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Keine Lady ohne Tadel

Keine Lady ohne Tadel

Titel: Keine Lady ohne Tadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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tadelte er und maß sie mit flammendem Blick. »Sie sind jung und schön, Beatrix. Sie sollten heiraten und Kinder haben.«
    »Das finde ich nicht.«
    »Und warum nicht?«
    »Sie wollen, dass ich wie alle anderen sein soll. Ich schminke mich aber gern. Ich würde lieber nicht wie ich selbst aussehen. Und ich kann mir nicht vorstellen, mit Spitzenhäubchen am Kamin zu sitzen und über meine Brut zu schwatzen.«
    »Ich finde Ihr Selbst wunderschön. All Ihre künstlichen Farben hat der Regen fortgewaschen. Und Sie haben sie auch nie gebraucht.«
    »Ich habe nicht behauptet, sie zu brauchen, sondern ich mag sie eben«, entgegnete sie und fügte trotzig hinzu: »Wie auch gelegentlich die Gesellschaft eines Mannes in meinem Schlafzimmer.«
    Einen Augenblick schauten sie einander schweigend an, der Puritaner und die Schamlose. »Soll ich das dahingehend verstehen, dass Sie nicht daran interessiert sind, sich eine Geliebte zu nehmen?«, fragte sie und sah ihn kühn an. Sie war kein Kind, das sich von seinem Urteil vernichten lassen würde.
    »Tatsächlich bin ich daran interessiert«, meinte er. »Aber ich habe wenig Interesse an einer Geliebten, die so … erfahren ist.«
    Bea stand auf und schüttelte ihre Röcke aus. Dann bückte sie sich und hob ihren geschändeten Spenzer auf, schüttelte auch ihn aus und legte ihn sich über den Arm, mit gesenktem Blick, damit er auf keinen Fall ihr Gesicht sehen und daraus auf ihre Gefühle schließen konnte.
    »Mir ist schon oft aufgefallen, dass Männer Ihres Alters Unerfahrenheit überschätzen«, erwiderte sie nüchtern.
    Er zeigte keine Reaktion, doch ihre witzige Bemerkung war derart fehlgegangen, dass sie sich schämte. Er war nicht alt. Plötzlich beschloss sie, ehrlich zu ihm zu sein. Wieder aufsehend sagte sie: »Ihre Bemerkung war grausam und schäbig, Mr Fairfax-Lacy. Ich hätte das nicht von Ihnen erwartet.«
    »Es tut mir leid.«
    Sie nickte kurz und wandte sich dem Gatter zu. Schließlich hatte sie schon viel schrecklichere Dinge über sich vernommen, hauptsächlich von Frauen, doch auch von ihrem geliebten Vater. Deshalb schenkte sie ihm, als er ihren Arm nahm, ein schwaches Lächeln, das fast ehrlich gemeint war.
    »Finden Sie nicht, dass wir unsere ramponierten Gestalten allmählich heimwärts lenken sollten?«
    In seinen Augen stand ehrliche Qual. »Ich komme mir wie der schlimmste Schurke vor. Sie erst auf einer Wiese zu küssen und danach zu beleidigen!«
    Bea grinste. »Ihnen wäre es wohl lieber, wenn ich vollkommen unberührt wäre, Mr Fairfax-Lacy. Aber das bin ich nicht. Der Kuss hat mir wirklich sehr gefallen.« Sie warf ihm ihr geübtes sündiges Lächeln zu. »Und auch Ihre Gesellschaft in meinem Schlafzimmer hätte mir wohl gefallen. Aber ich habe mich noch nie einem Mann aufgedrängt. Ich verstehe sehr wohl, dass Sie auf der Suche nach einer ehrbareren Geliebten sind.« Helene würde ihm gewiss mehr zusagen.
    In diesem Augenblick fasste Bea einen Entschluss. Helene würde nie imstande sein, den Puritaner aus eigener Kraft anzulocken. Sie, Beatrix, musste ihr helfen, und wenn sie damit nur bewies, dass sie keinen Groll hegte, auch wenn sie zurückgewiesen worden war. Sie würde Helene den Puritaner als Geschenk überreichen.
    Bea wandte sich ab und stiefelte über die Wiese, und als der Ziegenbock seine boshaften Augen verdrehte und herzhaft in eine grüne Samtschleife biss – der klägliche Rest ihres Hutes –, da lachte sie nur.
    Darüber erschrak das Tier so sehr, dass es
wie die Wilde Jagd
über die Weide floh und ihren Hut liegen ließ.

8
    Das Nähkränzchen
    Zu Esmes großer Erleichterung rauschte Mrs Cable um Punkt zehn Uhr in ihren Morgensalon. Esme, die sich fünf oder gar zehn Minuten damit abgemüht hatte, eine Decke mehr schlecht als recht zu säumen, legte ihre Arbeit erleichtert aus der Hand, um ihren Gast zu begrüßen.
    »Meine Güte, Lady Rawlings!«, rief Mrs Cable aus. »Wie gut Ihnen die neue Haube steht! Sie sind wahrlich das Inbild aus dem ersten Paulusbrief an Timotheus, wo er sagt, dass die Frauen sich in würdiger Haltung mit Schamhaftigkeit und Sittsamkeit schmücken sollen statt mit Gold und Perlen.«
    Esme fasste sich verlegen an den Kopf. Nie zuvor hatte sie ein züchtiges Häubchen getragen. Sie kam sich wie eine Närrin vor, wie einer dieser Hofnarren aus der Renaissance, dem Schellenglöckchen an der Kappe hingen. Es grenzte geradezu an Scheinheiligkeit, zu glauben, durch das Tragen eines Spitzenhäubchens würden die

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