Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)
überfallen. Heute Morgen.«
Der Alte sog Luft zwischen den Zähnen ein.
»Ist es schiefgegangen?«
Der junge Mann schüttelte den Kopf.
»Sie haben über vierzigtausend erbeutet und sind ohne Opfer rausgekommen. Allerdings hat die Polizei jetzt wohl raus, dass einer der beiden eine Frau ist, das kam schon im Radio. Was ihnen die Information bringt, muss man sehen. Ich weiß nicht, ob es von Passau eine Beschreibung gab. Von der Sache mit den beiden Polizisten wohl nicht. Das konnten wir abklären durch eine interne Quelle in der Polizeidirektion.«
»Wir haben eine Quelle bei einer Provinzpolizei? Und ausgerechnet in dieser Stadt? Wie kommt das denn?«
»Unsere Dame. Sie hat wohl einen jungen Beamten geknackt.«
Der Alte war amüsiert.
»Ein Klassiker. Dass es so was noch gibt.«
»Das wird es immer geben. Gut für uns.«
»Das stimmt. O ja. Das stimmt.«
Sie schwiegen. Aber es war kein entspanntes Schweigen. Der Alte trank seinen Kaffee aus und goss sich noch einen ein.
»Wieso wussten wir vorher nichts von dem Überfall?«
»Es war … spontan.«
»Spontan? Soll das heißen, die gehen einfach in irgendeine Bank? Ohne Plan? Und warum überhaupt?«
»Weil dieser Waffenhändler so horrend mit dem Preis hochgegangen ist. Und der Kontakt mit dem Kommandoführer war abgerissen.«
Der Alte hatte gerade wieder nach seiner Tasse gegriffen, aber ließ sie sofort los und blitzte den jungen Mann an.
»Ich höre den Unterton.«
Der andere hielt den Blick. Sagte aber nichts. Wartete ab.
Der Alte keckerte leise.
»Sie haben wirklich das eine oder andere gelernt bei mir. Wirklich.«
Jetzt trank er wieder einen Schluck, stellte die Tasse ab und lehnte sich zurück.
»Wir waren vorhin bei Ihrem Aktenstudium. Ich kann mir nicht helfen, aber ich bin auf fast magische Weise sicher, dass Ihre nächtlichen Erkenntnisse und das, was gerade mit unserer Operation passiert, aus Ihrer Sicht eine Verbindung haben. Stimmt das?«
Der junge Mann schlug die Augen nieder. Es war eine bewusste, beinahe schon theatralische Art, Respekt und Ergebenheit zu demonstrieren.
Eine Schmierenkomödie.
»Ich denke schon, dass es so ist. Es bleibt kaum ein anderer Schluss. Jäger ist der Kommandoführer. Er musste nach seiner Entdeckung hier das Handy loswerden oder zumindest die SIM -Karte. Abtauchen.«
Der Alte schaute zur Decke.
»Liegt sehr nahe. Dafür ist er ausgebildet, das hat er jahrelang gemacht. Und er ist rechts, das war immer klar. Auch wenn er früher zumindest an die Verfassung geglaubt hat. Na ja, ich vermute, er hat sich in der Zeit, in der er verschwunden war, radikalisiert.«
»Schwankwitz hat Angst.«
»Aha? Und? Leute wie Schwankwitz haben immer Angst. Er ist ein ekliger Spießernazi.«
»Er fragt, ob wir unser Team nicht näher ranholen können. Sozusagen als Bewachung.«
Der Alte wiegte den Kopf hin und her.
»Natürlich muss die Observation wieder dichter gezurrt werden. Wir haben ja nun gesehen, was passiert, wenn wir Abstand halten.«
»Er meinte eher, ob wir das Team nicht mitten hinein platzieren könnten.«
»So? Wie kommt Herr Schwankwitz denn auf so gute Ideen?«
Der Alte lachte verächtlich.
»Wir hatten das doch von Anfang an in Betracht gezogen. Schwankwitz hat zwar ständig davon geredet, dass es noch mehr Leute in der Hinterhand gibt, die den Anschlag ausführen sollen, aber er hatte nie Namen, und wir fanden es doch immer zweifelhaft, ob die Rechte wirklich in der Lage wäre, ein komplettes Kommando in der erforderlichen Größe aufzustellen. Wo sollen die denn bitte alle ausgebildet werden?«
»Wäre unser Team dazu in der Lage? Haben sie Legenden?«
Der junge Mann nickte.
»Das ist kein Problem. Außerdem würde Schwankwitz ja für sie bürgen gegenüber dem Kommandoführer. Der hatte sich wohl von Anfang an darauf eingelassen, mit ihm Unbekannten zu planen und zu arbeiten.«
»Verdammt, das klingt ganz nach Jägers Überheblichkeit. Ja. Das passt zu ihm.«
Der junge Mann unterdrückte gerade noch ein Lächeln. Er hatte den Alten tatsächlich in die Ecke gedrückt. Er zeigte Herz.
»Schwankwitz sagte, der Kommandoführer sei auf dem Weg. Und das nächste Treffen mit Celik stünde auch an. Das soll dann schon der Waffendeal sein. Und wir könnten vorher unsere Leute reinbringen.«
Der Alte überlegte.
»Das gefällt mir nicht. Das ist überhastet und nicht sehr professionell.«
»Die gesamte Operation könnte jetzt leicht außer Kontrolle geraten, wenn wir uns nicht noch weiter
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