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Keine Lady ohne Tadel

Keine Lady ohne Tadel

Titel: Keine Lady ohne Tadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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Besitz und Verstand an ihre Laster verlieren … Er hatte nur zugeschaut und nie teilgenommen. Bevor er Esme kennenlernte, hatte er nie auch nur den Drang verspürt, etwas Ungehöriges zu tun.
    Er schüttelte den Kopf und starrte in den Garten, ohne etwas zu sehen. Oh, sicher, er liebte Esmes reizvolle Kurven und ihre Schönheit, aber vor allem waren es ihre Augen, die ihn unwiderstehlich anzogen. Auf der ganzen Welt gab es keine Frau mit solchen Augen, die voller Verführungskraft und gleichzeitig voller geheimer Trauer waren. Diese Augen hatten ihm den Kopf verdreht, das Herz geraubt, sie hatten ihn um den Verstand gebracht. Etwas an diesen Augen brachte ihn dazu, sie zu lieben, im Guten wie im Bösen.
    Und wenn es unschicklich oder töricht war, sie zu lieben und zu heiraten, dann hatte er eben keine Wahl. Er musste nur noch seine Liebste zu dieser Ansicht bekehren.

7
    Ein Heiliger, eine Sünderin und eine Ziege
    Lady Beatrix Lennox langweilte sich. Im ganzen Haus gab es keinen Mann zum Flirten. Lord Winnamore wäre wohl dazu geeignet gewesen, doch war er hoffnungslos in Arabella vernarrt. Und natürlich war er viel zu alt, auch wenn er auf eine gesetzte Weise anziehend war. Aber Bea würde ihrer Patin niemals einen Mann stehlen. Sie hielt sich auf ihren Charakter nicht besonders viel zugute, aber Loyalität zählte zu ihren positiven Eigenschaften.
    Bea stellte sich vor den Spiegel und zog einen verführerischen Schmollmund. Sie hatte sich zu einem Spaziergang angekleidet, obwohl sie nicht wusste, warum: Nichts fand sie langweiliger als eine ländliche Umgebung. Die Vorstellung, auf einer Wiese umherzustapfen und Kühe anzustarren, erfüllte sie mit unendlicher Langeweile.
    Und doch hatte sie sich aufgeputzt wie ein dressierter Truthahn. Sie trug ein Überkleid in Lodengrün, das überreich mit Bändern verziert war. Das Oberteil war mit kleinen Schleifen besetzt, die ihre Büste betonten, und überdies üppig mit Baumwolle ausgestopft. Doch es gab niemanden in diesem Haus, den sie mit ihrem Anblick erfreuen konnte.
    Außer Mr Fairfax-Lacy.
    Mr Fairfax-Lacy besaß eines jener schmalen, gut geschnittenen Gesichter, die über einer Halskrause aus elisabethanischer Zeit ebenso gut ausgesehen hätten wie in der aktuellen Mode. Sein Großvater hatte vermutlich solch einen Kragen getragen. Die Herren auf elisabethanischen Porträts schauten jedoch stets aus gierigen Schweinsäuglein auf den Betrachter herab, während Fairfax-Lacy …
    Eine barsche Stimme riss Bea aus ihrer Versunkenheit. »Lady Beatrix, Ihre Patin möchte im Dorf einen Besuch machen. Möchten Sie sie nicht begleiten?«
    Wenn man vom Teufel spricht … Sie drehte sich langsam um und warf Mr Fairfax-Lacy einen glühenden Blick zu, um nicht aus der Übung zu kommen. Ein Blick, der in den Augenwinkeln begann und voller Verheißung war.
    Er jedoch wirkte unbeeindruckt, ja, sogar gleichgültig. »Lady Beatrix?«
    Zum Henker mit seinen Manieren! Er war wirklich ein steifer Puritaner! Oder vielleicht einfach zu alt, um auf ihr Spiel einzugehen. Er musste bereits vierzig sein. Doch das Zusammenspiel von schlechtem Ruf und körperlichen Attributen hatte Bea stets auch auf ältere Männer wirken lassen.
    Sie glitt auf ihn zu und legte ihm die Hand auf den Arm. Er gönnte ihrer Büste keinen Blick, was Bea ziemlich enttäuschend fand, da sie sich mit dem Ausstopfen so viel Mühe gegeben hatte. »Ich würde viel lieber spazieren gehen«, hauchte sie. Er war viel schöner anzusehen als eine Kuh und würde jeden ländlichen Spaziergang zu einem angenehmen Erlebnis machen.
    »Es gibt immer wieder Regenschauer. Vielleicht wäre es Ihnen morgen angenehmer.«
    »Aber ich liebe Regen!«, rief sie und schenkte ihm ihr lieblichstes Lächeln, jenes Lächeln, das stets auf Männer wirkte.
    Und tatsächlich antwortete er wie ein Papagei: »In diesem Falle wäre ich entzückt, Ihnen meine Begleitung anzubieten.« Aber konnte es sein, dass eine Spur Ironie in diesem »entzückt« steckte? Hatte der langweilige Puritaner vielleicht doch ungeahnte Abgründe zu bieten?
    Bea sann über diesen Widerspruch nach, während ein Lakai ihren Spenzer holte. Zum Glück gehörte zu ihrer Ausgehuniform auch ein passender Schirm, denn die Vorstellung, ein einziger Regentropfen könnte ihre Frisur oder ihr sorgfältig hergerichtetes Gesicht in Unordnung bringen, behagte ihr wenig.
    Draußen war es entsetzlich nass. Da Bea sich vorher so begeistert über den Regen geäußert hatte, konnte sie

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