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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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Leben war sie nicht fasziniert davon, etwas
zu bekommen, das in einer unverwechselbaren blauen Tiffanyschachtel verpackt
war. Sie löste das weiße Band, öffnete die Schachtel und schnappte nach Luft.
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Es war die Diamantenkette, die sie sich
schon immer sehnlichst gewünscht hatte: Ein einziger Diamant, nicht zu groß,
aber auch nicht klein, an einer schlichten Goldkette, die gerade lang genug
war, daß der Diamant sich in die Mulde unter dem Hals schmiegte. Am besten
gefiel ihr daran, daß sie überhaupt nicht angeberisch war. Der Diamant war kein
Anhänger, sondern in der Kette eingearbeitet. Es war das Nonplusultra des
eleganten Understatement.
    »Ich habe sie in New York gekauft —
ich weiß gar nicht, wieso ich sie dir nicht schon früher geschenkt habe«,
erklärte er, peinlich berührt von ihrer Reaktion. »Es ist nur, na ja, wir haben
uns einfach nicht oft gesehen.«
    »Sie ist wunderschön«, sagte sie und
zwang sich, ihm in die Augen zu sehen. »Woher wußtest du das?«
    »Du hast es einmal erwähnt«,
antwortete er. »Damals, als wir mit Sir Giles zum Dinner waren.«
    Sie erinnerte sich an den Abend mit
dem Mann, der technisch gesehen Stephens Chef war, der sich aber eher wie ein
wohlwollender Onkel benommen hatte. Er war ganz offensichtlich stolz auf seinen
Protege und hieß seine Verlobte, die sie damals war, sehr warmherzig
willkommen. Sie erinnerte sich zwar daran, daß sie viel über Musik gesprochen
und heftig über Wagners Platz im Pantheon der Komponisten diskutiert hatten
(Sir Giles war dafür gewesen, Stephen dagegen), aber sie konnte sich nicht
entsinnen, daß sie über Diamanten gesprochen hatten.
    »Lady Cressida«, erklärte Stephen.
»Sie trug eine Diamantenhalskette, die du vulgär gefunden hast. Wir haben auf
dem Heimweg im Auto darüber gesprochen. Du hast gesagt, daß du Diamantensolitäre
in Ordnung findest, was nur gut war, wenn man bedenkt, was für einen Ring ich
dir gerade geschenkt hatte, aber sonst keine Diamanten, außer — und dann hast
du die Kette beschrieben. Sobald wir zu Hause waren, habe ich mir eine
Zeichnung gemacht, damit ich es nicht vergesse. Ich habe die Juweliergeschäfte
ganz Londons abgeklappert, aber die hatten keine Ahnung, wovon ich spreche. In
New York schon.«
    »So ist New York«, sagte sie und
drehte die Kette immer wieder auf ihren Handflächen, so daß das Kerzenlicht
alle Facetten des Brillanten einfing. »Da kriegt man alles, was man will.«
    »Soll ich dir helfen?« fragte Stephen,
als sie an dem Sicherheitsverschluß herumfummelte.
    »Ja.«
    Er erhob sich von seinem Stuhl und kam
auf ihre Seite des Tisches. Sie reichte ihm die Kette, und er legte sie ihr
schnell und geschickt um. Dann beugte er sich herab und drückte ihr einen
zarten, trockenen Kuß auf den Nacken.
    »Du hast ein wunderschönes Genick«,
sagte er zu ihr.
    Sie zog die Schultern hoch und
kicherte über sein präzises Vokabular und das Kitzeln durch seine Berührung. Es
erinnerte sie an den Nachmittag, den sie einmal im Bett verbracht hatten, als
er jeden sichtbaren Körperteil von ihr berührt und mit dem entsprechenden
lateinischen Begriff bezeichnet hatte. Damals hatte sie das sehr erotisch
gefunden, und die Erinnerung daran machte sie feucht.
    »Wollen wir ins Bett gehen?« fragte
sie ihn fast schüchtern.
    »Mmm, gern«, sagte er, nahm ihre Hand
und zog sie hoch. »Ich sollte öfter Diamanten mit nach Hause bringen.«
    Die Bemerkung tat weh. Normalerweise
hätte sie an einer solchen Bemerkung Anstoß genommen, und Stephen hätte sich
beschämt über seine unbeabsichtigte Gedankenlosigkeit entschuldigt. Sie
verkrampfte sich, ließ es aber gut sein, weil ihr bewußt wurde, daß sie nur
verletzt war, weil ein Körnchen Wahrheit darin lag. Das Geschenk hatte sie
wirklich angemacht, und sie hatten sich seit Weihnachten nicht mehr geliebt.
Bedeutete das, daß ihr Mann sich inzwischen sexuelle Gefälligkeiten von ihr
erkaufen mußte? Sie versuchte, diesem Gedankengang Einhalt zu gebieten und an
Stephen zu denken, nur an Stephen und an den wunderbaren Sex, den sie immer
gemeinsam gehabt hatten, aber der Augenblick war vorüber. Die elegante
Goldkette fühlte sich an wie eine Garrotte, die sich langsam um ihren Hals
zuschnürte, während sie ihm aus der Küche die Treppe hinauf folgte. Sie ließen
alles, wie es war: den Eßtisch mit den flackernden Kerzen, die berauschend
duftenden Lilien und den Teller mit dem Rest Hurenspaghetti.
     
    An ihrem

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