Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)

Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)

Titel: Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorelei Mathias
Vom Netzwerk:
»Könnte ich nicht einfach kommen und zuschauen? Ich meine, ich will kein Heuchler sein – du weißt, wie ich über die Ehe denke …«
    »O Amelie, ich verlange doch nicht von dir, deine Seele an den Teufel zu verkaufen!«, stieß Claire irritiert hervor. »Und es ist ja nicht so, als müsstest du eine Kirche betreten...«
    »Gott bewahre!«, rief Amelie erschrocken.
    »Bitte, Ammie. Es würde mir so viel bedeuten. Es gibt niemanden, den ich an einem solchen Tag lieber an meiner Seite hätte, als dich.«
    »Ach, Claire! Ich weiß, ich weiß. Tut mir leid, ich glaube, ich kann einfach nicht anders, als zynisch sein, wenn ich dran denke, wie viele desaströse Versuche meine Eltern diesbezüglich hinter sich haben... Entschuldige. Natürlich werde ich für dich da sein. Aber erwarte nicht von mir, den Brautstrauß aufzufangen und in deine Fußstapfen zu treten, okay?!«
    »Natürlich, natürlich. Danke! Ich danke dir! Du wirst es nicht bereuen. Wer weiß, vielleicht macht’s dir ja sogar Spaß!«
    Stunden später, immer noch in derselben Sitznische, leerten sie, merklich berauscht, ihre Gläser.
    »Mein Gott, ist es schon so spät?«, stieß Claire mit einem erschrockenen Blick auf ihre Uhr hervor. »Ich muss morgen früh in ein wichtiges Meeting, ich mache jetzt besser Schluss.«
    »Ja, mir ist der Champagner auch ganz schön zu Kopf gestiegen, bin fix und fertig«, stimmte Amelie zu.
    »Willst du bei mir übernachten?«, erbot sich Claire, als sie in ihre Mäntel schlüpften. Dann, nachdem sie schweigend das Lokal verlassen hatten, fügte sie hinzu: »Mann, hör dir nur an, wie wir reden! Seit wann sind wir so langweilig und vernünftig geworden?«
    Amelie lachte. »Du hast Recht; früher hätten wir die ganze Nacht durchgefeiert und wären irgendwann in einer Disco gelandet, Meeting oder kein Meeting!«
    Claire giggelte. »Ja, es ist beängstigend. Wir werden langsam alt... He, weißt du noch, dieses Spießigkeits-Thermometer, das Lydia, Lisa und ich in unserer Wohnküche an der Wand hängen hatten? Ich wette, heute würden wir eine ziemlich hohe Punktzahl erzielen! Trotzdem, Lisa und Lyd sicher noch mehr, wo sie jetzt verheiratet sind, mit Häuschen und allem. Mein Gott, wie die Zeit verfliegt!« Claire kickte im Vorbeigehen ein Steinchen auf die Straße. »Und ich mach’s auch nicht gerade besser, oder, jetzt wo ich auch unter die Haube komme!«
    »Nein, wohl nicht, aber so ist das nun mal«, sagte Amelie nachdenklich und hängte sich freundschaftlich bei Claire ein.
    »Sollen wir uns ein Taxi teilen?«, fragte Claire und winkte eins heran.
    Amelie überlegte kurz. »Nein, ich glaube, ich gehe noch ein Stück und nehme den Bus.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja. Dann sehen wir uns also zum Junggesellinnenabschied, ja?«
    »Ja.« Claire umarmte Amelie herzlich. »Pass gut auf dich auf, Babe, und viel Glück mit diesem verflixten Auftrag! Du schaffst das schon, da bin ich sicher! Die zündende Idee wird nicht lange auf sich warten lassen! Und wer weiß, vielleicht lernst du dabei ja den Mann deines Lebens kennen!«
    »Ach, ich glaube, das habe ich bereits.« Amelie dachte mit einem leisen Grinsen an Maffew. Als Claire sie interessiert anschaute, fügte sie hinzu: »Ach, bloß ein Scherz. Aber danke – ich werde alles Glück brauchen, das ich kriegen kann, um diesen Auftrag zu knacken. Ich wünsche dir jedenfalls viel Spaß bei der Hochzeitsplanung! Ich kann’s immer noch nicht fassen.«
    Sie verabschiedeten sich mit einem Küsschen auf die Wange und Claire stieg ins Taxi. »Nach Hampstead, bitte«, sagte sie, schlug die Tür zu und winkte Amelie zum Abschied zu, während das Taxi davonfuhr.
    »Bis dann«, sagte Amelie, obwohl Claire längst außer Hörweite war. Mit gesenktem Kopf machte sich Amelie auf den Weg zur Bushaltestelle. Sie konnte nicht umhin, ein Gefühl der Wehmut zu empfinden, als habe sie sich soeben von ihrer ältesten Freundin, von einem Stück Jugend verabschiedet. Obwohl sie Klischees hasste, konnte sie sich des Gefühls nicht erwehren, als habe Claire soeben eine unsichtbare Grenze überschritten.
    Als Amelie einen 139er-Bus die Oxford Street entlang auf sich zukommen sah, rannte sie los und erwischte ihn gerade noch. Sie stieg ein, führte ihre Oystercard durch den Schlitz und ließ sich ganz hinten auf einen Sitz fallen. Müde lehnte sie ihren Kopf ans Fenster und ließ die Lichter und den großstädtischen Glanz von London an sich vorbeiziehen, während der Bus rumpelnd seine Fahrt aufnahm.

Weitere Kostenlose Bücher