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Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)

Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregor Weber
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Der leerte ihren Kopf und brachte sie wieder in ihre Mitte. Ließ ihren Ärger verschwinden und dämpfte die Angst.
    Sie lief jetzt ganz langsam zurück. Der Weg verlief am Waldsaum entlang. Etwas erhöht, mit Blick auf die Stadt.
    Gandalfs Schweigen war eine echte Prüfung.
    Das hätte sie nicht gedacht.
    Sie waren ja eigentlich immer wieder selbständig. In den letzten Wochen war der Graue kaum mal mit ihnen zusammen gewesen. Aber sie hatten ihn jederzeit kontaktieren können. Außer wenn er eine Aktion durchzog. Aber das sagte er immer rechtzeitig. Wie lange er etwa nicht erreichbar sein würde.
    Und jetzt war er ohne Warnung von der Oberfläche verschwunden. Es war klar, dass sie in so einer Lage nichts unternehmen sollten. Bloß machte der Scheißtürke ihnen einen verdammten Strich durch die Rechnung. Wollte viel mehr Kohle und machte dann auch noch Zeitdruck.
    Schwankwitz war auch ein Arschloch. Politiker eben. Benahm sich ihnen gegenüber wie der große Terrorpate, kackte sich aber in echt total in die Hose.
    »Das können wir keinesfalls stemmen«, hatte er gesagt. Als wenn sie ihn nach der Kohle gefragt hätten. Das waren solche Wichser. Kassierten jede Unterstützung, die diese Marionettenregierung in dieser sogenannten Demokratie in völliger Verblödung ihren eigenen Feinden zahlte. Aber dann flutschte es nur so durch ihre feisten Politikerfinger.
    Unterstützung für den Freiheitskampf? Hilfe für den nationalen Untergrund?
    Ein beschissenes Zimmer zahlten sie ihnen beiden. Und die Mahlzeiten.
    Lächerlich.
    Sie lief durch die Straßen des Außenbezirks. Dachte an ihren Partner. Er war nicht gut beieinander seit der Sache mit den Bullen. Äußerlich machte er auf ganz harter Hund. Aber sie kannte ihn jetzt lange genug.
    Er war am Rand.
    Die neuen Forderungen hatten ihm den Rest gegeben, das hatte sie durch seine harte Fassade gesehen. Und dann noch ihr Streit. Sie hätte ihm ihre Überlegenheit nicht so deutlich zeigen sollen.
    Eine Straßenbahn bimmelte hinter ihr. Ihre Linie. Sie trat schnell an, um sie an der Haltestelle vorne noch zu erwischen.
    Nur so ein Gefühl. Lieber früher als später zurück sein.
    Als die Türen der Bahn sich hinter ihr schlossen, spürte sie ihr Herz schneller schlagen. Nicht vom Sport. Sie hatte ein richtig mieses Gefühl jetzt. Und die Bahn zockelte und rumpelte im Schneckentempo Richtung Innenstadt.
    So ein Mist, dass sie ihr Handy nicht zum Laufen mitgenommen hatte. Ihr wurde sogar ein wenig übel.
    Und dann fuhr es wie ein Blitz durch sie hindurch. Er.
    Sie hatte ihn gesehen. Sie checkte hektisch die Routenanzeige der Bahn. Gleich kam eine Haltestelle.
    Sie sprang auf den Bürgersteig und rannte zurück. Schlängelte sich geschickt an Passanten und Kindern auf Fahrrädern vorbei. Da. Sie winkte. Er grinste sie an. Als sie bei ihm war, kurzatmig, zeigte er auf die gegenüberliegende Straßenseite.
    »Perfekt.«
    Sie folgte seinem Blick. Adrenalin. Also das wollte er.
    »Wir müssen warten. Gandalf meldet sich schon.«
    Er schüttelte den Kopf. Sein Blick war glasig, unwirklich. Sie kannte das. Und auch wenn sie fraglos die Führung hatte und die Ansagen machte, wusste sie, was dieser Blick bedeutete. Er hatte sich entschieden. Und sie würde ihn nicht abbringen können. Was hatte Gandalf ihnen beim Kampftraining beigebracht?
    Nicht blocken. Keinen Widerstand leisten. Den Schwung des Angreifers ausnutzen. Ihn mitnehmen.
    Wenn es schon passierte, dann musste der Plan gut sein und die Ausführung klar und entschieden.
    Sie sah ihn an.
    Nickte.
    »Okay. Lass uns drüber reden.«
    Grewe verließ gegen halb sechs die Direktion. Brauchte frische Luft und entschied, den ersten Kilometer des Heimwegs zu Fuß zurückzulegen. Immer an der Straßenbahnlinie entlang.
    Schaufenster. Menschen. Autos.
    Er mochte seine Stadt. Kannte sie in- und auswendig. Hatte sein ganzes Leben hier zugebracht.
    Und fühlte sich dennoch oft fremd. Außen.
    Das lag sicher auch in seinem Temperament begründet. Er war trotz allem, Familie, Freunden, Kollegen, irgendwo Einzelgänger geblieben, oder vielleicht eher Randsteher.
    Und Grewe war da zu Hause, wo seine Familie war. Das war für ihn Heimat. Mit Herkunft oder Wurzeln konnte er nicht viel anfangen. Er empfand sich als Stinas Mann. Als Vater seiner Kinder.
    Und als Polizist. Das war es vermutlich am ehesten, was ihn manchmal wie einen Fremden in die Welt blicken ließ.
    Er sah seine Stadt als Polizist. Er war einer der Sheriffs, die hier für

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