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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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wollte nur eine
Auskunft.«
    »Was für eine?«
    »Ach, hab ich vergessen. Und außerdem,
wen interessiert das überhaupt?« fragte sie ungeduldig.
    Sie hatte es nicht vergessen. Sie
erinnerte sich an jedes einzelne Wort, das sie gesprochen hatten, als sie
Charlie zurückgerufen hatte. Es hatte mit einem völligen Durcheinander
angefangen. Als die Dame am Empfang sie nach ihrem Namen fragte, hatte sie
gesagt: »Virginia Prospect.«
    Ein paar Sekunden lang dudelte ihr ein
vom Computer gespieltes >Greensleeves< in den Ohren.
    »Wie war Ihr Name bitte?« Die
Empfangsdame war wieder
    der Leitung.
    »Sagen Sie ihm, hier ist Ginger«,
sagte Ginger, die sich schon damit abgefunden hatte, daß ihre Versuche,
würdevoll zu erscheinen, selten von Erfolg gekrönt waren.
    »Ginger!« Plötzlich war er dran, und
sie bemerkte, daß all die Stunden, die sie mit Pic damit verbracht hatte, sich
auf das Gespräch vorzubereiten, und alle Proben vor dem Spiegel reine
Zeitverschwendung gewesen waren. Sie hatte keinen Schimmer, was sie sagen
sollte.
    »Ja?« antwortete sie schließlich, weil
jemand das Schweigen brechen mußte.
    Sofort ging ihr auf, daß sie einfach
im selben Tonfall »Charlie!« hätte sagen sollen, aber die Gelegenheit hatte sie
verpaßt.
    »Wie geht’s dir so nach all der Zeit?«
fragte Charlie.
    War das seine Art zu sagen, daß er es
wußte?
    »Gut«, sagte sie vorsichtig.
    »Die Arbeit?«
    Er rief also wirklich geschäftlich an.
Sie entspannte sich langsam. »Die Arbeit ist okay. Was kann ich für dich tun?«
fragte sie kurz angebunden.
    »Ich habe mich gefragt, ob du nächste
Woche mal Zeit hast, mit mir zum Lunch zu gehen.«
    Lunch. Er mußte auf einen sehr großen
Gefallen aus sein. Charlie gehörte zu den Leuten, die schon Monate im voraus
ihre Lunchverabredungen planten. Ginger überkam plötzlich eine würdevolle
Anwandlung. Was bildete er sich eigentlich ein, zu glauben, daß sie sich mit
einem verbrannten Thunfischsteak bestechen lassen und ihm irgendeine wertvolle,
zweifellos vertrauliche Information verraten wüde?
    »Nein, tut mir leid«, antwortete sie
und war überrascht, sich das sagen zu hören.
    »Ach, komm schon!« Charlie war daran
gewöhnt, seinen Willen durchzusetzen. »Kannst du nicht was absagen?«
    Ginger, deren Terminkalender in ihrer
letzten Arbeitswoche vollkommen leer war, fing langsam an, sich zu amüsieren.
»Tut mir leid, nein. Ich bin nächste Woche sehr beschäftigt, und dann bin ich
eine Weile im Urlaub.« Sie hielt sich weiterhin bedeckt.
    »Oh. Fährst du weg?«
    «Nein. Aber was wolltest du mich denn
eigentlich fragen?«
    »Ich würde das lieber nicht am
Telephon besprechen«, sagte Charlie. »Das könnte für dich problematisch
werden.«
    »Du lieber Himmel«, antwortete sie
wütend. »Ich werde dir schon sagen, wenn es problematisch ist, dann kannst du
dich bei jemand anderem einschleimen, um an deine Information zu kommen.«
    »Was für eine Information?« fragte
Charlie und sagte dann, als bei ihm der Groschen fiel: »Hör zu, vergiß es.
Bye!«
    Ginger hatte sehr selbstzufrieden
aufgelegt. Das Gespräch war zwar nicht gerade so verlaufen, wie sie es mit Pic
geplant hatte, aber das Ergebnis war dasselbe gewesen. Sie glaubte nicht, daß
Charlie Prince sie noch einmal belästigen würde. Wenn ihm das nächste Mal
einfiel, nach einer Party eine Sekretärin flachzulegen, sie mit Komplimenten
und Alkohol zu überhäufen, würde er vielleicht nachdenken, bevor er aus dem
Bett kroch, während sie noch schlief, und mit einem ihrer besten Lippenstifte
ein Herz auf den Wohnzimmerspiegel malte, und dann nie wieder anrief, nicht
einmal um zu fragen, ob sie sich von ihrem Kater erholt hatte.
    »Ach, komm schon, sag es mir«, redete
Robert ihr gut zu. »Was hat er gesagt?«
    »Nein«, antwortete Ginger
eingeschnappt.
    »Ich habe mich nur gefragt...« Wenn
Robert irgendwo interessanten Klatsch witterte, gab er nicht auf.
    »Na, dann frag dich irgendwo anders«,
fauchte sie. »Das ist eine Entbindungsstation, denk dran. Du darfst mich nicht
aufregen.«
    »Es ist nur... Ich war vor kurzem zum
Lunch mit ihm verabredet, und ich hatte ganz klar den Eindruck, daß er
versuchte, mich über dich auszuhorchen.« Robert warf den Köder ganz beiläufig
aus.
    »Du hast ihm doch nichts erzählt
über...?« fragte Ginger leicht panisch und deutete mit dem Kopf auf den
Plexiglasbehälter, in dem ihr Kind schlief.
    »Natürlich nicht«, sagte Robert
heftig. »Auf alle Fälle schien er sich viel mehr für

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