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Keine Lady ohne Tadel

Keine Lady ohne Tadel

Titel: Keine Lady ohne Tadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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Rückens aufzuwachen?
    Sein zerzaustes Haar hatte die Farbe von Guinee-Münzen. Er lag auf dem Bauch, das Laken bis zur Hälfte des Rückens heruntergerollt. Esme konnte im trüben Licht nur seine Schultern erkennen.
    Das Baby in ihr schien zu schlafen. Sebastian schlief auch. Während sie ihn beobachtete, gab er ein leises Geräusch von sich, fast ein Schnarchen, dann atmete er wieder tief und regelmäßig. Er war nächtelang wach geblieben, um desto früher zu ihr zurückkehren zu können … Esme verdrängte die Freude, die sie bei dem Gedanken daran erfüllte. Ehrbare Witwen hatten solche Gefühle nicht.
    Doch die Versuchung war zu groß. Keine Frau hätte sich ihr widersetzen können, selbst eine Witwe nicht, die nach einem ehrbaren Leben strebte.
    Sie schob das Laken bis zu seinen Beinen hinunter. Sein Rücken verjüngte sich zu der wunderbaren Stelle mit den zwei Grübchen und dem braunen Mal, das laut seiner Mutter vererbbar war. Es sah wie ein kleiner Stern aus. Esme hätte sich zu gern darübergebeugt, um es zu küssen, doch ihr schrecklich aufgeblähter Bauch war ihr dabei im Wege. Also begnügte sie sich mit Liebkosungen, glitt mit den Fingerspitzen über seine Muskeln, umrundete die Grübchen, fuhr über seine strammen Gesäßbacken.
    Er bewegte sich unter ihren Fingern und stöhnte leise im Schlaf. Mehr als alle anderen Männer gab Sebastian ihr das Gefühl, eine sinnliche Frau zu sein. Als sei bereits eine leise Berührung von ihr erfüllend für ihn. Andere Männer waren nur an ihren Brüsten, ihren Beinen interessiert gewesen. Keinen hatte es gekümmert, wie sie streichelte oder küsste. Oder was ihr wohltat.
    Der Gedanke daran, was ihr wohltat, brachte Esmes Herz zum Klopfen. Sie streckte ihre Hand aus und umfing eine seiner muskulösen Gesäßbacken.
    Plötzlich drang ein Laut aus seiner Kehle. Er wälzte sich auf den Rücken. Ihre Finger streichelten seinen Bauch. Er schlief immer noch tief und fest, und seine dunklen Wimpern beschatteten die Wangen. Es war fast beängstigend, wie sehr sie ihn begehrte. Eine tugendhafte Dame hätte gar nicht diese dunkel pochenden Wogen des Verlangens spüren dürfen.
    Esme hätte diesen schlafenden Gott eigentlich wecken und seiner Wege schicken müssen. Denn er musste zusammen mit seiner schrecklichen Mutter das Haus verlassen, damit sie ihr Kind bekommen und ein neues Leben beginnen konnte. Doch wider besseres Wissen bewegten sich ihre Finger nach unten. Er war einfach zu prächtig!
    Als sie wieder aufschaute, blickte sie in Sebastians offene Augen. Und er schien gar nicht mehr schläfrig zu sein.

22
    Das Nähkränzchen aus der Hölle
    Als Dante seine
Göttliche Komödie
schrieb und die neun Höllenkreise mit ihren jeweiligen Sündern erfand – die Prasser und die Verschwender, die Ehebrecher und die … was auch immer –, da hätte er auch dem Nähkränzchen einen eigenen Höllenkreis widmen können. Esmes Erinnerung an Dantes Hölle war zwar etwas verschwommen … aber saßen die Prasser nicht bei Tisch und mussten sich bis zum Erbrechen vollstopfen, um die gerechte Strafe für ein Leben voll gieriger Genüsse zu erleiden? In Esmes Version der Hölle saßen selbstgerechte Frauen auf unbequemen Stühlen und säumten bis in alle Ewigkeit grobes weißes Kattun, während Mrs Cable dazu aus erbaulichen Traktaten vorlas.
    Ungefähr eine Viertelstunde lang war eifrig genäht worden, doch jetzt blickte Mrs Barret-Ducrorq von ihrer Arbeit auf und lächelte Esme aufmunternd an. »Das Kind wird wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen.«
    Esme schaute auf ihren gewaltigen Bauch. Sie zuckte unmerklich zusammen, als ein kleiner Fuß ihren unteren Rippenbogen traf. »Die Hebamme meinte, es könne noch ein paar Tage dauern.«
    »Hebammen wissen auch nicht alles«, meinte Lady Winifred und legte ihre Näharbeit hin.
    Esme war aufgefallen, dass alle Damen außer Mrs Cable jeden Vorwand nutzten, um ihre Nadeln Nadeln sein zu lassen.
    »Die Hebamme meines ersten Kindes hat mir einen Monat lang prophezeit, nun sei der große Tag gekommen«, berichtete Lady Winifred. »Und als es dann endlich so weit war, konnte ich gar nicht glauben, dass es die Wehen waren. Ob wir heute wohl Lady Withers zu sehen bekommen, Lady Rawlings? Arabella ist ja eine solch amüsante Person. Und so tapfer. Es ist doch zu traurig, drei Ehemänner zu verlieren, aber ich habe sie niemals mutlos erlebt.«
    »Ich möchte bezweifeln, dass Lady Withers bereits aufgestanden ist«, warf Mrs Cable

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