Keine Pille gegen Mord
in
Humboldt Creek anrauschte.
»Wie geht’s, Sheriff ?« sagte ich grinsend.
Meine Heiterkeit trug mir
lediglich ein Knurren ein, aber er hieb seine Wagentür zu, hakte einen Daumen
in den Gürtel und wartete mit einer Hand am Revolver, bis ich ausgestiegen war.
»Sie haben doch nicht wieder
eine Leiche gefunden, Roberts ?« fragte er mißtrauisch.
»Nein«, gestand ich.
»Dann sagen Sie, was Sie hier
wollen«, schnauzte er.
»Hören Sie, Sheriff«, meinte
ich in meinen friedfertigsten Ton. »Ich weiß, Sie halten mich für einen
lästigen Störenfried, der seine Nase in Dinge steckt, über die er nichts weiß —
aber Tatsache bleibt, daß ich Ihre Hilfe brauche. Mrs. Birrel ist ermordet
worden, und ich weiß, daß es zwischen den Erben Streit geben wird — es sei
denn, ich kann genau analysieren, wer zu einem Mord fähig und wer nur schlicht
verrückt ist.«
Einen Augenblick lang fürchtete
ich, er werde tatsächlich die Beherrschung verlieren.
»Roberts, ich hab’ nichts gegen
Sie persönlich. Meinetwegen können Sie denken, was Ihnen paßt, und Sie können
Ihr Anwaltsgeschäft betreiben, so gut Sie’s vermögen. Aber kommen Sie mir nicht
mit Mordgeschichten, wenn Sie nichts konkret beweisen können. Okay? Haben wir
uns verstanden ?«
»Okay, Sie haben gewonnen«,
sagte ich resigniert. »Aber können Sie mir wenigstens ein paar Fragen
beantworten, ehe ich mich wieder an meine Akten setze ?«
»Ich beantworte Ihnen zwei
Fragen. Nur zwei, und dann fahre ich nach Hause essen. Das ist doch ein faires
Angebot, nicht wahr, Roberts? Ich meine, ich möchte ja nicht, daß Sie sich
daheim beschweren, wir Kleinstadtmenschen seien nicht hilfsbereit .«
Ich versuchte mein Glück. »Hat
es im Zusammenhang mit den Birrels noch andere Gewalttaten gegeben? Außer dem
Attentat auf Rhoda?«
»Nein.«
Ich räusperte mich. »Dr. Hufford — der das Sanatorium an der Küste betreibt — , haben Sie da irgendeinen Grund zur Annahme, sein
Unternehmen könne etwas anderes sein, als es scheint?«
»Nein.«
»Hat es in Humboldt Creek
jemals einen Mord gegeben ?« rief ich.
»Nein. Und das waren schon drei
Fragen. Sie haben gemogelt. Jetzt setzen Sie sich in Ihren roten Feuerstuhl und
röhren Sie davon — mit gemütlichen fünfzig Sachen pro Stunde. Ich fahre Ihnen
nach, nur damit ich sicher bin, daß Sie gut nach Hause kommen — und keine
Mörder Ihnen auflauern oder so etwas .«
Ich seufzte und kletterte in
den Austin Healy.
Auf der Fahrt zum Motel ließ
ich den Fuß nicht von der Bremse.
Wenigstens ein Mensch freute
sich, mich zu sehen. Ich kam mir vor wie ein Soldat bei der Heimkehr aus dem
Krieg, so klammerte Melody sich in der Tür schon an
mich.
»Komm ’rein«, sagte sie
endlich.
»Der Service hier ist
fabelhaft«, sagte ich und tätschelte beifällig ihre tieferen Rundungen.
Ich füllte Gläser, während sie
es sich auf der Couch bequem machte und dabei noch sehenswerter wurde.
»Nur einen kleinen«, sagte ich
und summte vor mich hin.
»Einen kleinen was ?« fragte sie unschuldig.
»Du trinkst doch einen Scotch ?« frage ich.
»Ja, bitte. Und wie kommst du
als Detektiv zurecht ?«
Ich brachte ihr das Glas und
setzte mich mit meinem Wodka-Collins auf die Couchkante. Viel Platz war nicht,
ich saß praktisch in ihrem Schoß. Mein Arm kam auf Tuchfühlung mit ihrer
Oberweite, die vom tiefausgeschnittenen weißen Leinenkleid kaum verhüllt wurde.
Das Kleidchen war überdies atemberaubend kurz.
Meine Hand fing zu wandern an,
aber Melody schlug mir drauf und sagte: »Erst trink
aus. Und erzähl mir, was du geleistet hast .« Sie sah
mich aus zusammengezogenen Lidern drohend an. »Und vergiß das Kapitel mit Rhoda
Birrel nicht .«
»Wie könnte ich das übergehen ?« sagte ich und grinste. »Rhoda hat heute für allerhand
Abwechslung gesorgt .«
Sie lächelte süß, aber ihre
Augen verrieten ein Geheimnis. Melody amüsierte sich
ganz und gar nicht. »Wie schön. Sie hat sich dir an den Hals geworfen, und ich
nehme an, du hast sie diesmal auffangen müssen .«
»Du verstehst nichts vom alten
Zauberer Roberts«, sagte ich selbstzufrieden. »Ich wollte sie einfangen, aber
sie ist mir entwischt .«
»Du bist ihr nachgelaufen ?«
»Erst nachdem sie mich mit
einem Küchenmesser attackiert hatte, und ich muß gestehen, daß ich dabei nicht
unbedingt Liebe im Sinn hatte. Eher eine ordentliche Tracht Prügel.«
Sie sah mich an, als habe ich
eben den Angriff einer Löwenherde abgewehrt. »Randy, hat sie dich
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