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Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)

Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregor Weber
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noch gar nicht wissen. Tja.«
    Grewe schaute wieder auf die Uhr.
    »Es sind gut sechsunddreißig Stunden seit den Schüssen vergangen. Es wird nicht schnell gehen. Es wird schwierig werden. Sehr schwierig.«
    Merten saß im Sozialklub Müller und trank ein kaltes Budweiser. Das Müller war ein für die Verhältnisse der Stadt schon fast overstylter Szeneladen. Sehr studentisches Publikum, viele Kreative. Definitiv keine Bullenkneipe. Und auch andere Freunde von Merten und Svenja würden sich hier eher nicht herumtreiben. Außerdem dürfte es so ziemlich der einzige Laden sein, der dem Karate-Girl nicht vom ersten Moment an peinlich spießig vorkommen würde. Merten hatte mit Svenja telefoniert, aber nur fünf Minuten. Danach hatte er noch eine Viertelstunde den Vorwürfen ihrer Mutter zugehört, sich klaglos eine vorläufige Kontaktsperre zu seiner eigenen Verlobten verpassen lassen und dann seltsam erleichtert aufgelegt. Er war ein Monster. Svenja war seit vier Jahren seine Freundin, er liebte sie, und sie brauchte ihn. Sie erwartete sein Kind. Er würde ein Familienvater sein und ein Polizist.
    Falsch.
    Er wusste nicht mehr, ob er sie liebte, und sie brauchte nicht ihn, sondern einfach einen, der da war und die Angst aus ihrem Leben raushielt, was eigentlich aussichtslos war. Sie erwartete sein Kind, das stimmte. Aber er würde dieses Kind nicht vor der alles fressenden Angst in Svenjas Familie schützen können, weil er Teil dieser Angst war, gleich, was er tat. Er würde kein Familienvater sein, sondern entweder der Typ, der das Geld verdiente und sonst nichts recht machte, oder der getrennt lebende Vater, der strikte Kontaktregeln zu seinem Kind einhalten musste. Ein Kind, das von Anfang an lernen würde, Angst vor ihm zu haben oder nicht an die Liebe seines Vaters zu glauben oder sie abzulehnen, weil Papa böse zu Mama gewesen war.
    Er trank die Flasche leer und bestellte die nächste, die sofort vor ihm stand. Sein Magen war ruhig. Erstaunlich. Er hatte sogar Hunger. Merten studierte die Schiefertafel neben der Bar, auf der die Tagesgerichte standen.
    »Hey, du.«
    Er drehte sich um.
    Sie.
    Lachte mit diesem großen Mund. Hatte sein Bier in der Hand und trank einen großen Schluck. Hinterließ Lippenstift und ihren Geschmack auf der Flasche und hielt sie ihm direkt vor den Mund. Wild kisses …
    Er nahm sie, lächelte blöde, weil man als Mann so eine Frau nur blöde anlächeln konnte, es sei denn, man war ihr Mann. Trank. Stellte die Flasche ab.
    »Hey.« Lächelte immer noch blöde, gewöhnte sich daran. »Auch eins?« Nickte zum Bier.
    Sie nahm die Flasche wieder, trank einen Schluck. Lachte. Fuhr ihm mit dem Finger leicht über die Lippen, zeigte ihm den Schaum auf dem Finger.
    Rauschen. Stimmen.
    Aber nichts schien sich zu rühren. Alles stand still.
    »Wir haben doch eins.«
    Ja. Sie hatten ein Bier. Das war alles, was Merten wollte. Sie. Er. Und ein Bier. Manchmal war alles ganz einfach.
    Ein schwerer BMW rollte leise und langsam durchs Bahnhofsviertel. Autos dieser Klasse sah man hier selten. Er rollte an den Bars vorbei, den Peepshows. Die grellen Lichter des Eroscenters spiegelten sich in seinen dunklen Scheiben, flogen hindurch. Ein Stripclub. Auf den Bürgersteigen angetrunkene Männer und die Schlepper der Clubs. Dealer und Schläger, Händler von Träumen und Sehnsüchten und die mit dem Tod im Angebot. Der große dunkle Wagen fuhr unberührt an all dem vorbei, bog in eine etwas ruhigere Seitenstraße. Dort stand ein großer breitschultriger Mann, die Hand erhoben. Der Wagen hielt, der Mann öffnete die hintere Tür, beugte sich in den Fond und sagte ein paar knappe Sätze. Gab den Ausstieg ehrerbietig frei, und dann stieg ein kleiner, kräftiger, sehr elegant gekleideter Mann aus dem Wagen. Dunkles, glänzend schwarzes Haar. Polierte Schuhe.
    Er schaute missbilligend auf den schmutzigen Bürgersteig, setzte seine Schuhe achtsam so, dass sie nur Asphalt berührten.
    Eine Gruppe aufgedrehter Anzugträger auf Rotlichttour lärmte in Richtung Puffstraße. Der Große sah träge in ihre Richtung. Sie blieben sofort stehen.
    Der Mann aus dem Wagen beachtete sie nicht, ging mit schnellen Schritten auf eine Tür zu, der Große winkte dem BMW loszufahren und eilte dann, seinem Boss die Tür zu öffnen. Wie Geister schlüpften die beiden Männer in das Haus, und die losgelassene Horde leitender Angestellter fragte sich, ob sie wirklich da gewesen waren.
    Steak. Dicke Pommes. Original amerikanische BBQ

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