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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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sagen.
    Alison sah auf. »Oh... Hallo.«
    »Ihr Kleid gefällt mir. Wo haben Sie
es gekauft? Oder ist das eine indiskrete Frage?« sagte Lia, der inzwischen
eingefallen war, daß es sich um die Frau handelte, die in Ohnmacht gefallen
war.
    »Nein, überhaupt nicht.« Alisons
Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. »Bei Harvey Nichols, aber ich hätte mich
treten können, weil sie fast dasselbe auch bei Monsoon haben.«
    »Es ist hübsch, so farbenfroh«, sagte
Lia. »Geht es Ihnen gut?« fügte sie hinzu.
    »Ja. Danke«, antwortete Alison, aber
sie sah mißtrauisch aus. Vielleicht wollte sie nicht an den Vorfall erinnert
werden.
    Die Kassiererin nahm Alisons
Kreditkarte und zog sie schwungvoll durch die Kasse. Lia legte ihre Einkäufe,
eine Flasche Gingerale und ein Pfund Würstchen, auf das Förderband und half
Alison beim Einpacken.
    »Es ist schon in Ordnung, wirklich.
Danke«, sagte Alison, unterschrieb die Quittung und lud die Taschen in ihren
Einkaufswagen.
    »Sind Sie mit dem Auto hier?« fragte
Lia sie, die bar bezahlte und ihr zum Ausgang folgte.
    »Ja.« Dann, als würde sie sich
plötzlich an ihre gute Erziehung erinnern, fügte sie hinzu: »Und Sie?«
    »Ähm, nein. Wir haben keins.«
    »Kann ich Sie mitnehmen?«
    Die Einladung war eher eine höfliche
Floskel als ernst gemeint.
    »Nein danke. Ich habe nicht viel zu
tragen!« Lia lächelte sie an und schwang ihre Plastiktüte wie ein Pendel.
    Beim Aufzug zum Parkplatz blieben sie
stehen.
    »Hey, ich wollte mich gerade an den
Fluß setzen und das hier trinken... Wollen Sie nicht mitkommen?« Lia machte
einen letzten Versuch.
    Anstatt zu antworten, blickte Alison
nur auf ihren beladenen Einkaufswagen.
    »Sie könnten das zuerst ins Auto
bringen«, schlug Lia vor.
    »Oh, na gut. Okay«, antwortete Alison,
der keine Ausrede mehr einfiel.
     
    Der Bürgersteig auf der engen Straße,
die zum Flußufer hinunterführte, war gerade breit genug für eine Schwangere.
Lia ging vor, und Alison, die ihr folgte, bemerkte, wie die Leute, die auf die
Straße traten, um sie vorbeizulassen, nicht anders konnten als über ihre
natürliche Schönheit und ihren enorm dicken Bauch, der an einem so schlanken
Körper fast fehl am Platz wirkte, zu lächeln.
    Sie setzten sich auf eine Bank. Lia
drehte das Siegel der Limonadenflasche ohne Kohlensäure auf und bot Alison den
ersten Schluck an. Ein paar Minuten lang schwiegen beide. An der Mole ließ ein
Flußboot seine Motoren an und machte einen Höllenlärm, der langsam leiser
wurde, als es davontuckerte, bis das Geräusch mit dem Brummen der Stadt im
Hintergrund verschmolz und das Plätschern des Kielwassers ans Ufer in den
Vordergrund trat.
    »Manchmal vergesse ich, wie angenehm
es ist, am Wasser zu sitzen, wenn es heiß ist«, sagte Alison und rutschte mit
den Ledersohlen ihrer schmalen italienischen Schuhe auf dem Kiesweg hin und
her. »Ist das nicht verrückt? Man kauft sich ein Haus in einem schönen
Stadtteil beim Fluß, und dann ist man so beschäftigt, daß man es kaum zu
Gesicht bekommt. Wenn ich dran denke, wie gern ich in London leben wollte...
Und jetzt, wo ich hier bin, verbringe ich all meine Zeit in zwei Räumen: meinem
Schlafzimmer und meinem Büro — in dreien, wenn man den wöchentlichen Ausflug zu
Waitrose mitzählt!«
    »Ich verbringe viel Zeit in unserem
Garten«, sagte Lia. »Aber wenn ich mich einsam fühle, komme ich hierher.«
    Nach diesem leicht melancholischen
Eingeständnis, einsam zu sein, ergriff Alison ein starkes Schuldgefühl, weil
sie vorhin so unfreundlich gewesen war. Sie sah schnell zu ihrer Begleiterin
herüber, die auf den Fluß hinaus starrte.
    »Sie sind schön braun«, sagte Alison
und bewunderte ihre dünnen Arme.
    »Ich war noch nie so braun, nicht
einmal in Portugal. Es muß etwas mit unserem >Zustand< zu tun haben«,
sagte Lia und streckte die Arme nach vorne. »Na ja, wenigstens hat es auch ein
paar Vorteile...«, fügte sie hinzu.
    »Welchen noch?« fragte Alison
lächelnd.
    Lia stützte das Kinn auf und dachte
übertrieben ernsthaft nach.
    »Nein, das war alles!« sagte sie
lachend.
    »Eindeutig!« sagte Alison, die sich
langsam entspannte. »Die Nachteile dagegen...«
    »Wieviel Zeit haben Sie?« fragte Lia.
    Sie fingen an, Dinge aufzuzählen, die
sie ärgerten: Zum Beispiel, daß sich jeder, von der Familie angefangen bis hin
zu Verkäuferinnen, berufen fühlte, seinen Kommentar über ihren Umfang
abzugeben.
    »Ich bin heute schon zweimal gefragt
worden, ob es Zwillinge sind«,

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