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Keine Lady ohne Tadel

Keine Lady ohne Tadel

Titel: Keine Lady ohne Tadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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Mann im Nachthemd zu erscheinen? Hätte sie einen unbekleideten Mann überhaupt in ihrer Nähe geduldet? »Doch, ich möchte mit Ihnen schlafen!«, stieß sie hervor.
    Er streckte die Hand aus und wischte eine Träne von ihrer Wange. »Das glaube ich nicht«, sagte er und sah sie freundlich an.
    Freundlich – und auch ein wenig herablassend.
    Eine wahre Flut unanständiger Worte – Worte, die man nie benutzen durfte, und tatsächlich hatte Helene sie bisher nicht einmal gedacht – lagen ihr auf der Zunge. »Das ist Blödsinn!«, empörte sie sich. »Sie sind ein Mann. Männer wollen immer mit Frauen schlafen, unter allen Umständen. Das ist doch allgemein bekannt!«
    Stephen biss sich auf die Lippen. Helene hegte den schrecklichen Verdacht, dass er sich ein Grinsen verkniff. »Männer mögen es aber lieber, wenn Frauen es auch wollen.«
    »Ich will es doch!«, rief Helene, allmählich fassungslos. »Wie viel mehr kann ich es noch wollen?«
    Nun wirkte er beschämt. »Vielleicht drücke ich mich nicht richtig aus.«
    »Ich will es!«, bekräftigte Helene. Sie hob die Hände und nestelte hastig an der Knopfleiste ihres Nachthemdes. »Nur zu. Tun Sie, was immer Sie wollen.«
    Einen Augenblick starrten beide auf Helenes Brüste. Im Vergleich zu Esmes waren sie recht klein, aber von ansprechender Form. Zumindest fand Helene das, bis sie Stephen anschaute. Er sah geradezu gedemütigt aus. Doch Helene fand allmählich Spaß an der ganzen Angelegenheit. Offensichtlich war sie ja doch fähig, andere zu schockieren!
    Sie rollte ihr Nachthemd herunter, bis es wie ein Wulst um ihre Taille lag. »Wenn mich die Erinnerung nicht täuscht« – gleich würde sie von einer hysterischen Lachlust erfasst werden – »dann müssten Sie inzwischen von Begierde überwältigt sein. Zumindest war das bei meinem Ehemann immer so.«
    Stephen starrte sie an. »War das so? Ich meine – natürlich war es so!«
    Nun hatten sie einen Punkt erreicht, an dem man nur noch lachen oder weinen konnte. Helene entschied sich für das Lachen. Es gab eine Grenze für die Demütigungen, die eine Frau an einem Abend hinnehmen konnte. Sie faltete die Hände über der Decke und lächelte Stephen an, als säßen sie einander bei einer Teegesellschaft gegenüber. »Ich schätze, wir könnten so ein altmodisches Spiel spielen wie ›Ich zeige dir, du zeigst mir‹«, sagte sie. »Oder wir könnten es auch einfach sein lassen.«
    Ihre Blicke trafen sich. Seine Erleichterung war mit Händen zu greifen.
    »Ich glaube, ich brauche wesentlich mehr Übung, bevor ich einen Mann dazu bewegen kann, auch in meinem Bett zu bleiben«, gestand Helene. »Für mich stellt es schon einen Triumph dar, Sie in mein Schlafgemach gelockt zu haben.«
    Stephen streckte die Hand aus und zog die Decke über ihren Busen, deckte sie so behutsam zu wie ein Kind. »Jetzt müssen Sie mir aber erklären, Helene«, sagte er, »warum Sie mich hergelockt haben. Denn Ihr Mann weilt, soweit ich weiß, nicht in unserer kleinen Hausgemeinschaft.«
    Helene schluckte hart. Doch sie war Stephen eine Erklärung schuldig. »Ich will die Scheidung. Aber als ich meinen Mann gefragt habe, ob wir nicht einfach Beweise für meinen Ehebruch fabrizieren könnten, hat er nur gelacht und gesagt, kein Mensch auf der Welt würde sich vorstellen können, dass ich Ehebruch beginge. Wenn eine Ehe geschieden werden soll, dann muss die Frau der schuldige Teil sein, wie Sie wissen. Es ist furchtbar ungerecht, aber so schreiben es unsere Gesetze nun einmal vor.«
    »Ich stimme Ihnen zu, dass es ungerecht ist«, sagte Stephen. »Besonders in Fällen wie Ihrem sollten andere Bestimmungen gelten. Und ich bin sicher, dass dieses Gesetz eines Tages geändert wird. Aber deshalb …«
    »Deshalb dachte ich, dass Sie und ich … dass wir … vielleicht …« Helenes Stimme versagte. Dann gab sie sich einen Ruck. Um Himmels willen! Sie lag halb nackt mit einem Mann im Bett – da konnte sie auch gleich ehrlich sein. »Ich mag Sie wirklich sehr«, sagte sie und schaute ihm in die Augen. »Ich hatte mir gedacht, wir könnten eine Affäre haben, doch nun sehe ich ein, dass ich mich geirrt habe. Ich bin nicht sehr bewandert in Schlafzimmerangelegenheiten.«
    Stephen zog sie wieder eng an sich. »Das gibt sich mit der Zeit.«
    Helene konnte nicht umhin zu lächeln. Hier saß sie halb nackt im Bett, an die Brust eines nackten Mannes geschmiegt! Wenn doch nur Esme sie jetzt sehen könnte! Oder Rees! »Es waren niedrige Beweggründe«,

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