Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)
-Sauce, eiskaltes Bud. Sie teilten sich wieder die Flasche. Sie hatten ein Ritual.
Sie biss in ihren riesigen Housemadeburger, redete, lachte, trank.
»Ist nicht zu fassen, dass du für eine Softwarebude arbeitest.«
»Wiesondas?« Ketchup und Mayo im Mundwinkel, ein Zwiebelring guckte noch aus dem Mund. Sie stopfte ihn mit dem Finger nach, wischte nachlässig die Saucen weg und leckte sie ab. Kaute. Grinste breit. Ihre dunklen Augen glänzende Kugeln.
Merten wollte ihr so nah sein, dass er sich in den Kugeln sehen konnte.
»Man denkt bei dir überhaupt nicht an einen Beruf. Außer so was wie, keine Ahnung, Sängerin. Oder Türsteherin. DJane. Cowgirl.« Merten hatte wild herumgestikuliert, bis er ihren Blick sah. »Was denn, ist doch so.«
Sie hielt mit Mühe ihren vollen Mund zu, so musste sie lachen. Ihre Schultern zuckten, sie kaute und gluckste. Schluckte. Schluckte wieder.
Merten sah die Bewegung in ihrem Hals, Licht und Schatten. Ihr Hals war wunderschön. Wie der von Kim.
Sie sah ihn strahlend an.
Kims Hals. Zerfetzt.
»Sorry.«
Merten stürzte zur Toilette.
Der Große ging seinem Boss voraus. Stieg die enge Treppe im dunklen Treppenhaus nach oben. Aus der Bar drang billiger Pop, es roch nach Trockeneisnebel, altem Schweiß und scharfen Reinigern. Oben klopfte der Große an eine schwere Tür und öffnete sie sofort. Sah in den Raum, drehte sich dann zu seinem Boss und nickte.
Der Große schloss die Tür hinter seinem Boss und stellte sich dann neben einen Mann, der sein Bruder hätte sein können. Tatsächlich waren sie Vettern. Stammten aus demselben Dorf in Erzerum.
Der Boss setzte sich auf den freien Sessel vor dem Schreibtisch, schlug die Beine übereinander und legte die Hände locker auf die Lehnen.
»Gut, hier bin ich.« Er sah den Mann hinter dem Schreibtisch kalt an. Ein Hüne. Muskelbepackt. Wikingerschnauzbart, lange Haare, zum Zopf geflochten. Enges Harley-Davidson-Shirt. Tattoos. Schräg hinter ihm ein Türstehertyp, auch in Bikerkluft, aber mit kurzen, schwarz glänzenden Haaren, orientalischen Zügen. Der Mann auf dem Sessel sah ihn gelangweilt an. Fragte ihn dann etwas offensichtlich Provozierendes auf Türkisch.
Der schwarzhaarige Rockertyp schnaubte. Gab eine fraglos ebenso provozierende Antwort.
Alle drei Besucher starrten den Türstehertyp an. Dem Rocker hinterm Schreibtisch wurde unwohl, weil er kein Wort verstand.
Plötzlich lachte der Boss, zeigte auf den türkischen Rocker, sah seine Bodyguards an, dann den Gastgeber.
»Dein Schläger hat Eier, Perschel. Gefällt mir. Ist eben ein Türke.«
Mike Perschel grinste, aber es sah nicht wirklich cool aus.
Der Besucher lehnte sich zurück.
»Also, Perschel. Warum lädst du mich in dein schäbiges Puff ein? Das ist nicht meine Klasse hier. Ich bin Odhan Celik, kein hergelaufener anatolischer Dorfgangster.«
Perschel ignorierte die Beleidigung. Daran hatte er sich gewöhnen müssen. Vor etwas über einem Jahr hatte er fünf Mann mit Handgranaten, Shotguns und Pistolen zu Odhan Celiks Haus geschickt. Sie hatten einen Leibwächter von Celik erschossen, selbst einen Mann verloren, vier waren verletzt worden, drei davon schwer. Die Bullen hatten Mike nichts nachweisen können, aber es waren Jungs von seinem Motorradclub, den »Skulls«. Der Club war noch in eine andere Scheißsache verwickelt gewesen. Da konnten sie ihm auch nichts anhängen, aber der ganze Ermittlungsdreck hatte Mikes Geschäfte so nachhaltig gestört, dass ihm am Ende nur noch sein legales Geschäft geblieben war. Das Hush-Hush. Ein Stripschuppen, den sich Mike früher nur wegen des Images, der verfügbaren Weiber und der easy Möglichkeiten, Geld zu waschen, gehalten hatte. Jetzt lebte er davon.
»Apropos einladen. Kann ich dir etwas anbieten?« Ohne eine Antwort abzuwarten, drückte Perschel auf einen Knopf.
Sofort rissen Celiks Männer schwere Pistolen aus ihren Holstern. Perschel hob beide Hände, sein Bodyguard blieb ruhig, was vernünftig war, denn seine Pistole hatten die Jungs von Celik sowieso längst einkassiert. O ja, Perschel war nicht mal Herr in seinem Puff. Nicht wenn er mit Odhan Celik über Geschäfte reden wollte.
»Ey, cool, Leute. Ich hab nur was zu trinken geordert. Ganz ruhig.«
Es klopfte. Perschel guckte fragend zu Celik. Der machte eine Kopfbewegung zu seinen Leuten, einer ging zur Tür.
Davor stand eine groß gewachsene, schlanke Nutte. Viel zu große Brüste. Kinnlanges schwarzes Haar. Sie trug eine geschnürte Ledercorsage,
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