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Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Paglieri
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Trinkwasser.
    Vor Durst zu krepieren, mitten im Wasser, war eine ausgesprochene Tortur. Er war ein paar Mal ans Meer gegangen, versucht,
     ein paar kleine Schlucke Salzwasser zu trinken, hatte aber widerstanden, denn er wusste, das hätte ihn in den Wahnsinn getrieben.
     Er spürte, dass er höchstens noch einen Tag überstehen würde. Aber hieß das nicht nur, die Qualen zu verlängern? Wenn sie
     kommen und ich noch am Leben bin, dann werden sie die Sache leicht zu Ende bringen, so schwach, wie ich bin.
    Er lag im Schatten eines Baumes, schloss die Augen und lächelte. Wenn sie zu spät kämen, wenn sie ihn tot vorfinden würden,
     dann würden sie bittere Tränen weinen. Er hatte nämlich hier in Santo Stefano soeben eine Lebensversicherung abgeschlossen.
     
    Ein Schwall kaltes Wasser traf ihn ins Gesicht und ließ ihn aufschrecken.
    »Genueser! Wach auf, Genueser!«
    Er öffnete die staubverklebten Augen, und kaum hatte er den Blick scharf gestellt, sah er das finstere Gesicht des Bootsführers,
     der über ihn gebeugt war, mit einer Hand seinen Kopf und mit der anderen die Trinkflasche haltend.
    »Du Schwein …«, flüsterte er.
    »Entschuldige, Genueser. Ich hatte ein paar Probleme, aber wie ich sehe, hast du dich wacker geschlagen. Trink langsam … langsam!
     Es schadet dir sonst.«
    |253| Diesen ersten kleinen Schluck zu trinken war furchtbar. Seine Kehle war trocken und hart wie Zement. Die Stimme, die herauskam,
     hörte sich auch nicht mehr wie seine an. »Du wolltest mich … umbringen, du Schwein.«
    »Was redest du denn, Bruder? Wo wir dir doch gerade das Leben retten!«
    Der Genueser ließ den Blick schweifen. Hinter dem Bootsführer stand der Tarantino, dessen krumme Visage eine befriedigte Grimasse
     zeigte. Wenn ihm nur ein Tropfen Speichel geblieben wäre, hätte der Genueser ihm gern ins Gesicht gespuckt.
    Sie warteten, bis er sich erholt hatte, und nachdem er ein wenig Brot und Käse gegessen und noch ein bisschen Wasser getrunken
     hatte, setzte der Bootsführer für ihn sein breitestes Lächeln auf.
    »Also, Genueser, wo ist der Kopf hingekommen?«
    Der nickte. »Ihr wolltet mich umbringen. Das ist der Beweis.«
    »Was sagst du da? Hast du jetzt den Verstand verloren? Da hätte ich doch neulich auf dem Boot einfach zusehen können, wie
     der Tarantino dir den Wanst aufschlitzt.«
    »Es ist nicht gesagt, dass es so ausgegangen wäre.«
    »In Ordnung«, räumte der andere ein, »wo ist der Kopf?«
    »Zuerst seid ihr ihn suchen gegangen, und erst danach seid ihr gekommen, um mir zu helfen.« Er machte eine Geste, als spucke
     er auf den Boden. »Scheißkerle!«
    Der Tarantino zog das Messer und hielt es ihm an die Kehle. »Sag uns, wo du ihn versteckt hast, oder ich schlitze dich bis
     über beide Ohren auf.«
    Der Genueser hob herausfordernd das Kinn. »Stich zu, du Drecksau. Verräter. Ausgeburt der Natur. Deine Mutter hat sich von
     den Affen bumsen lassen, um so eine Visage in die Welt zu setzen.«
    Er spürte, wie die Klinge gegen den Kehlkopf drückte, |254| aber die Hand des Bootsführers fiel wie ein Hammer herab und blockierte den Arm des Tarantinos.
    »Halt deine Nerven im Zaum! Morgen Abend sind sie da.« Er schob den Kameraden weg und stellte sich wieder vor den Genueser.
     »Sag mir, wo du ihn hin hast.«
    »Wenn ich dir das sage, bin ich tot.«
    »Du bist tot, wenn du es mir nicht sagst. Meine Geduld ist fast am Ende.«
    »Als ihr mich im Boot zurückgelassen habt, bin ich dir nach einer Weile gefolgt. Ich habe gesehen, dass du sie am Friedhof
     verbuddelt hast. Als ich merkte, dass ihr mich meinem Schicksal überlassen wolltet, bin ich hingegangen und habe sie woanders
     versteckt.«
    »Ich habe dir schon gesagt, dass wir dich nicht umbringen wollten. Jetzt gib uns diesen verflixten Kopf zurück, und du kannst
     gehen, wohin du willst.«
    Der Genueser lachte. »Euch soll ich noch einmal trauen? Ich denke nicht daran. Zuerst lasst ihr mich gehen, und wenn ich in
     Sicherheit bin, sage ich euch, wo der Kopf steckt.«
    »Hör zu, wie wir es machen. Wir schneiden dir sofort die Kehle durch, und dann finden wir den Kopf alleine. Vielleicht nicht
     bis heute Abend, aber mit ein bisschen Geduld …«
    »Das kannst du versuchen. Wenn ich ihn aber zu gut versteckt habe? Wenn die aus Rom kommen und sich von euch verarscht fühlen?
     Wenn ihr die ganze Insel umpflügt und euch jemand dabei sieht? Überleg mal. Wie viel ist der Rumpf ohne Kopf wert? Und wie
     viel der Kopf alleine? Ich will

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