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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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an.
    »Warum?«
    »Damit wir nicht zu flüstern
brauchten.«
    »Ich weiß schon warum, ich meine, was
du mir aufschreiben wolltest...«, sagte Ginger und folgte ihr die Stufen hinauf
zum Ausgang.
    »Während du auf dem Klo warst, kam
jemand auf mich zu und sagte »Hallo, Ginger!«, und ich glaube, es war...« Sie
drehte sich herum und brach mitten im Satz ab, als sie sah, wer hinter ihrer
Schwester auf der Treppe ging.
    Jemand tippte ihr auf die Schulter.
»Hallo, Ginger.«
    Ginger drehte sich um.
    »Hallo, Charlie«, sagte sie. Sie
schaltete schnell und fügte hinzu: »Ich nehme an, du hast meine Schwester
bereits kennengelernt?«
    »Mir hat eine Ausgabe von dir auf der
Welt schon gereicht, aber auch noch gleich zwei davon...«, zog Charlie sie auf.
    »Keine Angst, Pic ist ganz anders als
ich«, informierte Ginger ihn.
    Es schien eine so widersprüchliche
Aussage zu sein, als sie dort neben jemandem mit identischem Gesicht und
Körperbau stand, daß Charlie laut loslachte.
    »Pic?« fragte er.
    »Kurzform von Patricia«, klärte Ginger
ihn auf. »Mein Vater ist mit Beatrix-Potter-Geschichten aufgewachsen, und er
dachte, es wäre lustig, wenn er uns Ginger und Pickles nennen könnte.«
    »Wie reizend englisch von ihm«, sagte
Charlies Begleiter, ein ziemlich gutaussehender Mann mittleren Alters mit
amerikanischem Akzent.
    Ginger lächelte ihn an. »Sie mußten ja
nicht damit groß werden«, sagte sie.
    »Na ja, ich denke, das ist besser als
Tabitha Twitchit... Oder Jemima Puddleduck«, warf Charlie ein und versuchte
sich noch an andere Beatrix-Potter-Namen zu erinnern. »Oder Flopsy und
Mopsy...«, fügte er hinzu, als sie zusammen die Treppe zum Foyer
hinuntergingen.
    Pic lachte höflich, als hätte sie das
zum ersten Mal jemanden sagen hören.
    Ginger fragte den Amerikaner, aus
welchem Teil der Vereinigten Staaten er kam.
    »Was habt ihr jetzt vor?« wollte
Charlie wissen, als sie auf die Straße traten und die winterliche Abendkälte
ihnen wie eine Ohrfeige ins Gesicht schlug.
    »Wir gehen was essen«, informierte
Ginger ihn kurzangebunden.
    »Habt ihr irgendwo einen Tisch
reserviert?« fragte Charlie.
    »Nein«, sagte Pic sofort. Als sie
Gingers Gesichtsausdruck sah, fügte sie schnell hinzu: »Du vielleicht,
Ginger...?«
    Ginger fiel so schnell nichts ein.
    »Eßt doch mit uns in meinem Club zu
Abend«, schlug Charlie sogleich vor.
    »Wir haben heute Geburtstag...«,
protestierte Ginger.
    »Ich bin sicher, sie haben auch
Kuchen, wenn es das ist, was dir Sorgen bereitet.«
    Pic lachte wieder. Ginger wünschte,
sie würde aufhören, ihn zu ermutigen. Charlie Prince bildete sich schon ohne
Pics Ermunterung genug auf seine geistreichen Sprüche ein. Sie starrte sie
finster an. Herausfordernd hielt Pic ihrem Blick stand. Es war klar, daß sie Charlies
Einladung annehmen wollte. Vielleicht reizte sie es, einen Abend mit zwei
ziemlich gutaussehenden Männern zu verbringen, dachte Ginger und wurde etwas
weicher. Pic kam schließlich nicht oft raus, und dieses Mediengeschwätz, das
Ginger so anödete, war für sie vielleicht recht aufregend.
    »Na gut.« Sie kapitulierte. Als die
Männer vor ihnen die Floral Street hinunterschlenderten, zischte sie: »Dafür
schuldest du mir was.«
    »Ach, sei doch nicht so ein Idiot«,
erwiderte Pic mit untypischer Schärfe.
    Sie gingen in den Club, in dem Robert
seine Weihnachtsparty gefeiert hatte, und das Essen war lustiger als erwartet.
Der Amerikaner war ein unabhängiger Finanzier, den Charlie dazu bringen wollte,
eines seiner Filmprojekte zu unterstützen. Kurz nachdem sie Platz genommen
hatten, dämmerte es Ginger, daß dieses Meeting sehr wichtig für Charlie war.
Nach der großzügigen Geste, die Zwillinge dazu einzuladen, wurde er jetzt
leicht nervös, weil sie den Deal, den er gerade zum Abschluß bringen wollte,
eventuell gefährden konnten. Das gab Ginger ein enormes Gefühl von Macht, aber
sie wollte es nicht ausnutzen, weil sie Charlies Verwundbarkeit in dieser
Situation amüsant und rührend fand.
    Als sie den Club verließen, hielt
Charlie ein Taxi an und gab dem Fahrer die Kontonummer seiner Firma. »Das geht
auf meine Rechnung«, befahl er, küßte Pic auf die Wange und verabschiedete sich
dann von Ginger. »Ich kann nicht glauben, daß du mir nicht erzählt hast, daß du
eine Zwillingsschwester hast«, schimpfte er mit ihr. »Und noch dazu eine so
schöne.«
    Was hätte das denn geändert, hätte sie
am liebsten gefragt. Oder vielleicht gehörte er zu den Männern,

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