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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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letzten Wochen hatten sie sich
angewöhnt, Ben gemeinsam bettfertig zu machen, wenn sie beide zu Hause waren.
Es hatte etwas sehr Beruhigendes, seinen pummeligen, kleinen Körper mit warmem
Wasser zu waschen und seine Entchen unterzutauchen. Stephen konnte dabei
wunderbar abschalten, und ihm war aufgefallen, daß Alison seit Ostern immer pünktlich
von der Arbeit nach Hause kam und sich ihnen anschloß. Es war, als hätte die
Nachricht über Lias Kind sie dermaßen beunruhigt, daß sie jeden einzelnen
Augenblick mit Ben schätzen gelernt hatte.
    Sie war wahnsinnig verängstigt
gewesen, als er ihr von Anouskas Krankheit erzählt hatte, und diese Angst war
sie seitdem anscheinend nicht mehr losgeworden. Er sah die ständige Anspannung
in ihrem Gesicht, die Falten entstehen ließ, wo die Haut vorher glatt gewesen
war. Jedes unerwartete Geräusch, von der Türklingel bis zu einem klirrenden
Rohr auf dem Speicher, ließ sie jetzt zusammenfahren. Er war sich bewußt, daß
er gegen Tod und Krankheit abgehärteter war als andere Menschen. Das war der
Vorteil, oder der Nachteil, seines Berufes, aber er fand, daß sie zu extrem
reagierte, und es machte ihm Sorgen.
    Er hob Ben aus der Badewanne, und
Alison hüllte ihn in ein riesiges, weißes Handtuch. Sie trocknete ihn ab und
kitzelte ihn. Es war schön anzusehen, wie Mutter und Baby miteinander
kommunizierten. Es faszinierte ihn.
    »Wann wolltest du denn fahren?« fragte
Stephen, als sie beide einen Arm und ein Bein von Ben in den Strampelanzug mit
Pu dem Bären schoben.
    »Dieses Wochenende. Ich nehme die
zweite Wochenhälfte frei und bleibe bis Sonntag, wenn du nichts dagegen hast.«
    »Gut.«
    »Mußt du arbeiten?« fragte sie ihn.
    »Ja«, seufzte er. »Nimmst du Justine
mit?«
    »Nein, ich dachte, ich bitte sie, zu
Lia zu gehen und ihr zu helfen. Das Baby ist inzwischen aus dem Krankenhaus
entlassen«, erklärte sie.
    »Wir könnten ihr doch einfach frei
geben«, schlug Stephen vor.
    »Nein. Sie mag Lia. Sie treffen sich
sowieso. Es wäre eine Möglichkeit für mich zu helfen.«
    Der Gedanke, jemandem sein
Kindermädchen zu schicken, erschien ihm seltsam feudal. Ihm war das Risiko
bewußt, Lia und den ziemlich reizbaren Mann, mit dem sie zusammenlebte, dadurch
zu beleidigen, aber er sagte nichts. Es hatte ihn überrascht, daß Alison Lia
nicht im Krankenhaus besucht hatte. Sie hatte ihre Arbeit als Entschuldigung
vorgeschoben und Blumen geschickt. Es kam ihm so vor, als wollte sie sich der
Sache nicht stellen. Das war nur eine der vielen kleinen Absonderlichkeiten in
ihrem Verhalten, die ihm Sorge bereiteten.
    »Laß dich nicht von deiner Mutter
unterkriegen«, sagte er freundlich und nahm ihre Hand, als sie bei Ben das
Licht ausschalteten und das Kinderzimmer verließen.
    »Ich habe nicht vor, viel mit ihr zu
unternehmen. Sie kann nach Herzenslust mit Ben spielen und nahrhaftes Essen für
mich kochen, während ich am Meer spazierengehe...«
    »Gut«, sagte er. »Ich freue mich sehr,
das zu hören.«
     
    Lia lag unter dem Apfelbaum im Garten
in einem Lehnstuhl. Im Kinderwagen neben ihr schlief Anouska. Es war ein
wunderschöner, warmer Tag, das Abendessen war im Ofen, und an der Leine
flatterte saubere Wäsche. Wenn ihr vor einem Jahr jemand gesagt hätte, es würde
eine Zeit geben, in der ein Tag danach beurteilt wurde, wie viele
Wäscheladungen man trocken bekam, oder wieviel Babynahrung Annie bei sich
behalten hatte, hätte sie ihn ausgelacht. Aber genau darum ging es, wenn man sich
um ein Baby kümmerte, und solange Anouska sich weiterhin so gut entwickelte,
war sie damit zufrieden.
    Als sie Anouska endlich mit nach Hause
nehmen konnten, hatte Lia angenommen, daß sie die Sorgen hinter sich lassen und
ihre alte Routine wieder aufnehmen könnte. Doch die Angst folgte ihr nach
Hause. Die Ultraschalluntersuchung in Great Ormond Street hatte ergeben, daß
der Virus die Arterien nicht geschädigt hatte, aber die Ärzte wollten in ein
paar Wochen noch eine zweite Untersuchung. Annie mußte nur mit einer kleinen
täglichen Dosis Aspirin nachbehandelt werden, was ja sehr einfach klang, aber
in dem Moment, als der rote Peugeot vom Krankenhausparkplatz fuhr, war Lia von
einer nahezu lähmenden Panik erfaßt worden. In der Klinik gab es Personal und
Apparate zum Schutze Anouskas. Außerhalb der Krankenhausmauern hing es einzig
und allein von ihr ab.
    Am ersten Tag war ihr schleierhaft
gewesen, wie sie das überstehen sollten. Die Belastung war einfach zu groß.
Beim kleinsten

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