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Keine Lady ohne Tadel

Keine Lady ohne Tadel

Titel: Keine Lady ohne Tadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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auffallend feminin. Da er ein Mann war, ließ er diese Beobachtung sofort in sein Interesse einfließen. Ihm gefiel das leichte Erröten der Gräfin, wenn sie ihm in die Augen sah. Und diese Finger …
    Eine Überlegung überwog alle anderen: Wie würden sich diese schlanken Finger auf seinem Körper anfühlen? Diese Vorstellung brachte ihm gewisse vernachlässigte Teile seiner Anatomie wieder zu Bewusstsein. Vielleicht war ein Korsett ja gar nicht so hinderlich … er stellte sich eine nordische Göttin vor: helles, wehendes Haar über zarten Schultern, während schlanke Hände das Korsett aufschnürten …

3
    So jung und schon den Teufel im Leib
    Lady Beatrix Lennox war geneigt zu glauben, dass ihre Mühe beim Ankleiden vergeudet gewesen war. Bei einer Gesellschaft, die von der skandalumwitterten Lady Rawlings gegeben wurde, hatte sie mehr Aufregung erwartet. Aber abgesehen von den Gästen, die Arabella mitgebracht hatte, war lediglich Gräfin Godwin anwesend, und diese interessierte Bea nicht sonderlich. Zum einen war sie eine Frau. Zum anderen war sie erschreckend prüde, und es war schon erstaunlich, dass die berüchtigte Lady Rawlings sie zur Freundin erkoren hatte. Und außerdem hatte Bea wenig Geduld mit Frauen, die sich in der Rolle der Ehefrau als Märtyrerin gefielen.
    Wäre ich töricht genug zu heiraten,
dachte Bea, während sie gelangweilt auf das Fenster zuschlenderte,
und wäre mein Ehemann so untreu wie der Earl of Godwin, dann würde ich ihn mit einer Gabel attackieren.
Draußen war nichts zu sehen außer ein paar Mauern, auf denen rostfarbene Farne wuchsen. Sie trank einen Schluck Sherry. Er schmeckte ein wenig streng und passte ausgezeichnet zu der Stimmung des trüben Nachmittags.
    Ein Ehemann, der sich eine Opernsängerin in das Schlafgemach seiner Frau holte, verdiente es, verprügelt zu werden. Zerbrochenes Porzellan kam ihr in den Sinn. Sie hätte diesem Mann unverzüglich bessere Manieren beigebracht.
    Als ihr jemand auf die Schulter tippte, hatte Bea ihrer Fantasie die Zügel schießen lassen und war bereits bei einem Handgemenge mit der erfundenen Mätresse ihres erfundenen Gemahls angelangt. Überrascht drehte sie sich um. Vor ihr stand niemand anderes als die Gräfin.
    Sie knicksten und tauschten die üblichen Höflichkeiten aus, dann drehte sich die Gräfin zum Fenster und starrte schweigend auf die rostfarbenen Farne hinaus. »Sie haben so gebannt hinausgeschaut, dass ich schon dachte, draußen gäbe es etwas Außergewöhnliches zu sehen«, sagte sie dann. »Ich hatte ganz vergessen, dass diese Fenster auf den hinteren Hof hinausgehen.«
    Bea wurde von einem schlimmen Überdruss erfasst, der sie schon des Öfteren in Schwierigkeiten gebracht hatte. »Ich habe gerade über untreue Ehemänner nachgedacht«, gestand sie und schaute angelegentlich auf die Farne statt auf die Gräfin.
    »Ach?« Die Gräfin wirkte erstaunt, jedoch nicht entsetzt. »Einen davon habe ich. Ich hoffe, Sie beabsichtigen nicht, meinem Beispiel zu folgen.«
    Bea lachte. »Ich hege keinerlei Heiratspläne, also werde ich eine solch harte Nuss hoffentlich nie zu knacken haben.«
    »Ich bin mit meinem Mann durchgebrannt«, erzählte die Gräfin ein wenig verträumt. »Daran lag es wohl. Eine heimliche Ehe schließt man im Rausch flüchtiger Bekanntschaft. Und bloße Bekanntschaft ist keine gute Basis für die Ehe.«
    »Ich habe heimliche Hochzeiten eigentlich immer romantisch gefunden«, sinnierte Bea, deren Neugier nun geweckt war. Sie fand es schwer vorstellbar, dass jemand wünschen sollte, Lady Godwin zu entführen. Die Gräfin war eine schlanke Person mit hohen Wangenknochen und vielen Zöpfen, die ihr ein geradezu mittelalterliches Aussehen verliehen. Außerdem war sie erschreckend flachbrüstig. Beas Unterkleidung hob geschickt auch noch das kleinste bisschen ihrer weiblichen Kurven hervor und suggerierte obendrein mehr. Sie hegte eine lebhafte Verachtung für Frauen, die Kleidung nicht zu ihrem Vorteil nutzten.
    »Ich muss wohl eine Entführung und heimliche Heirat ebenfalls romantisch gefunden haben«, gestand die Gräfin, während sie Platz nahm. »Doch heutzutage kann ich das nicht mehr gutheißen. Aber es ist ja auch Jahre her, und damals war ich noch ein blutjunges törichtes Ding.«
    Beas Gedanken kehrten zu ihren blutrünstigen Fantasien zurück. »Haben Sie denn nie erwogen, Ihren Mann gründlich an die Kandare zu nehmen?«
    »Ihn an die Kandare nehmen?« Fragend sah die Gräfin zu ihr auf.
    Beas

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