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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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hatte stets
die passenden Accessoires. »Ich könnte ein wenig Hilfe gebrauchen. Ich hab das
Gefühl, daß ich aus schwarzen Miniröcken und Doc Martens langsam rausgewachsen
bin, und nicht nur, was meine Figur betrifft. Ich hätte gern etwas .,.«
    »Kultivierteres?« beendete Alison den
Satz für sie.
    »Genau«, sagte Ginger, der das Wort
gefiel. »Etwas Kultivierteres.«
    In der nächsten Stunde wurde sie in
Geschäfte geschleppt, die sie sonst nie im Traum betreten hätte. Es war eine
ähnliche Erfahrung wie damals, als sie und Pic zum ersten Mal zu Hause auf den
Dachboden gegangen waren und die Schrankkoffer mit Hermiones
i93oer-Ballkleidern geöffnet hatten.
    Alison brauchte eine Weile, Ginger
dazu zu überreden, etwas anzuprobieren, das weder schwarz noch neonfarben war,
aber nach ein wenig gutem Zureden gefiel es ihr, sich die verschiedensten
Farben und Stoffe heraussuchen zu lassen. Alison fühlte sich wie bei ihrem ersten
Job als Journalistin, als sie der Moderedakteurin eines Frauenmagazins
assistiert hatte und oft bei Phototerminen aushelfen mußte. Außer daß Ginger
viel angenehmere Gesellschaft war als die meisten der zickigen Models, mit
denen sie damals zusammengearbeitet hatte. Sie hatte sich in Gingers Gegenwart
schon immer wohl gefühlt. Sie war offen und ehrlich und sagte, was sie dachte,
ob man es nun hören wollte oder nicht.
    »Was hältst du von Rot?« fragte Alison
sie und sah ein paar Kleider an einer glänzenden Stange durch.
    »Nicht viel. Hab ich noch nie
angehabt«, sagte Ginger, die nicht richtig zuhörte.
    »Aber dein Teint ist einfach perfekt
für Rot...«, sagte Alison, die Gingers makellose blasse Haut, ihre
vergißmeinnichtblauen Augen und die dunklen Augenbrauen einer eingehenden
Prüfung unterzog.
    »Findest du?« fragte Ginger
beunruhigt. »Ich dachte, Rot wäre was für Brünette mit dunklem Teint.«
    »Blondinen können es auch gut tragen.«
    »Ich bin gar keine echte Blondine«,
gab Ginger zu und hob unnötigerweise eine Haarsträhne in die Luft, die unten
platinblond und an der Wurzel hellbraun war.
    »Na ja, aber deine Haut ist sehr
hell... Und du solltest dir vor der Party die Spitzen schneiden lassen«, sagte
Alison, die ihre Aufgabe als Modeberaterin sehr ernst nahm. »Dir würde so ein
französischer Haarschnitt, wie Juliette Binoche ihn hat, sehr gut stehen. —
Weißt du, was ich meine? Du hast die richtige Gesichtsform dafür, und dein
Gesicht ist so weiblich, daß man dich niemals für einen Jungen halten würde.«
    »Okay«, sagte Ginger zweifelnd.
    Alison hielt ein kurzes, purpurrotes
Kleid aus Kräuselsamt hoch und lachte, als sich Gingers Augen weiteten.
    »Los, probier das mal an. Das sieht
bestimmt superb aus.«
    Überraschenderweise tat es das
wirklich. Das Kleid war schlicht — nur zwei Stoffrechtecke, die zwischen den
Schultern mit einem einzigen Stich vernäht waren — aber so fachmännisch
geschnitten, daß das Material in lockeren Falten herabfiel. Der Stoff war
prächtig und schimmerte bei jeder unsicheren Bewegung der zierlichen Ginger.
    »Du siehst aus wie eine Million
Dollar«, sagte Alison.
    »Wahrscheinlich, weil es fast
genausoviel kostet«, sagte Ginger, die auf das Preisschild schaute und
feststellte, daß es fast zehnmal so teuer war wie alles, was sie je für ein
Kleid ausgegeben hatte.
    »Aber ich bin mir sicher, du wirst es
noch öfter zu Parties anziehen«, sagte Alison und fügte eifrig hinzu: »Wenn ich
mir etwas Teures kaufe, teile ich die Kosten immer durch die Anzahl der
Gelegenheiten, zu denen ich es trage, dann erscheint es nicht ganz so
kostspielig.«
    »Wenn ich so rechne«, sagte Ginger,
»dann schulden meine Jeans mir Geld, aber...« Es war verführerisch, und Alison
schien so erpicht darauf zu sein, daß sie es kaufte, daß es schon fast
unhöflich wäre, abzulehnen. Sie versuchte die Anschaffung vor sich selbst zu
rechtfertigen, aber ihr fiel kein überzeugendes Argument ein. »Weißt du«,
flüsterte sie, »das ist nämlich Roberts Weihnachtsparty, auf der ich letztes
Jahr...«
    »Lieber Himmel!« sagte Alison, die
sofort begriff. »Und... er kommt auch?« Sie wußte nicht so genau, wie sie ihn
bezeichnen sollte. Mit untypischer Zurückhaltung hatte Ginger seinen Namen nie
verraten.
    »Ja... Glaubst du, das ist dem Anlaß
angemessen?« fragte Ginger.
    Sie sah so verletzlich aus, als sie
verlegen und leicht x-beinig vor dem hohen Spiegel stand und sich anstarrte,
daß Alison sie am liebsten umarmt hätte.
    »Du siehst

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