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Keine Lady ohne Tadel

Keine Lady ohne Tadel

Titel: Keine Lady ohne Tadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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ein.
    Doch genau in diesem Augenblick stolzierte Arabella herein und warf allen Anwesenden Kusshändchen zu. »Meine Damen!«, rief sie. »Ich komme zu Ihnen als Botin in einer Angelegenheit der Barmherzigkeit.«
    Arabella nahm sich Zeit zum Hinsetzen. Sie trug ein himmelblaues Morgenkleid, das vorn aufsprang und einen Unterrock aus besticktem Musselin sehen ließ.
    Arabella war einfach bezaubernd, eine Erscheinung von müheloser Eleganz, und, wie Esme feststellte, von unverkennbarer Boshaftigkeit.
    »Sicher haben Sie alle gehört, wer gestern Abend hier im Haus eingetroffen ist!«, begann sie dramatisch, sobald sie ihr Kleid vorteilhaft drapiert hatte.
    Selbst Mrs Cable schaute von ihrer Arbeit auf.
    »Der am übelsten beleumdete Mann Englands!«, trompetete Arabella.
    Esme stöhnte innerlich.
    »Der Herzog von York!«, rief Lady Henrietta.
    »Nein, nein, nicht von so hohem Rang«, wiegelte Arabella ab, doch sie amüsierte sich königlich. »Dein Morgensalon kommt mir übrigens ein wenig überheizt vor, liebe Esme. Vielleicht ist der Kamin für die Jahreszeit zu stark befeuert.« Sie nahm einen kleinen blauen Fächer aus ihrer Tasche und begann sich Luft zuzufächeln.
    »Mir fällt es auch zunehmend schwer, kühl zu bleiben«, bemerkte Lady Winifred mit einem Blick auf den Fächer. »Wir sind nun mal in dieses Lebensalter eingetreten, vermute ich.«
    Arabella ließ den Fächer fallen, als hätte er sie gebissen.
    »Wer ist es denn?«, fragte Mrs Barret-Ducrorq neugierig. »Wer ist gestern Abend eingetroffen?«
    »Bonnington.« Arabella legte eine bedeutsame Pause ein. »Er ist zurückgekehrt.«
    Ihr Auftritt war beinahe bühnenreif. Wäre Esme nicht so oft selbst Zielscheibe übler Nachrede gewesen, so hätte sie Arabellas dramatischer Ausdrucksweise gewiss Beifall gespendet.
    Ein kollektives Luftschnappen war die Folge. Lady Winifred wirkte belustigt, Mrs Barret-Ducrorq war schockiert und Mrs Cable war so entsetzt, dass sie ihr Gesicht in den Händen barg, als hätte sie Satan persönlich gesehen.
    »Er ist ein geläuterter Mann«, sagte Arabella in das Schweigen hinein.
    »Das möchte ich doch stark bezweifeln!«, fauchte Mrs Cable, die offensichtlich nicht mehr an sich halten konnte.
    »Es ist erstaunlich, aber wahr.« Arabella nahm den Fächer wieder zur Hand und warf bedeutsame Blicke in die Runde. »Er ist nach England zurückgekehrt, um vor meiner Nichte auf die Knie zu fallen!«
    »Was seine Pflicht war«, meinte Mrs Barret-Ducrorq säuerlich. »Schließlich hat er Lord …« Doch dann verstummte sie, denn ihr war bewusst geworden, wie unschicklich es wäre, Esmes Ehemann und die skandalösen Umstände seines Todes zu erwähnen.
    Esme starrte auf ihren Stoff und machte einen weiteren schiefen Stich. Immer noch drückte der Fuß des Kindes gegen ihre Rippen. Seltsamerweise hatte ihr die Erwähnung des Geschehnisses nicht so viel ausgemacht wie sonst. Der arme Miles. Sie nähte weiter. Lieber Miles.
    »Auf die Knie will er fallen!«, wiederholte Arabella genüsslich. »Wie Sie gerade erwähnten, Mrs Barret-Ducrorq, ist Bonnington zumindest teilweise für den Tod des armen Lord Rawlings verantwortlich. Obwohl die Ärzte ja damals ohnehin sagten, er könne jederzeit sterben. Ich selbst habe einen Ehemann durch Herzschwäche verloren und weiß, wie schrecklich das ist. Wie dem auch sei, der Marquis Bonnington ist reumütig und zerknirscht. Völlig aufgelöst.«
    Alle sahen nun Esme an, die sich Mühe gab, wie eine trauernde Witwe zu wirken. Fern sollte es ihr liegen, Arabellas glänzende Darstellung zu schmälern. Warum aber nur fühlte sie, statt niedergeschlagen zu sein, eine solche Fröhlichkeit? »Freilich hat der Marquis seiner Reue Ausdruck verliehen«, stimmte sie Arabella zu, während sie den Kopf tief über ihr Werk beugte, um Mrs Cables durchdringendem Blick zu entgehen. Eine Nadelarbeit hatte durchaus ihre Vorteile.
    »Inwiefern glaubt Bonnington denn, Lady Rawlings’ schwierige Lage erleichtern zu können?«, fragte Mrs Cable in scharfem Ton. »Was geschehen ist, ist geschehen. Der Mann sollte auf dem Kontinent bleiben, wo weniger die Gefahr besteht, dass er andere mit seiner Lasterhaftigkeit ansteckt.«
    »Und was ist, wenn er um ihre Hand angehalten hat?«, fragte Lady Winifred und warf Esme einen schlauen Blick zu.
    »Das wäre abstoßend«, urteilte Mrs Cable streng. »Lady Rawlings befindet sich noch im Trauerjahr! Bedenken Sie doch nur den Skandal!«
    »Oh, den Skandal kann man immer

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