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Keine Lady ohne Tadel

Keine Lady ohne Tadel

Titel: Keine Lady ohne Tadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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einem ganz anderen Bett lag und an eine andere Frau denken sollte. Er beugte sich über Helene und küsste sie. Ihre Lippen waren kühl und nicht abweisend. Er schloss seine Hände um ihre Schultern. Ihr Ehemann musste ja der reinste Grobian gewesen sein, denn die bedauernswerte Frau zitterte, und ganz sicher nicht vor Begierde.
    Aber Stephen war ein Meister der Geduld. Er küsste Helene langsam und vorsichtig, er zeigte ihr mit jeder Berührung, dass er ein Gentleman war und bleiben wollte, dass er ihr Zeit lassen würde, die Lust zu erfahren. Und allmählich, ganz allmählich taute Helene auf. Obwohl sie ihm immer noch nicht entgegenkam. Immer wieder musste er ungebetene Gedanken an Bea verdrängen – Bea, deren Kehle sich leise Laute entrangen, als er sie auf der Ziegenweide küsste.
    Zwanzig Minuten später fand Stephen, die Dinge seien nun so weit gediehen, dass er Helene berühren konnte, ohne dass sie vor ihm zurückschrak. Langsam glitt seine Hand von ihrer Schulter und bewegte sich auf ihre Brüste zu. Helene keuchte entsetzt und wurde wieder völlig steif.
    »Darf ich Ihre Brüste berühren?«, flüsterte er. Eine leise, aber hartnäckige Stimme in seinem Hinterkopf mahnte, dass das alles doch wenig aufregend war. Das letzte Mal, als er so wenig Entgegenkommen gespürt hatte, war sein allererstes Mal gewesen. Und sie war gerade mal fünfzehn gewesen, er übrigens auch. Aber Lady Godwin – Helene – gab sich sichtlich Mühe.
    »Natürlich dürfen Sie«, erwiderte sie flüsternd.
    Und damit war es vorbei. Der sehr kleine Funke Verlangen, der ihn erfüllt hatte, verebbte. Sie wollte höflich sein. Sie wollte tapfer sein. Das war keine Ermutigung. Seine Begierde welkte buchstäblich dahin. Behutsam schloss er sie in seine Arme und zog sie an sich. Helene fühlte sich an wie ein zarter Vogel. Stephen legte sein Kinn auf ihren Kopf und sagte: »Ich habe gedacht, ich wüsste, warum ich hier bin, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.«
    Sie schwieg zunächst. Dann fragte sie zaghaft: »Weil wir eine Affäre beginnen wollen?«
    Er sah sich außerstande zu erkennen, woher ihre Verzweiflung rührte. Von der Vorstellung, mit ihm ins Bett zu gehen? Falls es so war, warum in aller Welt quälte sie sich dann durch eine solche Tortur?
    Er wählte seine Worte sehr sorgfältig. »Im Allgemeinen fühlt sich ein Paar, das eine solche … Beziehung eingeht, voneinander angezogen. Ich halte Sie natürlich für eine wunderschöne Frau …«
    Und Helene antwortete mit der erlesenen Höflichkeit, die alle ihre Äußerungen und Handlungen auszeichnete. »Sie sind auch überaus gut aussehend.«
    »Aber wollen Sie wirklich mit mir schlafen?« Zärtlich strich er über ihren Arm.
    Sie klang, als sei sie den Tränen nahe. »Natürlich!«
    »Ich bin niemals so ein Ausbund an Schönheit gewesen, dass eine Frau unbedingt mit mir schlafen wollte«, erklärte Stephen neckend, in dem Versuch, die Anspannung zu lockern. Doch es klappte nicht. Er fühlte, wie seine Brust nass von Tränen wurde. Verdammt, dieser Tag war von Anfang bis Ende ein einziges Fiasko.
    »Ich hätte es nicht tun dürfen«, sagte Helene mit bebender Stimme und wischte sich hastig die Tränen ab. »Aber ich glaubte …«
    Stephen kam ein Gedanke. »Wollten Sie mich benutzen, um Ehebruch zu begehen?« So etwas konnte seine Laufbahn im Nu zerstören – aber eigentlich hatte er gar nicht so viel Angst davor. Merkwürdig.
    »Nein!«, schluchzte Helene. »Ich hätte Sie niemals benutzt. Ich dachte, wir könnten es … genießen … und dann würde ich es meinem Mann erzählen und …«
    Sie lagen eine Weile schweigend da, ein schlanker englischer Gentleman und eine schniefende Gräfin. »Mein Gesicht ist bestimmt ganz rot«, sagte Helene schließlich.
    Ihr Ton verriet Stephen, dass sie ihre Beherrschung wiedergewonnen hatte. Sie war wirklich rot, und ihr Haar begann sich aus den Zöpfen zu lösen und hing ihr strähnig ins Gesicht. Aus irgendeinem Grund fand Stephen es reizvoll, dass sie nicht einmal so viel Erfahrung besaß, um vor einem Rendezvous ihr Haar zu lösen.
    »Helene«, sagte er sanft, »so geht das nicht.«
    »Warum nicht?«
    Er blinzelte verblüfft, doch ihr Erstaunen war echt. »Weil Sie eigentlich gar nicht mit mir schlafen wollen«, betonte er.
    Helene hätte vor Verdruss laut schreien können. Wie dumm konnte ein Mann sein! Wenn sie nicht mit ihm schlafen wollte, was tat er dann in ihrem Zimmer? Hätte sie sich sonst die Blöße gegeben, vor einem

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