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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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den Tisch
legte. Zuerst packte sie Guys Geschenk aus. Es war ein goldener Anhänger in
Form eines Teddybären. Das andere Geschenk war ebenfalls ein Anhänger, ein
riesiger geschliffener Topas in einer viktorianischen Fassung.
    »Oh, sie sind wunderschön«, rief Pic
aus.
    Hermione hatte ihnen beiden zur Geburt
schwere Goldarmbänder geschenkt. Ginger hatte ihres verloren, als sie zehn war.
Pic dagegen hatte ihres vernünftigerweise auf der Bank aufbewahren lassen, wie
Daddy es ihnen geraten hatte, und war jedes Jahr nach ihrem Geburtstag mit ihm
dorthin gegangen, um den neuesten viktorianischen Anhänger, den Hermione dazu
gestiftet hatte, der Sammlung beizufügen. Als sie einundzwanzig war, hatte sie
beschlossen, daß sie verantwortungsbewußt genug war, selbst darauf aufzupassen,
und sie hatte das einzigartige Armband an ihrem Hochzeitstag als »Etwas
Altes«-Element getragen.
    Sie schaute Ginger an und sah Tränen
in ihren Augen.
    »Das geht nicht auf mein Konto«, gab
Ginger zu. »Ich habe den Topas in ihrem Schreibtisch gefunden. Er war
offensichtlich für dich bestimmt, deshalb dachte ich, ich schenke ihn dir zum
Geburtstag, wie sie es getan hätte. Das von Guy habe ich aber selbst gekauft!«
    »Sie sind beide wunderschön«, sagte
Pic und griff nach Gingers Hand.
    Und dann erschien ihr Vater, flankiert
von zwei unterwürfigen Kellnern, an die er sich mit der überlauten, lustigen
Stimme wandte, die er immer einsetzte, wenn er wollte, daß alle seine Ankunft
mitbekamen.
    »Meine Töchter werden heute sieben!«
informierte er den älteren Kellner mit vertraulichem Zwinkern. »Rechnen Sie es
aus... ah, wie ich sehe, haben Sie es sofort verstanden. Schaltjahr, verstehen
Sie? Servieren Sie auch Minderjährigen Champagner? Ha, ha!«
    »Oh, das können wir sicher für Sie
arrangieren, Sir«, antwortete der Kellner mit einer Art unterwürfiger
Vertraulichkeit. »Mit drei Gläsern?«
    »Zwei«, unterbrach Ginger, die diese
Peinlichkeit nicht länger ertragen konnte. »Ich trinke Wodka.«
    »Drei«, überstimmte ihr Vater sie und
belohnte sie mit einem nachsichtigen Lächeln, das sie schrecklich herablassend
fand. Sie biß sich auf die Lippen.
    Pic stand auf und küßte ihn, deshalb
fühlte sie sich verpflichtet, es ihr gleichzutun. Ihr fiel auf, daß ihm Schweißtropfen
auf der Stirn standen, und als er sich in einen Sessel setzte, brauchte er
etwas Zeit, bis er wieder zu Atem kam.
    Geschieht dir recht nach all der
Angeberei, dachte sie und fragte sich, ob ihm bewußt war, wie unattraktiv er in
dem leuchtend marineblauen, doppelreihigen Nadelstreifenanzug aussah. In den
gedämpften Farben seiner ländlichen Kleidung gelang es ihm manchmal, auf leicht
übergewichtige, »mittelalterliche« Art und Weise ziemlich flott auszusehen,
aber die Stadtanzüge, die immer nach muffigen Zigarren zu stinken schienen,
standen ihm überhaupt nicht.
    Anstandslos nahm sie das
Champagnerglas. Sie spürte, daß Pic sich neben ihr auf dem Sofa verkrampfte,
als es gereicht wurde, und sie wollte ihrer Schwester nicht den Abend
verderben.
    »Wo ist Edward heute abend?« fragte
ihr Vater, nahm mit einer Hand sein Glas und lockerte mit der anderen die
Krawatte.
    »Er spielt Squash«, antwortete Pic.
    »Guter Mann«, gab ihr Vater mechanisch
zur Antwort.
    Es war seine Standardantwort auf jede Information
über seinen Schwiegersohn. Ginger fragte sich träge, ob er genau dasselbe sagen
würde, wenn Pic geantwortet hätte, daß Ed gerade dabei war, in einem Nachtclub
eine Hosteß durchzuficken. Wahrscheinlich schon, dachte sie, wenn man in
Betracht zog, daß seine Parteifreunde das als vollkommen akzeptables Verhalten
für verheiratete Familienväter mit traditionellen Werten ansahen.
    Er erhob sein Glas, um einen Toast
auszusprechen.
    Lammfromm erhoben auch die Zwillinge
ihre.
    »Auf meine himmlischen Zwillinge«,
verkündete er. »Alles Gute zum Geburtstag!«
    »Danke schön«, sagten sie beide und
fragten sich, ob man eigentlich auf sich selbst trinken durfte. Aber sie waren
erleichtert, daß er nicht versucht hatte, die anderen Gäste im Raum in
irgendeine schreckliche Huldigung miteinzubeziehen.
    »Nun, ich hatte keine Gelegenheit,
euch etwas zu kaufen, aber ich dachte, ihr würdet es vielleicht sowieso lieber
selbst tun«, sagte er und holte zwei House of Commons-Umschläge aus der Tasche.
»Nur zu, macht sie auf.«
    Darin war ein Blatt Briefpapier mit
dem Wappen des Unterhauses. Fast unleserlich hatte er darauf gekritzelt:
»Herzlichen

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