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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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gestand Alison. »Es ist so, als ob einem sein
Körper total egal sei, nur weil man jetzt schwanger ist. Würden Sie etwa
jemanden, der nicht schwanger ist, fragen, warum er so fett ist?«
    »Und die Leute wollen ständig das
Geschlecht des Babys wissen«, stimmte Lia ein. »Glauben Sie, es wird ein Junge
oder ein Mädchen? Was wäre Ihnen denn lieber? Als ob man das irgendwie
beeinflussen könnte!«
    »Genau, und dann: >Wissen Sie
schon, wie es heißen soll?<« sagte Alison.
    »Und ich habe so die Nase voll vom
Herumliegen... Ich konnte die letzten sechs Wochen überhaupt nicht arbeiten;
sie dachten, ich hätte ein hohes Eklampsie-Risiko...«, erklärte Lia.
    »Gott, Sie Ärmste. Und ich beschwere
mich schon nach weniger als einer Woche!« lachte Alison.
    Sie wurde schon wieder unruhig. Es war
zu heiß, um viel zu unternehmen, und sie hatte das Gefühl, ihre Zeit zu
vergeuden, .9 wenn sie zu Hause vor einem Ventilator saß, wo sie doch währenddessen
in ihrem kühlen Büro sämtliche Ausgaben bis Weihnachten hätte planen können. Da
sie niemanden hatte, mit dem sie reden konnte, hatte sie sich dabei ertappt,
wie sie ständig an längst vergangene Gespräche dachte. Zum Beispiel
wiederholten sich Ramonas Andeutungen über Leute, die sie von ihrem
Arbeitsplatz verdrängen wollten, ständig in ihrem Kopf, als litte sie an
Verdauungsstörungen des Gehirns, bis sie fast zum Hörer griff, um den
Herausgeber um eine Wiedereinstellungsgarantie zu bitten. Während sie
arbeitete, hatte sie sich nach der Ruhe ihres Hauses gesehnt und sich darauf
gefreut, Zeit für sich zu haben, Zeit, die ihr zustand, eine Zeitspanne, die
länger war als jeder Urlaub, den sie seit der Universität genommen hatte. Doch
jetzt, wo sie zu Hause war, schien sie unfähig zu sein, sich auch nur eine
Sekunde zu entspannen. Sie wußte einfach nicht, was sie anstellen sollte.
    »Klingt, als wäre Ihr Job sehr
stressig«, sagte Lia.
    »Stimmt, aber ich glaube, das gefällt
mir sogar irgendwie«, gestand Alison. »Ich glaube, ich bin der geborene
Büromensch, obwohl ich noch letzte Woche gesagt hätte, ich würde lieber heute
als morgen aufhören!«
    Es war eine Erleichterung, mit
jemandem darüber zu sprechen. Sie merkte, wie die Worte wie Blasen in ihr
aufstiegen und heraussprudelten, und war erstaunt, wie leicht es ihr fiel,
jemandem, den sie nicht kannte, zu erklären, was sie empfunden hatte.
Vielleicht fiel ihr das Reden nur leichter, weil sie sie nicht kannte, dachte
Alison. Vielleicht, dachte sie und mißtraute sich selbst, enthüllte sie in
Wirklichkeit sehr wenig von Wichtigkeit, wiegte die Frau in trügerischer
Sicherheit, in der Hoffnung, daß Lia, wenn sie sich traute, ihr all die Fragen
zu stellen, die sie wollte, automatisch antworten würde, ohne darüber
nachzudenken, warum sie das wissen wollte. Diese Technik hatte sie erfolgreich
bei Interviews angewandt. Bei Frauen funktionierte das immer. Nur wenige
konnten einem Austausch von Vertraulichkeiten widerstehen. Bei Männern war es
manchmal schwieriger, an Informationen zu gelangen.
    Und trotzdem stellte sie fest, daß sie
es, als sich die Gelegenheit bot, absichtlich vermied, Lia irgendeine dieser
Fragen zu stellen. Lia erzählte freiwillig, daß sie ihren Partner genau vor
einem Jahr in Portugal kennengelernt hatte, doch anstatt nach Einzelheiten zu
fragen, lenkte Alison mit Fragen über ihren Job und das Leben in Portugal vom
Thema ab.
    »Portugal ist toll«, antwortete Lia
schlicht. »Besser als Malaga, wo ich davor war.«
    »Haben Sie lange im Ausland gelebt?«
    »Seitdem ich von Zuhause weg bin«,
sagte Lia. Dann, als hätte sie es niemals zuvor ausgerechnet, runzelte sie die
Stirn und fügte hinzu: »Muß mehr als zehn Jahre gewesen sein, an verschiedenen
Orten. Zuerst war ich auf Mallorca. Ich war achtzehn, und es war mein erster
Urlaub im Ausland. Ich und meine Freundin haben einfach beschlossen zu bleiben.
Wir haben ein bißchen gekellnert, dann hatte sie die Nase voll und ging zurück
nach England. Ich bin weitergezogen.«
    »Wie fanden Ihre Eltern das?« fragte
Alison, die Lias Alter schätzte. Das war bei einer Schwangeren schwer zu sagen.
Achtundzwanzig. Zehn Jahre jünger als sie. Ein eifersüchtiger Stich.
    »Keine Ahnung«, sagte Lia.
    Alison versuchte sich vorzustellen,
wie es wäre, so überzeugend unabhängig von seinen Eltern zu sein. Sie rechnete
aus, daß es über fünfzehn Jahre her war, seitdem sie selbst richtig zu Hause
ausgezogen war, nach der Uni, ihre Kisten

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