitungen, selbst im Supermarkt
machten sie Werbung für herzförmige Kuchen. Und jedes einzelne schien ihn
anzuklagen, ihn an sein Doppelspiel zu erinnern. Der Blumenstand am Bahnhof war
mit roten Rosen vollgestopft, die dreimal so teuer waren wie an normalen Tagen,
und selbst seine Zeitung, die er morgens normalerweise dazu benutzte, die Welt
von sich fernzuhalten, gewährte ihm keine Zuflucht.
    Geistesabwesend blätterte er weiter
zur Valentinstagbeilage. Über sowas konnte man sich immer gut amüsieren.
     
    Flopsy
Bunny, sei bis in alle Ewigkeit mein Flumbällchen, Peter Rabitt.
    Schamlose
Blondine, du machst einen alten Bären glücklich.
     
    Er konnte sich nicht vorstellen, wo
die Leute den Mut hernahmen, diese Botschaften telephonisch durchzugeben. Es
war schon schlimm genug, wenn Leute sich mit Kosenamen anredeten, wenn sie
allein waren. Selbst sie abdrucken zu lassen, so daß die ganze Welt sie sehen
konnte, hatte noch etwas Anonymes. Aber den Hörer in die Hand zu nehmen und sie
unter An gabe seiner Kreditkartennummer einer Telephonistin durchzugeben ...
Das konnte er nicht nachvollziehen. Er nahm einen Kuli aus seiner Brusttasche
und kreiste einige der lächerlichsten ein. Er hatte vor, sie nach der
Morgenkonferenz vorzulesen. Das würde die Stimmung im Lehrerzimmer auflockern,
bevor die alltägliche Schlacht begann.
    Seine Augen wanderten die Seite
herunter.
     
    Nudel liebt Äpfelchen.
     
    Wie waren sie bloß da drauf gekommen?
fragte er sich.
    Dann blieb sein Blick an einer
Nachricht hängen. Der Text kam ihm bekannt vor. Er las ihn immer wieder und
versuchte sich zu erinnern, woher er ihn kannte, und dann fiel es ihm ein.
     
    N - You came, you saw,
you conquered me,
    When you did that to me, I
somehow knew that this bad to be - A
     
    Sein erster Gedanke war, wie seltsam
es war, daß zwei Leute mit denselben Initialen dasselbe Lied hatten wie sie. Er
beschloß, die Anzeige auszuschneiden und ihr zu schenken, wenn sie sich das
nächste Mal trafen.
    Dann fiel ihm ein, daß sie ihn, als
sie das letzte Mal aus der Wohnung gegangen waren, gefragt hatte, welche
Zeitung er las. Er hatte es ihr gesagt und sich gefragt, ob es die richtige
Antwort war. Er hatte hinzugefügt: »Sonntags besorgen wir uns manchmal deine«,
falls sie beleidigt war, daß er nicht die Zeitung las, für die sie arbeitete.
    Er ertappte sich dabei, wie er laut
loslachte. Dann

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