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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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nicht einmal mehr vor, mit dem
Rauchen aufgehört zu haben, und erzählte jedem, der ihn fragte, daß ihm der
Druck der bevorstehenden Ofsted-Inspektion an die Nieren ging. Aber er wußte,
daß er nicht stark genug war, zwei Dinge zur selben Zeit aufzugeben. Alison und
Marlboro. Die Abhängigkeit von Alison manipulierte sein Gehirn noch heimlicher
und raffinierter als Nikotin.
    Am Valentinstag hatte er beschlossen,
daß er nicht so weitermachen konnte. Der Betrug machte ihn krank, und an den
ersten paar Tagen war es relativ leicht gewesen, nicht zum Telephon zu greifen,
besonders weil er sich sicher war, daß sie ihn nicht anrufen würde. Selbst wenn
sie wüßte, an welcher Schule er arbeitete, und er glaubte, daß sie ihn nie
danach gefragt hatte, würde sie es nicht riskieren, ihn dort anzurufen. Es war
nicht ihr Stil. Deshalb mußte er einfach nur durchhalten. Einfach nein sagen.
Das war wie beim Cold Turkey. Es würde bald besser werden.
    Er hatte recht damit, daß sie nicht
anrufen würde, aber besser wurde es nicht. Er hatte Alpträume, er würde ihr bei
Waitrose in die Arme laufen. Ein Zusammenstoß mit den Einkaufswagen, ein
Austausch schuldbewußter Blicke, und ihre Partner standen daneben und wußten
es. Dann, als er an einem Sonntagnachmittag mit Lia am Fluß entlang ging,
dachte er, er würde sie vor ihnen hergehen sehen, und ihr Mann schob den Kinderwagen.
Neil ging langsamer, täuschte Interesse an den Booten vor, hockte sich neben
Anouskas Buggy und zeigte auf die Schwäne. Als er sich wieder aufrichtete, sah
er voll Schrecken, daß die Familie vor ihnen sich auf eine Bank gesetzt hatte.
Er würde an ihnen vorbeigehen müssen. Er bekam weiche Knie. Erst als sie näher
kamen, sah er, daß sie es nicht war. Die Frau war kleiner, viel kleiner. Er
mußte Halluzinationen gehabt haben.
    Er fing an, an den Wochenenden zu
Hause zu bleiben. Lia ging allein weg, sah ihn besorgt an, traute sich aber
nicht so richtig, ihn zu fragen, was los war, obwohl sie wußte, daß etwas nicht
stimmte. Er belog sie immer noch, flüsterte die verräterische Sucht in ihm, es
waren nur winzige Nuancen. Es war Augenwischerei, sich vorzumachen, auf diese
Art sei es weniger unehrlich. Und das Telephon war wie ein Magnet, das ihn quer
durchs Zimmer anzog.
    Er versuchte es mit
Ablenkungstaktiken. Gartenarbeit. Das hatte ihn in Krisenzeiten schon immer
aufgefangen. Wie in dem Herbst, nachdem Alison zum College gegangen war, als er
täglich, sogar stündlich, alle Rosenbeete im Park gehackt und die Blätter
zusammengekehrt hatte, die nach dem heißesten Sommer seit Beginn der
Wetteraufzeichnung papiertrocken waren, und in die gut umgegrabenen Rabatten hunderte
Zwiebeln gepflanzt hatte. Zwiebeln, die sich den ganzen Winter über versteckten
und dann im nächsten Frühling in einer Explosion von Gold und Weiß zum Leben
erwachten.
    In ihrem langen, schmalen Garten
hinter dem Haus begab er sich an die Arbeit, jätete Unkraut und räumte die
Überbleibsel des Winters weg. Die Setzlinge, die er gekauft und ganz
optimistisch früh gepflanzt hatte, waren bei schwerem Frost erfroren, aber die
Frühlingszwiebeln kamen und blühten wie immer, doch selbst das erinnerte ihn daran,
daß er sie vermißte.
    Der Text von »These Foolish Things«,
den sie sich nach zwanzig Jahren durch ihre Valentinsbotschaften wieder in
Erinnerung gerufen hatten, ging ihm jetzt einfach nicht mehr aus dem Kopf. Er
hallte in seinem Kopf wider und verhöhnte ihn.
    First daffodils and long excited
cables ...
    Ja, erinnerte er sich, von Bitterkeit
überflutet, nachdem sie weg war, waren die Osterglocken wie immer gekommen, die
Telegramme jedoch nicht. Sie hatte weder angerufen noch einen Brief geschrieben
oder auch nur eine Postkarte mit einem roten Doppeldeckerbus geschickt, auf der
stand, daß es ihr in London zwar gutging, aber daß es aus war zwischen ihnen.
Er hätte es fast verstanden, wenn sie ihm geschrieben hätte, daß sie einen
anderen Jungen kennengelernt hatte, einen Studenten mit einem Schal, der mit
ihr über Theaterstücke und Bücher sprach, über Dinge, die sie mochte. Es wäre
zwar hart gewesen, aber fair. Wenigstens hätte er Bescheid gewußt. Doch es war,
als würde er nicht mehr existieren. Er hatte ihr ans College geschrieben, und
als er keine Antwort bekam, hatte er sich eingeredet, daß die Briefe verloren
gingen. Schließlich war es eine riesige Stadt. Als er endlich die
Telephonnummer ihrer Eltern in ihrem neuen Haus am Meer herausgefunden

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