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Keine Lady ohne Tadel

Keine Lady ohne Tadel

Titel: Keine Lady ohne Tadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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nichts dagegenhaben. Dann können Sie in aller Ruhe Bibelzitate austauschen.«
    »Mr Fairfax-Lacy scheint mir ebenfalls ein frommer Zeitgenosse zu sein«, platzte Bea heraus, bevor sie ihre Zunge im Zaum halten konnte. »Ich bin mir sicher, dass Mrs Cable ihn vorziehen würde. Er ist ein Mensch der guten Werke.«
    »Glauben Sie wirklich?«, fragte Esme. »Meiner Meinung nach durchlebt dieser Mann zurzeit eine innere Wandlung. Er scheint sich gar nicht mehr für seine parlamentarischen Aufgaben zu interessieren. Und darauf gründet sich sein Ruf, wie Sie ja wissen.«
    »Nur Arbeit und kein Vergnügen?«
    »Ganz genau.«
    Bea musste an den Vorfall auf der Ziegenweide denken und kam zu dem Schluss, dass Esme wohl recht habe: Der Mann hatte sich verändert, er gönnte dem Parlament keinen einzigen Gedanken mehr. Nein, er war auf der Jagd nach einer Geliebten. Oder einer Ehefrau.
    »Aber da er an langweilige Reden gewöhnt ist, werde ich ihn ebenfalls an Ihren Tisch setzen«, fuhr Esme fort. »Helene kann dann die Vierte im Bunde sein und schon einmal ausprobieren, wie man Mr Fairfax-Lacy schöne Augen macht. Sie müssen sie anspornen, wenn sie es vergisst. Allerdings setze ich größere Hoffnung auf die Dichtkunst, um die beiden einander näherzubringen. Ich kenne Helene schon sehr lange und weiß, dass es ihr nicht liegt, die Verführerin zu spielen.«
    »Aber sie ist doch durchgebrannt!«, rief Bea. Aber sie wunderte sich gleichwohl darüber. Wer würde mit einer Frau durchbrennen wollen, die die sinnliche Ausstrahlung einer sechzigjährigen Matrone besaß? Allerdings hatte Helene ein reizendes Lächeln, das musste sie zugeben.
    Esme zuckte die Achseln und öffnete die Tür. »Irgendwie hat ihr Mann Rees dieses Wunder zustande gebracht. Aber die beiden bedauern diesen Schritt seit zehn Jahren. Ich glaube, ihre Ehe war schon zu Ende, noch bevor sie von Gretna Green zurückkehrten.
    Ich verlasse mich also darauf, dass Sie bei meinem Luncheon Heldenmut beweisen.« Sie verweilte noch einen Moment an der Tür und musterte Bea fasziniert. »Erstaunlich! Ich hätte Sie wirklich fast nicht erkannt. Lassen Sie die naive Lady Beatrix Lennox von sechzehn noch einmal aufleben?«
    Bea lächelte. »Ich will Ihnen ja nicht Ihre Illusionen rauben, Esme, aber mit vierzehn hat Vater mich dabei erwischt, wie ich mir die Wimpern mit einem angebrannten Korken schwärzte. Von dem Schock hat er sich nie wieder erholt.«
    »Ach ja – Eltern!«, lachte Esme. »Sie sollten nur hören, was meine Mutter über meine Unschuld zu sagen hat! Vielmehr über das völlige Fehlen derselben. Wenn man meiner Mutter Glauben schenken darf, so bin ich ihrem Schoß als voll entwickeltes kokettes Wesen entsprungen … ganz dem schlechten Beispiel meiner Tante folgend.«
    Bea grinste. »Sie hätten es schlechter treffen können.«
    »Sehr viel schlechter«, stimmte Esme lächelnd zu. »Dann bis zum Luncheon!«
    Als Bea sich neben der gefürchteten Mrs Cable am Tisch niederließ, lag ihr jeglicher Gedanke an Essen fern. Sie überlegte vielmehr, wie ein puritanischer Gentleman eine Frau begrüßen würde, mit der er am Nachmittag des Vortages auf einer Ziegenweide heiße Küsse getauscht hatte.
Würde Stephen so tun, als hätten sie einander nie berührt? Würde er so tun, als wäre seine Zunge niemals zwischen ihre Lippen geschlüpft?
    Es passierte ihr selten, doch nun spürte Bea, wie ihr die Schamröte ins Gesicht stieg. Hastig verdrängte sie jede Erinnerung an den Nachmittag. Sie hatte nicht gute zwanzig Minuten damit verbracht, lagenweise »Jungfrauenerröten« aufzulegen, damit dieses von einem natürlichen Erröten übertönt wurde.
    Als der Gentleman im Salon erschien, war auch er ziemlich herausgeputzt. Bea betrachtete ihn unter gesenkten Wimpern. Stephen Fairfax-Lacy trug einen rehbraunen Anzug mit einem extrem kurzen Jackett. Für einen Mann, der seine Zeit auf den Bänken des Unterhauses absaß, schien er ausgesprochen kräftige Schenkel zu besitzen.
    »Oh Gott, da ist er!«, stöhnte Helene, die in diesem Augenblick neben ihr Platz nahm. »Die ganze Idee ist einfach töricht.«
    »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen«, sagte Bea ermutigend. »Das Gedicht wird für Sie sprechen.«
    »Meine teure Gräfin von Godwin«, dröhnte die Stimme Mrs Cables, die ihre Serviette auf dem Schoß ausbreitete, »wir kennen uns bereits, obgleich ich vermute, dass Sie sich nicht an mich erinnern.«
    »Ich erinnere mich sehr gut«, versicherte Helene. »Und ich

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