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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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sein Motorrad neben dem vor sich hinrostenden, alten Zephyr mit
abmontierten Rädern ab, den Pete schon jahrelang besaß und in seiner früheren
blaßrosa Pracht wiederauferstehen lassen wollte. Er hatte versprochen, seine
älteste Tochter Wendy darin zu ihrer Hochzeit zu fahren, aber als es soweit
war, hatten sie statt dessen einen weißen Jaguar mieten müssen.
    Die nackte Hundertwattbirne, die von
einem Verlängerungskabel baumelte, das über die Dachsparren des Schuppens
gespannt war, brannte hell. Neil nahm den Helm ab und schlenderte hinein.
»Hallo?«
    »Himmel, ich hab dich gar nicht kommen
hören, Kumpel.« Pete kam auf einem Rollbrett unter einem Lieferwagen
hervorgerutscht. Sein lächelndes Gesicht war ölverschmiert. »Wart ’nen Moment,
dann komm ich.«
    »Mach erst in Ruhe fertig«, sagte Neil
und zog seine Stulpenhandschuhe aus. »Ich geh rein zu Cheryl.«
    Er lief zur Milchglastür an der Seite
des Hauses, klopfte und trat ein.
    Seine Schwägerin, die gerade beim
Würstchenbraten war, sah vom Herd auf und lächelte ihn an. »Hallo, Fremder!«
    »Hi«, sagte er und atmete den warmen
Küchenmief ein. Er lockerte den langen Schal, den er sich mehrmals um den Hals
geschlungen hatte.
    »Mit der Maschine da?« fragte sie
unnötigerweise. Er trug eine Motorradhose aus Leder, die am Knie gerippt war,
und seine verbeulte alte Lederjacke. Sein Gesicht war vom Wind gerötet.
    »Ganz schön kalt geworden, was?«
    »Ja«, sagte er, zog sich einen Stuhl
heran und setzte sich.
    »Schon gegessen?« fragte sie ihn.
    »Seit dem Lunch nichts mehr.« Er
lächelte sie an, als sie vier Würstchen auf einen Teller häufte und mit der
Gabel auf einen eingepackten Brotlaib zeigte, der auf dem Tisch lag.
    »Mach dir ein Sandwich«, sagte sie.
»Margarine und Ketchup sind beim Toaster.«
    Er begab sich an die Arbeit. Er
beschmierte dicke Brotscheiben mit Margarine aus einem Familienbecher und
schichtete die heißen Würstchen darauf, so daß das Fett den gelben Aufstrich
zum Schmelzen brachte, und das köstliche braune Gemisch in das weiche Weißbrot
sickerte. Er nahm das Sandwich in beide Hände, bewunderte seine Konstruktion
und öffnete den Mund weit.
    Cheryl stellte eine Tasse heißen,
starken Tee neben seinen Teller und setzte sich ihm gegenüber. In der riesigen
schwarzen Pfanne spritzten und brutzelten noch mehr Würstchen.
    »Was treibt dich an so ’nem Abend zu
uns raus?« fragte sie ihn.
    »Hatte Lust auf ’ne kleine
Spritztour«, sagte er mit vollem Mund.
    »Ist Lia okay?«
    Er nickte.
    »Und das Baby?«
    »Dem geht’s gut, ja... Wie steht’s mit
eurer Bande?«
    »Seh die Jungs im Moment nicht oft.
Fußball. Wenn sie nicht auf dem Platz sind, hocken sie bei Freunden vor der
Glotze und sehen Sky TV Heute abend sind sie beim Feuerwerk. Sie haben beim
Guy-Fawkes-Feuer geholfen. Wir gehen später auch hin, wenn du Lust hast. Wendy
geht’s gut. Sie kriegt schon wieder eins... Hat Pete es dir gesagt?« fügte sie
hinzu und legte die Hand auf ihren Bauch.
    »Was denn?« fragte er und trank
glucksend einen Schluck Tee.
    »Ich bin wieder schwanger.« Sie
lächelte. »Wir haben nach Petes Vierzigstem nicht aufgepaßt... Aber ich bin
ganz glücklich darüber. Vielleicht können wir es diesmal genießen.«
    »Na dann«, sagte Neil verdutzt.
    »Stell dir das bloß vor«, sagte
Cheryl. »Eines meiner Enkelkinder wird älter sein als mein eigenes Baby!«
    Es war unmöglich, sie sich als
Großmutter vorzustellen. Sie sah mehr oder weniger genauso aus wie vor zwanzig
Jahren, als sie seinen Bruder geheiratet hatte. Ein paar Fältchen um die Augen,
eine natürlichere Blondtönung im Haar, und sie sah jetzt nicht so schwanger aus
wie damals, dachte er trocken.
    Es mußte hart gewesen sein, ein Baby
in einem Wohnwagen großzuziehen. Ihm war schleierhaft, wie sie das geschafft
hatten. Wendy hatte einen Großteil ihrer frühen Kindheit bei seiner Mutter
verbracht, während Cheryl und Pete so viel arbeiteten, wie es nur ging, damit
sie ihre Sozialwohnung so hübsch wie möglich einrichten konnten, wenn sie
endlich auf der Warteliste ganz oben standen. Sie hatten ein paar Jahre
gewartet, bevor sie sich noch mehr Kinder anschafften — zwei Jungs kurz
hintereinander. Und jetzt, nach all dieser Zeit, würden sie ein viertes Kind
bekommen.
    »Ist doch schön für Anouska, einen
Cousin oder eine Cousine im selben Alter zu kriegen, oder?« fragte Cheryl ihn.
    Er unterdrückte die Gereiztheit, die
immer in ihm aufstieg, wenn er den Namen

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