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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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perfekt aus. Das Kleid ist
sehr sexy, aber nicht zu offenherzig. Er wird die Augen nicht mehr von dir
wenden können, wenn es das ist, was du willst...«
    »Ich weiß eigentlich gar nicht, was
ich will«, sagte Ginger. »Ich nehme an, ich will einfach erwachsen aussehen.«
    »Na, das tust du.«
    »Dann war’s das.« Ginger machte auf
dem Weg in die Umkleidekabine einen kleinen Hüpfer.
    Sie stand an der Kasse und versuchte,
die qualvolle Wartezeit ungerührt zu überstehen, während die Maschine ihre
Karte las und entschied, ob sie ihr Kredit gewähren sollte oder nicht. Nach
kurzem Zögern hustete und prustete sie und spuckte wundersamerweise eine
Quittung aus. Ginger fixierte die hochnäsige Verkäuferin streng und
unterschrieb den Zettel schwungvoll.
    »Und jetzt Schuhe«, sagte Alison, als
sie wieder auf die Straße traten.
    »Nein, ich habe mein Limit schon
erreicht...«
    »Aber du kannst zu dem Kleid keine Doc
Martens tragen.«
    »Ich weiß. Hör zu, vielleicht bin ich
verrückt gewesen.« Ginger überlegte es sich noch einmal. Sie schielte in die
Tragetüte, wo das wunderschöne Kleid in weißes Seidenpapier gebettet lag.
Draußen im kalten, natürlichen Winterlicht schien die Farbe wie eine
Flüssigkeit zu funkeln. Sie brachte es einfach nicht übers Herz, es
zurückzubringen.
    »Ich kauf dir ein Paar Schuhe zu
Weihnachten«, schlug Alison vor.
    »Nein, auf keinen Fall«, sagte Ginger
schnell und lächelte plötzlich. »Weihnachten hatte ich ja ganz vergessen...«
    Später saßen sie auf Barhockern im
Pret-à-Manger und tranken aus schweren, weißen Porzellantassen Cappuccino. Ein
Paar schwarze Wildlederpumps mit breiter Kappe und klobigen, hohen Absätzen lag
in einer Tragetasche, die von Guys Sportwagen baumelte. Alison gab weitere
Anweisungen.
    »Okay, ich nehme an, du glaubst, du
mußt eine schwarze Strumpfhose tragen, aber das darfst du auf keinen Fall. Das
würde nuttig aussehen. Kauf dir eine hauchdünne in einer natürlichen Farbe«,
sagte sie und lächelte, als sie bemerkte, daß sie so klang wie die Artikel, die
sie früher geschrieben hatte. »Denk dran, dir die Beine zu enthaaren. Und
absolut keinen Schmuck, außer vielleicht ein Paar schlichte Ohrringe. Du willst
ja nicht aussehen wie ein Knallbonbon.«
    Wie seltsam es war, dachte Ginger, als
sie den Sportwagen den Hügel hinaufschob, daß Alison sich als solches Girlie
entpuppte. Sie hatte sie immer für einen Menschen gehalten, der gern Distanz
wahrte. Alison war von einer Pufferzone umgeben, die man fast mit Händen
greifen konnte. Wenn sie auch manchmal persönliche Details preiszugeben schien,
stellten sie sich bei näherer Betrachtung immer als belanglos heraus, wie zum
Beispiel Ärger mit der Mutter, den jeder einmal hatte. Ihr Sinn für Mode und
ihr gepflegtes Äußeres taten das übrige. Sie war so glatt und undurchschaubar
wie eine Siamkatze. Und trotzdem war sie heute lebhaft und locker gewesen wie
eine alte Schulfreundin. Vielleicht war das eine Frage des Selbstvertrauens.
Alison kannte sich mit Kleiderfragen aus und beschäftigte sich offensichtlich
gern damit, was so weit ging, daß sie sogar die Schuhe bezahlen wollte, damit
das Outfit perfekt aussah. Und Ginger hatte gespürt, daß es ein ehrliches
Angebot gewesen war, mit keinerlei Verpflichtung, das Geld zurückzuzahlen oder
sich zu revanchieren. Sie hatte es in der momentanen Begeisterung großzügig und
spontan ausgesprochen.
    Ginger war in Hochstimmung, als sie
die Spitze des Hügels erreichte und stehenblieb, um die Aussicht zu genießen.
An dicken Baumwollkordeln hingen zwei elegante Kartontaschen von ihren
Schultern, in denen sich ein neues Kleid und neue Schuhe befanden, und sie
hatte das Gefühl, eine neue Freundin gefunden zu haben. Es war ein
erfolgreicher Vormittag gewesen.
    Gleich nachdem sie Guy aus dem Kinderwagen
genommen und auf seine Matte gelegt hatte, nahm sie den Telephonhörer ab. »Pic,
ich weiß jetzt, was ich mir von dir zu Weihnachten wünsche. — Es wird dir
gefallen. Ich hab’s übrigens schon gekauft. Könntest du vielleicht ein bißchen
Geld auf mein Konto überweisen? Ähm, heute noch, wenn’s geht...«
     
    Auf den Sportplätzen waren wenigstens
drei Fußballspiele im Gange. Aus der Entfernung war es schwierig,
festzustellen, wo das eine aufhörte und das andere anfing. Auf dem Rasen
wimmelte es nur so von kleinen, männlichen Gestalten in plakafarbenen Hemden
und schwarzen oder weißen Shorts. Endlich gelang es Lia, Neils

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