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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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mehr, und irgendwie war sie nicht dazu gekommen, sich auf der Party noch
mit irgend jemand anders zu unterhalten.
    »Versuchst wohl, dich hochzuschlafen?«
hatte Robert sie gehässig gefragt, als er sich mit einer weiteren Flasche
Bollinger vorbeidrückte.
    Verärgert über ihre Entscheidung, das
Baby zu bekommen, war er drei Monate später noch grausamer gewesen.
    »Es gibt eine Menge Frauen, die für
einen Job die Beine breit machen. Aber du bist die einzige aus meinem
Bekanntenkreis, die es schafft, sich ihre Karriere dadurch zu ruinieren.«
    »Alle meine Freunde dachten, ich
spinne«, erzählte Ginger Lia und Alison. »Oder daß ich es nur als Vorwand
nehme, weil ich nicht das Zeug zu einer Superkarriere beim Fernsehen habe.
Vielleicht habe ich das auch nicht«, sagte sie ungewöhnlich mutlos.
    Wenn man an einem sonnigen
Septembervormittag in Kew Gardens ein Sandwich aß, war es schwer, sich
vorzustellen, freiwillig in die bedrückende Atmosphäre der BBC zurückzugehen.
Das große, häßliche Gebäude in der Einöde von White City mit seinem düsteren
Korridorlabyrinth und den geschlossenen Bürotüren war so kreativitätsfördernd
wie die nichtssagenden Stockwerke eines Hotels im ehemaligen Ostblock. Doch sie
wußte, daß sie zurückgehen mußte, weil sie sonst ihren Anspruch auf
Mutterschaftsgeld verlor, das sie jetzt, wo sie das an Bedingungen geknüpfte
Hilfsangebot ihrer Eltern ausgeschlagen hatte, noch nötiger hatte als vorher.
    »Wie ist das bei dir?« wandte sich
Ginger an Lia. »Fängst du wieder an zu arbeiten?«
    »Darüber habe ich mir noch keine
Gedanken gemacht«, sagte Lia. »Aber ich habe auch keine Superkarriere.«
    Ginger lächelte, weil sie die
Anspielung bemerkte.
    »Ich hatte schon ’ne Menge Jobs, aber
die waren alle ziemlich scheiße. Ihr wißt schon. Kellnerin, Köchin, vor Discos
stehen, um Typen reinzulocken — alles, was so anfiel. Ich hab sogar in Portugal
ein bißchen Englisch unterrichtet, aber das ist hier ja nicht so angesagt.
Außerdem habe ich keine Ausbildung. Wenn ich wieder kellnern würde, könnte ich
von dem Geld nicht mal eine Tagesmutter für Anouska bezahlen...«
    »Ich hab auch mal gekellnert«, sagte
Ginger. »Bis ich einer Frau Sahnesauce über die Versaceklamotten gekippt habe.
Jedenfalls hat sie behauptet, sie seien von Versace, aber das war
wahrscheinlich nur wegen der Versicherung...«
    »Kann ganz witzig sein«, sagte Lia.
»Aber ich glaube, ich kümmere mich lieber um Anouska.«
     
    Keine Arbeit zu haben, kein eigenes
Einkommen, keine Unabhängigkeit — das klang furchtbar für Alison. Und trotzdem,
dachte sie, als sie sich von den anderen verabschiedete und langsam den
Kinderwagen ihre Straße hinunterschob, an den großen Einfamilienhäusern mit
ihren Kieseinfahrten und teuren Autos vorbei, schien Lia vollkommen mit sich im
Einklang zu sein, wenn sie dort saß und wie eine Madonna im Weingarten ihr Baby
stillte. Ob sie schon immer so gewesen war? fragte sich Alison und versuchte
ihre plötzliche Eifersucht zu unterdrücken. Oder lag der Schlüssel zum Glück in
ihrer Beziehung mit Neil?
    Ich könnte mit ihm zusammensein,
dachte Alison und erinnerte sich mit fast unerträglicher Deutlichkeit an den
Moment, als er ihr einen Heiratsantrag gemacht hatte.
    Es war an einem dieser wahnsinnig
warmen Abende, fast zwei Jahre, nachdem sie sich kennengelernt hatten. Sie
saßen mitten im schaurig-verlassenen Park auf den Schaukeln. Der Duft von
Tabakpflanzen erfüllte die Luft, und die Ketten der Schaukeln quietschten
rhythmisch, als sie nebeneinander vor und zurück schwangen.
    »Du lachst mich doch nicht aus, wenn
ich dir jetzt was sage, oder?« fragte Neil plötzlich.
    »Kommt drauf an, was es ist«,
antwortete sie und richtete den Blick entschlossen auf das Klettergerüst vor
ihnen. Sie wußte, daß es etwas Bedeutungsvolles sein würde. Sie hatte gespürt,
wie er in der Stille all seinen Mut zusammengenommen hatte.
    »Ich liebe dich, das ist es«, sagte
er.
    Ihr Puls schlug heftig gegen den
harten, warmen Schaukelsitz.
    »Ich möchte dich heiraten...« Jetzt,
wo er einmal angefangen hatte, kamen die Worte wie von selbst. »Ich will bis in
alle Ewigkeit mit dir zusammenleben.« Er wandte den Kopf und sah sie an, als
ihm plötzlich bewußt wurde, daß sie nichts gesagt hatte.
    »Nein«, sagte sie und blickte weiter
geradeaus. »Sag das nicht. Das ist noch zu weit weg. Es reicht, wenn wir uns
jetzt lieben...«
    »Liebst du mich denn?« unterbrach er
sie, schrecklich

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