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Keine Lady ohne Tadel

Keine Lady ohne Tadel

Titel: Keine Lady ohne Tadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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bedenken«, sagte Lady Winifred leichthin. »Leider ist er es selten wert. Immerhin besitzt der Marquis ein ansehnliches Vermögen.«
    »Meine Rede!«, strahlte Arabella. »Ich bin der festen Überzeugung, dass der Mann seine Tat ehrlich bereut. Er möchte auf jede nur erdenkliche Art das Leid lindern, das er meiner Nichte angetan hat.«
    »Woher wollen Sie wissen, dass seine Absichten ehrenhaft sind?«, fragte Mrs Cable. »Nach seinem Verhalten im letzten Sommer.«
    Esme verspürte Gewissensbisse. Am Verlust von Sebastians glänzendem Ruf war sie nicht ganz unschuldig, denn er hatte sich als einen sittenlosen Schurken dargestellt, um ihren Ruf zu schützen. »Da seine Mutter mit ihm gekommen ist, kann ich mich für seine ehrlichen Absichten verbürgen«, teilte sie den Damen mit. »Die Marquise Bonnington zählt ebenfalls zu meinen Hausgästen.«
    »Ach, du meine Güte!«, rief Lady Winifred aus. »Wenn Bonnington seine Mutter dazu überreden konnte, dann muss der Mann es wirklich ernst meinen. Lady Bonnington ist eine der Stützen der Gesellschaft!«
    »Ich hoffe aufrichtig, dass Sie ihn von der Unmöglichkeit einer solchen Eheschließung in Kenntnis gesetzt haben«, sagte Mrs Cable zu Esme.
    Plötzlich fiel Esme ihre angebliche Verlobung mit Fairfax-Lacy wieder ein. Die Ehe mit Sebastian war aus mehr als einem Grunde unmöglich. Um nicht antworten zu müssen, beugte sie sich wieder über ihre Nadelarbeit.
    »Immerhin hat der Mann eine Heiratsgenehmigung gefälscht, um einer Dame die Unschuld zu rauben!«, fuhr Mrs Cable erbittert fort. »Die bedauernswerte Herzogin von Girton hätte in seine Verderbtheiten hineingezogen werden können, wenn er nicht durch Zufall in Ihr Schlafzimmer geraten wäre statt in ihres. Und seine Beteiligung am Tod Ihres Mannes will ich gar nicht erst erwähnen!«
    Arabella beugte sich vor. Aus dem Ausdruck ihrer glänzenden Augen schloss Esme, dass sie auf diesen Moment gewartet hatte.
    »Eine barmherzige Frau weist eine wahrhaft reumütige Seele nicht ab«, psalmodierte Arabella. »Denn wenn sie es täte, wäre sie verantwortlich für alles Schlechte, was darauf folgt. Nein, Esmes Weg liegt klar vor ihr. Sie muss den armen Sünder in diesem Moment der Reue unterstützen und leiten.«
    »Der Teufel steckt voller Schliche und Gerissenheit«, konterte Mrs Cable. »Apostelgeschichte.«
    »Durch Liebe und Treue wird Schuld gesühnt«, zitierte Arabella wie aus der Pistole geschossen. »Buch der Sprüche.«
    Esme biss sich auf die Lippen, um diesen feierlichen Augenblick nicht durch unpassendes Gelächter zu verderben. Mrs Cable war sprachlos, gefangen zwischen ihren geliebten Bibelzitaten und ihrem Abscheu vor sittenlosem Verhalten.
    Lady Winifred sprang in die Bresche. »Ich bin durchaus deiner Meinung, liebste Arabella. Man braucht ein wahrhaft großzügiges Herz, um zu erkennen, wo der Weg der Tugend verläuft.«
    Arabella versuchte ganz offensichtlich so auszusehen, als besäße sie ein großzügiges Herz. Auf Esme wirkte es aber eher so, als litte sie unter Blähungen.
    »Ich kann diese Ansicht nicht unterstützen!«, fauchte Mrs Cable. »Der Mann besitzt einen verderblichen Einfluss. Geben Sie nur ja auf die jungen Frauen im Hause acht, Lady Rawlings. Er könnte ihren guten Namen in Verruf bringen, sie gar verderben!«
    Nein,
dachte Esme reumütig,
es geht ihm lediglich darum, meinen guten Namen in Verruf zu bringen.
Über die Frage von Sebastians Verderbtheit jedoch dachte sie ähnlich. Er hatte wirklich keine Ahnung davon, was sich im Bett geziemte. Esmes Wangen brannten bei der Erinnerung an die Freiheiten, die er sich letzte Nacht herausgenommen hatte. Mühsam wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder Mrs Cable zu.
    »Ein solcher Mann wird höchstwahrscheinlich danach trachten, die Dienstmädchen zu verführen«, hämmerte die Wächterin der Sittsamkeit ihren Zuhörerinnen ein. »Keine Frau in diesem Hause wird vor ihm sicher sein.«
    Zu müde,
dachte Esme.
Für die Dienstmädchen wird er viel zu müde sein.
    Arabella kicherte vergnügt. »Zu schade, dass ich für den Mann zu alt bin.«
    Mrs Cable schnappte vor Empörung nach Luft, doch Lady Winifred kicherte ebenfalls. »Er sieht gut aus, nicht wahr? Ich erinnere mich noch, wie er letztes Jahr auf der Jagd aussah, vor dem Skandal. Er war so königlich wie ein Prinz. Ein Märchenprinz«, erläuterte sie, »nicht einer unserer Prinzen.« Dies wurde schweigend hingenommen. Die Prinzen der Königsfamilie konnte man eher als dick und

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