Keine Kuesse für den Boss
sie mit dem Fahrstuhl immer wieder hoch- und runterfuhr und dabei langsam verhungerte. In einem knappen Jahr würden dann die Mitarbeiter vom Sicherheitsdienst ihr Skelett finden … Das zweite, deutlich wahrscheinlichere Szenario war, dass am nächsten Tag Angestellte zur Arbeit kämen und Dani als nervliches Wrack vorfinden würden.
Und wenn Alex davon erführe, würde ihm erst klar werden, wie sehr er ihr wehgetan hatte – was natürlich nicht seine Absicht gewesen war. Er hatte gedacht, ihr wäre klar gewesen, dass das Ganze zwischen ihnen nicht über die körperliche und freundschaftliche Ebene hinausgehen sollte.
Denn wenn er sie wirklich gewollt hätte, wäre er doch längst hier!
Wütend auf sich selbst, trocknete Dani sich die Träne, die ihr über die Wange zu laufen drohte. Sie weinte nie, nie, niemals. Doch dann kam eine weitere Träne und dann noch eine. Es hörte einfach nicht auf.
Sie wandte der Kamera den Rücken zu und suchte nach einem Taschentuch, fand jedoch keins. Schniefend trocknete sie sich mit den Fingern die Augen und stellte fest, dass die sorgfältig aufgetragene Wimperntusche verlaufen war.
Inzwischen fuhr auch der Fahrstuhl nicht mehr hinauf und hinunter, doch sie hatte keine Lust mehr, weiter die Knöpfe zu drücken. Also lehnte sie sich an die Wand und ließ sich zu Boden sinken. Bestimmt würde gleich Lorenzo kommen und ihr mitleidig raten, es lieber aufzugeben.
Und da setzte der Fahrstuhl sich auch schon wieder in Bewegung. Dani barg das Gesicht in den Händen, um Lorenzo nicht ansehen zu müssen. Sie fühlte sich unendlich gedemütigt, hatte Angst und atmete schnell und angestrengt. Das Schlimmste jedoch war der Schmerz tief in ihrem Herzen.
Dani spürte, wie große Hände ihre Handgelenke umfassten und sie aus dem Fahrstuhl gezogen wurde.
„Dani, kannst du atmen?“
Alex! Es war Alex! Dani konnte ihn durch den Tränenschleier hindurch kaum sehen, doch sie spürte seine Wärme und seine Stärke.
„Du weinst ja!“ Er klang bestürzt. „Es ist alles in Ordnung, Darling. Du bist in Sicherheit.“ Er streichelte ihr den Rücken und zog sie in seine Arme, die so viel Geborgenheit verhießen.
Alex glaubte, sie sei wegen des Fahrstuhls in Tränen aufgelöst? „D…deswegen weine ich nicht“, brachte Dani mühsam heraus.
Sie hob den Kopf und sah ihm in die Augen. „Ich weine, weil ich dachte, du würdest nicht kommen.“
Er sah sie wie erstarrt an. Als Dani seinen durchdringenden Blick nicht mehr ertrug, barg sie das Gesicht wieder an seinem Oberkörper. Alex schloss die Arme so fest um sie, dass sie kaum Luft bekam.
„Du hast mich angelogen“, sagte er leise.
„Du mich auch.“ Dani schloss die Augen, doch ihre Tränen flossen weiter. „Die Frage ist wohl: Warum haben wir gelogen?“
Alex ließ die Hände an ihrem Rücken hinaufgleiten und neigte ihren Kopf ein wenig nach hinten, sodass sein Atem ihr über die Haut strich.
„Ich habe dir die Wahrheit über deinen Bruder aus zwei Gründen zuerst vorenthalten“, sagte er, den Mund ganz nah an ihrem Ohr. „Erstens, weil ich dir nicht wehtun wollte. Und zweitens wollte ich nicht, dass es zwischen uns aus ist. Ich dachte, du würdest sofort abreisen, wenn du es erfährst. Ich war so blöd, Dani“, fügte er leise hinzu. „Ich war der Meinung, das mit uns sei nur eine Affäre. Aber das stimmt nicht: Es ist etwas für immer. Und das konnte ich dir einfach nicht klarmachen, bevor du ausgezogen bist.“
Als Alex sie noch enger an sich zog, hatte Dani das Gefühl, seine Körperwärme würde sie zum Schmelzen bringen. „Ich weiß, dass du nicht an Romantik und an Liebe auf den ersten Blick glaubst. Aber ich glaube an Leidenschaft auf den ersten Blick, und genau das ist zwischen uns passiert. Ich habe mich etwas merkwürdig benommen, weil ich gerade erfahren hatte, dass Patrick mein Vater ist. Und da warst du eine Art Ventil für mich. Aber ich habe einfach keinen Einfluss auf das, was ich für dich empfinde. Das ist schon so, seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe. Und je besser ich dich kennengelernt habe, umso mehr wollte ich dich – auch mit sämtlichen Stacheln.“
„Stacheln?“ Dani schniefte.
„Ich meine dein ausgefeiltes Abwehrsystem, das du ständig eingeschaltet hast.“ Er lachte leise. „Aber diesmal wird es nicht funktionieren. Und weißt du auch, warum? Weil ich dich liebe. Und ich habe so den Verdacht, dass du mich vielleicht auch liebst.“
„Meinst du?“ Danis Stimme bebte.
„Immerhin
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