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Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)

Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)

Titel: Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorelei Mathias
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in dieses Konferenzzimmer hier. Du magst doch sicher einen Kaffee, oder? Ich hole dir rasch einen aus dem Automaten. Wie war das noch gleich, schwarz mit einem Stück Zucker?« Und ehe Maffew es sich versah, hatte sie ihn in das betreffende Zimmer geschubst und die Tür fest hinter ihm zugemacht.
    Als sie sich umdrehte, sah sie Joshs verständnislosen Blick auf sich ruhen. »Was?«, stieß sie trotzig hervor und stakste zur Kaffeemaschine. »Er ist hier, um über Fast Love zu reden. Hat ein paar interessante Feldforschungen für mich gemacht.«
    Josh wandte sich kopfschüttelnd ab, und Amelie verschwand in Konferenzzimmer 2 und zog die Tür hinter sich zu.
    Wenig später saßen sie und Maffew einander auf Plastikstühlen gegenüber; Dampf stieg von den Pappbechern mit synthetischem Kaffee auf und gesellte sich der stickigen Luft in dem kleinen Raum hinzu.
    »Also, wann sollen wir uns dann treffen?«, hob Maffew an. Amelie rückte ihren Stuhl unmerklich ein wenig weiter zurück. »Na, wir treffen uns doch gerade, oder? Ich meine, wir sitzen hier zusammen, nicht?«
    »Ja, schon. Aber ich meine ein richtiges Date, oder?«
    »Oh. Ach. Ich bin im Moment ziemlich beschäftigt... wüsste nicht, wann ich in absehbarer Zeit...« Da fiel ihr ein, dass sie dies ja aus Forschungszwecken begonnen hatte und sagte: »Äh, wie wär’s, wenn wir uns einfach gleich jetzt ein bisschen unterhalten würden? Mal sehen. Was machst du? Ich meine, wo arbeitest du?«
    »In Slough.«
    »Ach, wie nett. Und was machst du beruflich?«
    »Ich hab mit Büchern zu tun.«
    »Ach, tatsächlich? Dann arbeitest du im Verlagswesen? Das macht sicher Spaß.«
    »Ja, schon. Obwohl, so richtig hab ich nich mit Büchern zu tun. Kann Bücher nich aussteh’n, um ehrlich zu sein. Die sind total öde, oder? Obwohl ich das eigentlich nich beurteilen kann, hab ja nie eins gelesen. Bloß mal in der Schule, irgend so einen Dickens-Quatsch. Das hab ich aber nich fertig gelesen, also zählt’s eigentlich nich. Ich hab’s mehr mit DVDs und Computerspielen, da kapiert man wenigstens, worum’s geht, oder? Außerdem, wenn man den ganzen Tag lang geschuftet hat, will man doch nich auch noch in seiner Freizeit sein Hirn anstrengen, was?«
    »Verstehe.« Amelie musste ein Lächeln unterdrücken. »Aber wenn du so gar nichts für Bücher übrighast, wieso arbeitest du dann in einem Verlag?«
    »Es is nich direkt ein Verlag. Ich arbeite bei Amazon. Bücher verpacken.«
    »Ach so.« In diesem Moment wurde Amelie bewusst, wie viel sie im Grunde zu tun hatte, und, nun ja, nichts gegen Maffew, aber sie fragte sich allmählich, wie weit sie es mit ihrer »Freundlichkeit um der Recherche willen« eigentlich treiben musste.
    »Also, nett, dass du da warst, Matthew, aber... ich fürchte, ich muss mich jetzt wieder an die Arbeit machen. Danke, dass du vorbeigeschaut hast.« Sie rang sich ein verzerrtes Grinsen ab, doch er schien den Wink nicht verstanden zu haben und rührte sich nicht vom Fleck. Da setzte sie ein bedauerndes Lächeln auf und sagte so schonend wie möglich: »Hör zu, es tut mir leid, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das mit uns irgendwas werden könnte.« Als sie sah, wie Matthews Miene in sich zusammenfiel, würgte sie hastig – und in Todesverachtung – hervor: »Es liegt nicht an dir...«
    »Doch... es liegt an mir«, sagte er in einem Ton, als hätte er das schon zu oft erlebt – ein verbitterter Veteran an den Fronten der Liebe. Er erhob sich, nahm seine Jacke von der Stuhllehne und ging. Amelie starrte schuldbewusst auf die beiden dampfenden Kaffeebecher hinab. Sie kam sich wie ein Schuft vor.

    Stunden später saßen Amelie und Duncan immer noch an ihren Schreibtischen. Duncan malte zerstreut Sternchen auf seinen Zeichenblock, während er gleichzeitig mit leerem Blick aus dem Fenster starrte. Amelie beschäftigte sich derweil damit, abwechselnd Duncan und seine ausgebleichten Turnschuhe anzustarren. Glücklicherweise hatte inzwischen die heilende Wirkung des Vergessens eingesetzt, was ihre surreale Begegnung mit Maffew betraf. Während Amelie müßig die zerfransten Enden von Duncans grünen Schnürsenkeln studierte, fiel ihr etwas ein, das sie vor einiger Zeit einmal in einem Buch über Werbung gelesen hatte. Darin hieß es, dass jeder Kreative etwa ein Viertel seiner Zeit damit zubringe, die Schuhe seines Kreativpartners anzustarren. Damals hatte sie das für einen albernen Scherz gehalten, doch nun musste sie zugeben, dass da was dran

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