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Keine Lady ohne Tadel

Keine Lady ohne Tadel

Titel: Keine Lady ohne Tadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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jetzt schlecht sagen, wie wenig es ihr gefiel, mit ihren feinen Schnürstiefelchen durch Matsch zu trippeln. So gut es ging, bewältigte sie das Kopfsteinpflaster vor dem Haus und hielt sich an Mr Fairfax-Lacys Arm fest, damit sie nicht stolperte und ihren Spenzer mit Regenwasser bespritzte.
    Zumindest er schien sich gut zu amüsieren. Bea sah ihn verstohlen von der Seite an. Er lächelte, als sie sich anschickten, den Weg zu betreten – einen aufgeweichten Pfad, der ihr garantiert die Stiefelchen ruinieren würde. Und wenn schon … Bea hatte viel Übung darin, Menschen und Besitztümern Lebewohl zu sagen. Schwestern und Vater hatte sie verlassen müssen – was waren dagegen Stiefel? Sie ließ Fairfax-Lacys Arm los und stapfte mutig voran. Der Weg war von rußig aussehenden, dornigen Büschen gesäumt, an denen nicht eine Blüte wuchs.
    Er war nicht gerade ein anregender Gesprächspartner. Tatsächlich sagte er kein einziges Wort. Bea musste zugeben, dass die Landschaft recht hübsch war. An allen Zweigen hingen glitzernde Tropfen (die nur darauf warteten, einem die Kleider zu ruinieren, aber man durfte eben nicht zu empfindlich sein). Und die Vögel sangen. Sie entdeckte sogar eine gelbe Blume, die recht schön war, wenn auch von Schlamm bespritzt.
    »Sehen Sie mal!«, rief sie freudig aus. »Eine Narzisse.«
    »Gelbes Schöllkraut«, lautete der barsche Kommentar ihres Begleiters.
    Danach gab Bea jeglichen Versuch einer Unterhaltung auf und trottete stur den Weg entlang. Wenn es nach ihr ging, konnte Helene den Puritaner geschenkt haben. In der Stadt gab es immer so viel zu sehen: eine alte Frau, die Lavendel feilbot, einen Dandy, der gleich drei Taschenuhren auf einmal trug, einen jungen Stutzer, der versuchte, seine Peitsche einzuholen. Bea liebte die Straßen Londons.
    Aber hier? Auf diesem Weg gab es nur ihn.
    »Na, wen haben wir denn hier!«, sagte Fairfax-Lacy mit einem freundlichen Lächeln, das sie ihm gar nicht zugetraut hätte. Wenn er lächelte, bildeten sich attraktive Fältchen um seine Augen. Die Bea umso attraktiver gefunden hätte, wenn er nicht gerade eine Ziege gestreichelt hätte.
    Der Mann übersah ihren ausgestopften Busen und sparte sein Lächeln für eine Ziege auf! Dennoch schien das Tier weit und breit die einzige Sehenswürdigkeit zu sein, deshalb stöckelte Bea vorsichtig auf die Weide zu. Das Tier streckte sein spitzbübisch aussehendes Gesicht über das Gatter und verdrehte die Augen, um sie anzuschielen.
    »Sie sieht richtig teuflisch aus«, bemerkte sie. Solche Gesichter hatte sie schon in den vornehmsten Ballsälen Londons gesehen. »Geradezu böse.«
    »Er ist doch bloß ein alter Ziegenbock«, wiegelte Fairfax-Lacy ab und kraulte das Tier unter dem Kinn. Der Bock hatte einen hässlichen Bart, der aussah, als wäre er von etwas Unsäglichem angeknabbert worden.
    »Haben Sie keine Angst, sich Flöhe einzufangen?«
    »Nicht unbedingt, da Ziegen im Allgemeinen nicht von Flöhen befallen werden.«
    Na, wenn das keine anregende Unterhaltung war! Bea stand am Gatter und war in die Betrachtung der haarigen Ohren vertieft, als das Tier plötzlich den Kopf drehte und seine gelben Zähne in den Ärmel ihres Spenzers schlug. Zum Glück hatte das Jäckchen Glockenärmel im russischen Stil, und der Bock erwischte nur den Ärmel und nicht ihren Arm, was unzweifelhaft seine Absicht gewesen war.
    »Hilfe!«, kreischte sie und zerrte an ihrem Ärmel. Der Bock verdrehte seine Augen und fletschte die Zähne, doch er ließ nicht los.
    Stattdessen zerrte er in die andere Richtung, und im Nu hing Bea über dem patschnassen Zaun. Verzweifelt versuchte sie, ihren Ärmel aus dem Maul des Untiers zu befreien, während dieses die Hufe in den Boden stemmte und mit aller Kraft zog.
    »Tun Sie doch etwas!«, schrie sie Fairfax-Lacy an. Doch der verbiss sich offenkundig ein Lachen.
    »Verdammtes Biest!«
    »Ich oder das Tier?«
    »Beide! Halten – Sie – dieses – Tier – fest! Sofort!«
    »Ihr Wunsch ist mir Befehl!« Er sprang über den Zaun und näherte sich dem Ziegenbock von hinten. Doch obwohl Fairfax-Lacy eben noch sozusagen auf freundschaftlichem Fuß mit dem Tier gestanden hatte, zeigte sich dieses keineswegs loyal. Als der Mann nahe genug herangekommen war, trat der Bock aus, erwischte ihn an der Hüfte und stieß ihn in eine Schlammpfütze.
    Bea versuchte, ihren linken Arm aus dem Spenzer zu ziehen. Es ist kompliziert, sich aus dem Jäckchen zu befreien, während man an einem Zaunpfahl

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