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Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)

Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregor Weber
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spürte, dass er endlich Schwung bekam. Es gab einen Zipfel, den sie greifen konnten.
    »Was auch immer diese Information bedeutet, aber die Mitarbeiterin eines Geheimdienstes fährt nicht ohne Grund in aller Herrgottsfrühe an einen Tatort und verlässt ihn nach einem Anruf sofort wieder. Wäre sie privat dort gewesen, hätte sie völlig problemlos Erste Hilfe leisten, anrufen und vor Ort bleiben können. Niemand hätte nachgefragt, wer, wie, was, warum.« Er ereiferte sich. »Aber dieses Getue und Verheimlichen, das stinkt doch. Sie war nicht zufällig da, jede Wette. Und wir brauchen sie zumindest als Zeugin unbedingt.«
    Kindler hatte die Arme verschränkt und starrte auf seinen Schreibtisch.
    »Ich war einige Jahre beim Staatsschutz in Baden-Württemberg, wie Sie vielleicht wissen.«
    Grewe zuckte mit den Schultern, Drossel hüstelte.
    »Dass diese Abteilung nicht die beliebteste ist, weiß ich selbst.« Kindler lächelte fast scheu. »Aber eines sollte jedem Kollegen klar sein: Es gibt einen eklatanten Unterschied zwischen dem polizeilichen Staatsschutz und den Diensten. Wir sind Polizeibeamte. Wir unterliegen dem Verfolgungsgebot. Wir dürfen keine Straftaten dulden oder übersehen. Und das wird im Allgemeinen sehr ernst genommen, meine Herren.«
    Kindler schaute in seine Kaffeetasse. Das schwarze Gebräu war eiskalt, er trank es trotzdem.
    »Und glauben Sie mir, wir haben die größten Probleme mit der Geheimniskrämerei der Dienste, weil wir ständig mit ihnen zu tun haben. Dennoch darf man dabei nicht vergessen, dass die klandestine Arbeitsweise der Dienste gerade im Bereich Extremismus oft vorteilhaft ist. Die kommen, wenn sie es gut machen, sehr viel tiefer rein als wir. Irgendwann kommt jeder Undercoverpolizist an juristische Grenzen. Das Problem haben die Dienste einfach nicht.«
    »Ja. Und genau deswegen rutschen sie auch immer wieder viel zu tief rein.«
    Drossel berührte mit seinem Fuß ganz leicht den von Grewe unterm Tisch. Brems dich, wollte das sagen.
    »Ehemm. Ja, Herr Grewe. Natürlich besteht die Gefahr.«
    Kindler wurde spitz.
    »Haben Sie Kontakte nach Köln, Herr Kindler?«
    »Natürlich habe ich die. Mit der Abteilung Extremismus hatte ich dienstlich häufig zu tun. Wobei die Dame natürlich auch aus einer anderen Abteilung stammen kann.«
    »Dann würde ich vorschlagen, dass ich mal mit unserem Leiter Organisierte Kriminalität, Herrn Burckhardt, spreche. Er kann zumindest einschätzen, welches Feld den Verfassungsschutz hier bei uns interessieren könnte. Er hat wiederum Kontakt zum Staatsschutz beim LKA und könnte dort mal nachhaken.«
    Kindler nickte.
    »Gut. So machen wir es. Es ist nicht wahrscheinlich, aber es kann immer noch ein Zufall sein, das sollten wir nicht außer Acht lassen.«
    Grewe machte eine unbestimmte Geste. Drossel hatte die Arme auf die Lehnen des Sessels gestützt, stand aber nicht auf. Es fehlte ein klares Signal von Kindler.
    Aber der war weit weg. Spielte vermutlich vor allem die Konsequenzen durch, die das alles haben könnte. Und war sicher nicht erfreut über die Perspektiven.
    Vielleicht konnten sie ja mit Humpert schon mal an der Pressemitteilung arbeiten.
    Grewe musste lachen.
    »Darf ich mitlachen, Herr Grewe?«
    Grewe merkte, dass sein inneres System auf Kampf schaltete. Er sah Kindler direkt in die Augen. Der schaute nicht weg.
    »Wissen Sie, Herr Grewe, beim Staatsschutz lernt man die Dienste wirklich gut kennen. Und ich habe mir gerade überlegt, was die können, können wir auch. Die schicken ihre Leute hierher und sagen uns nichts? Dann finden wir eben ihre Leute und sagen den Diensten davon nichts.«
    Oho. Es wurde interessant. Gerd Drossel rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her.
    »Ich werde einen Teufel tun und die anrufen. Wir haben eine Handynummer ermittelt. Ich rufe gleich Staatsanwalt Blum an, und wir führen ein dringliches Gespräch mit dem Richter. Ich denke, ich verspreche nicht zu viel, wenn ich sage, dass die SoKo ›Straßenrand‹ in spätestens einer Stunde eine Genehmigung zur technischen Überwachung dieses Handys hat. Und die TÜ beginnt in zehn Minuten, ich rufe die Abteilung sofort an.«
    Grewe sah Kindler an. Dann Drossel. Kindler lachte laut.
    »Was dachten Sie denn? Dass ich mir zwei Beamte totschießen lasse und dann abwarte, bis der Verfassungsschutz die Güte hat, uns mitzuteilen, worum es dabei geht?«
    Er griff nach dem Hörer.
    »Na dann. Auf geht’s, die Herren.«
    Auf dem Flur schlug Drossel Grewe auf den

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