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Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)

Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregor Weber
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segeln.
    Also so, wie Grewe sich fühlte. Wirkungslos. Und in seine Bestandteile aufgelöst.
    Therese war weg. Kindler hatte ihn wie einen Deppen abgeledert, ohne sich auch nur im Entferntesten dabei anzustrengen. Und die Ermittlung war ein böser Witz.
    Zwei tote Kollegen und null Erkenntnisse. Er schaute auf die Uhr. Musste los. Abschlussbesprechung für heute in fünf Minuten. Die würde kurz werden. Wenn man nichts hat, muss man über nichts reden. Weder intern noch extern.
    Grewe machte die Tür hinter sich zu. Dachte an sein Gespräch mit Humpert.
    »Lass dich doch nicht verrückt machen.« Aber dabei saß der Pressesprecher so steif auf seinem Stuhl, dass Grewe spüren konnte, wie sehr er sich bemühte, cool zu bleiben.
    »Wenn er tägliche Wasserstandsmeldungen haben will, dann gebe ich die raus. Kein Problem.« Humpert schnaubte. Das tat er sonst nie.
    Die SoKo saß komplett, bis auf Therese, im Raum.
    Übersichtlich. Wie die Ergebnisse.
    Grewe setzte sich und fasste nach seiner Uhr. Nahm sie dann doch nicht ab. Sah, dass alle sein Zögern registriert hatten.
    »Es wird nicht lange dauern. Es sei denn, jemand von euch hat Überraschungen.«
    Nichts rührte sich. Grewe nickte.
    »Gerd. Du zuerst.«
    Gerd Drossel sah noch einmal auf seinen Zettel und schob die Lesebrille auf die Stirn.
    »Die Einwähldaten von dem Telekom-Sendemast kriegen wir morgen. Durch die exakte Zeitnahme in der Leitstelle lässt sich die Anruferin sicher auf sehr wenige Nummern einschränken. Dann brauchen wir nur noch den Teilnehmer beim Provider abfragen. Die Staatsanwaltschaft hat die Verfügung schon auf dem Tisch liegen.«
    Drossel sah zu Grewe.
    »Mehr hab ich nicht.«
    Schweigen. Grewe nickte wieder. Sah in die Runde.
    »Ja. Mehr haben wir nicht. Aber immerhin haben wir das.«
    Grewe lockerte seine Krawatte.
    »Bei unserer ersten Zusammenkunft nach … der Tat hat ein Satz von Herrn Kindler für leise Unruhe gesorgt.«
    Stifte wurden leise abgelegt. Stühle um Zentimeter verrückt. Rücken gestreckt.
    »Er sagte, dass wir diese Ermittlung wie jede andere behandeln müssten. Ich gebe ihm recht. Und das heißt für uns, dass wir angesichts des völligen Fehlens von Alternativen nicht mehr darum herumkommen zu tun, was wir bei jedem Mord tun, auch wenn wir mehr Spuren finden, als Gerd nach Hause tragen kann, und mehr Hinweise bekommen, als wir Regalmeter zur Verfügung haben.«
    Gerd Drossel atmete laut ein. Markus Fuchs massierte seinen Nacken. Tony Estanzas Knie schlackerten nervös auf und ab. Claudi Pallaske nestelte an ihrem Zopf. Überall Unruhe.
    »Wir müssen nach einem Motiv suchen. Und das bedeutet, mit den Angehörigen zu sprechen. Das Übliche. Waren sie in letzter Zeit verändert. Waren sie nervös. Wirkten sie belastet. Gibt es jemanden, der ihnen Böses wollte.«
    Grewe schüttelte den Kopf und hob beide Hände.
    »Es ist unvorstellbar, und es ist unvorstellbar beschissen. Aber so geht unsere Arbeit. So wird ermittelt. Und wir dürfen die Möglichkeit nicht außer Betracht lassen, dass es ein persönliches Motiv gab, zumindest einen der beiden zu töten, und der andere sozusagen, ich weiß nicht …«
    »Kollateralschaden.« Fuchs murmelte das Wort angewidert. Grewe nickte.
    »Ja. So was eben. Oder beide waren das Ziel. Es ist … Herrgott, wir müssen das prüfen. Bei jedem anderen Mordfall ist es Routine. Familie, Freunde, Arbeitskollegen.«
    Grewe hatte mit den Fingern vorgezählt. Beim Mittelfinger verharrte er.
    »Punkt drei erledigen wir morgen. Wir sind die Kollegen. Und wir waren alle eng mit Bernie. Kim kannte auch jeder. Viele hatten engeren Kontakt zu ihr. Ich werde gleich noch was Entsprechendes ins Intranet stellen. Die Kollegen aufrufen, sich morgen oder eben baldmöglichst mit uns in Verbindung zu setzen, wenn sie etwas haben. Vielleicht auch nur ein Gefühl.«
    Es war schlimm, sich vorzustellen, was das für die Familien von Bernie und Kim bedeuten würde, aber es fühlte sich zugleich auch gut an, endlich etwas zu unternehmen.
    »Und wir alle denken heute gründlich darüber nach. Das wird unser Thema bei der Frühbesprechung sein. Nur das. Sofern nichts anderes geschieht.«
    Die Kollegen nickten.
    »Gut. Dann … Schönen Feierabend.«
    Stühle rückten. Schritte. Verabschiedungen. Nur Gerd Drossel blieb sitzen. Grewe schaute ihn an.
    »Was denkst du?«
    Drossel zuckte mit den Schultern.
    »Es war richtig. Es ist gut, uns daran zu erinnern, dass wir einen Job machen, den wir können.«
    Grewe

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