Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)
konnten noch in der Stadt sein oder schon wieder weiter.
Wenn sie in dem grünen Skoda-Kombi gesessen hatten, dann gab es gewisse Chancen, dass sie noch im Stadtgebiet waren, denn den Fahndungsring konnten sie in einem solchen Fahrzeug nicht durchbrochen haben.
Aber was dann? Was würden sie tun?
Das Fahrzeug loswerden. Ein neues besorgen. Jeder grüne Skoda-Kombi, der irgendwo herumstand, würde überprüft werden. Kein Kfz-Diebstahl in den letzten vierundzwanzig Stunden. Die Autovermietungen waren alle kontaktiert worden und checkten, ob zwei in irgendeiner Weise auffällige Kunden aufgekreuzt waren. (Seit wann benahmen sich Mörder dankenswerterweise auffällig?)
Nichts.
»Sie können also schon längst wieder auf und davon sein«, schloss Grewe seine Ausführungen.
Sie schwiegen. Therese. Gerd Drossel und seine Stellvertreterin Martina Stützel. Tony Estanza. Markus Fuchs. Claudi Pallaske. Fritz Burckhardt von der OK . Didi Noss mit Wetschinsky und Bogdan vom Dauerdienst. Joos und Stein. Claus-Peter Wolf, nach Bernies Tod jetzt dienstältester Beamter der Direktionshundertschaft. Seine Kollegen Laske, Theiß und Bär. Derksen, der MEK -Leiter. Kertsch.
Und Kindler.
Der Neue hatte aufmerksam allen Ausführungen zugehört, wenige, aber zielführende Zwischenfragen gestellt, und trotzdem fühlte sich Grewe unwohl mit ihm. Fühlte sich infrage gestellt, beurteilt, zu Auskunft verpflichtet, die er aber nur widerwillig zu geben bereit war. Als hätte Kindler kein Recht, ihn das zu fragen. Als würde Kindler bezweifeln, dass er alles tat, um den Mord an zwei Kollegen aufzuklären.
Was zur Hölle war mit ihm los?
»Irgendwelche Fragen bis hierher?«
Grewe schaute in die Runde.
Kleines Kopfschütteln, Blicke auf Notizen, Finger auf Mündern, Stifte, die in der Luft schwebten. Sie warteten.
»Wichtiger Punkt ist die Anruferin. Gerd hat die Aufnahmen ans LKA gegeben, dort wird eine Sprach- und Stimmanalyse vorgenommen, so schnell es geht. Die lokale Presse und der Rundfunk werden morgen einen Aufruf an die Zeugin oder eventuelle andere Zeugen bringen. Wir brauchen diese Frau und den Mann, der vermutlich bei ihr war. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass die Anruferin auch die Täterin ist. Wie auch immer das zusammenhängen könnte. Es ist möglich.«
Grewe sah auf seine Uhr, die wie immer bei solchen Besprechungen auf dem Tisch lag.
»Ich denke, wir kommen dann auch bald zum Schluss.« Blick zu Kindler, der leicht nickte. Grewe band seine Uhr wieder um.
»Abschließend: Wir haben Gewissheit über die Kaliber der Tatwaffen. Bei Bernie war es eine 6.35 mm. Bei Kim wurde ein 7.65 mm benutzt. Wir haben keine Geschossteile, von daher wird es schwierig, die Waffen zu bestimmen. Aber bei Kleinkalibern, wie 6.35 mm kann man entweder von einem Laien mit Glückstreffer ausgehen oder einem trainierten Schützen, der sicher war, mit dieser kleinen Waffe aus einem nicht sehr günstigen Schusswinkel zu treffen. Da beide Täter beim ersten Schuss tödlich getroffen haben, tendiere ich dazu, von geübten Schützen auszugehen.«
Gerd Drossel nickte bestätigend.
»Was sagt uns das?« Grewe hob die Hand und zählte an den Fingern. »Sie können schießen, sie zögern auch nicht, es zu tun. Sie wollten nicht kontrolliert werden, um keinen Preis, aber sie haben die Nerven, möglicherweise Geschossteile einzusammeln und Bernies Dienstwaffe samt Ersatzmagazin mitzunehmen. Sie haben zwei Polizisten getötet, um etwas anderes zu verdecken. Was? Es muss sich um eine weitere Straftat handeln. Eine, die sie begangen haben, oder eine, die sie planen oder im Begriff waren zu begehen.«
Seine Hände schwebten in der Luft.
»Bin ich zu voreilig? Oder ist das eine gute Hypothese?«
Therese strich durch ihr kurzes Haar, als wäre es noch immer lang.
»Wir haben nichts außer Hypothesen. Und diese klingt richtig und nach etwas, mit dem wir arbeiten können. Wir sollten das verfolgen, Grewe.«
Danke, dachte Grewe. Du weißt, dass wir etwas zu tun brauchen, sonst werden wir verrückt.
»Okay, Folgendes: Wir checken alle Meldungen aus dem Bundesgebiet und dem angrenzenden Ausland. Kapitalverbrechen, Kfz-Diebstähle, alle Mietautos, auf die die Beschreibung passt, wobei uns immer bewusst bleiben muss, dass der grüne Skoda möglicherweise nichts mit den Tätern zu tun hat. Vielleicht müssen wir nach dem auch öffentlich suchen, weil bloß harmlose Bürger darin saßen, die uns irgendetwas Wichtiges erzählen könnten, es aber jetzt
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