Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)
schien, warum jemand zwei Polizisten bei einer Verkehrskontrolle erschoss.
Geheimdienste. In dieser Stadt? Grewes Blick hielt einzelne Gesichter aus der Menge für Augenblicke fest. Wer bist du? Wer bist du wirklich? Einfach nur ein Passant? Oder ein Verbrecher? Ein Terrorist? Ein Agent?
Was für ein Wahnsinn. So konnte man die Welt nicht ansehen. Schon gar nicht als Polizist. Das hatte sich Grewe immer verboten. Aber je mehr er über die neuesten Entwicklungen nachdachte, desto sicherer war er, dass Bernie und Kim genau einer solchen Weltsicht zum Opfer gefallen sein mussten. Paranoia.
»Hey.«
»Therese. Mensch.«
Er riss Therese in seine Arme und drückte sie.
»Hör auf, ich bin ein Mädchen.«
Aber tatsächlich schmiegte Therese sich sehr mädchenhaft in Grewes Umarmung.
»Man vergisst immer, dass du stark bist. Ganz schön stark, mein Lieber.«
Grewe seufzte.
»Therese. Gut, dich wieder da zu haben.«
Therese boxte ihm auf den Arm.
»Ich war ja kaum weg. Außerdem hab ich es gut brauchen können. Ehrlich.«
»Ja? Das sagst du nicht nur so?«
Therese schüttelte den Kopf.
»Ich hab die ganze Zeit mit Heiko verbracht. Das war wirklich gut. Wir … egal, das erzähle ich dir alles später. Wenn wir das hinter uns haben. Okay?«
Grewe nickte.
»Aber so was von okay.«
Ein Auto hupte lang und ausdauernd. Therese winkte. Es war Heiko Leptien in Thereses Geländeschlachtschiff. Er winkte aus dem Fenster.
Therese hakte Grewe unter und zog ihn Richtung Eingang.
»Lass uns arbeiten.«
»Ja. Endlich, Therese. Endlich.«
Merten Zingerle war todmüde. Seine Schicht ging dem Ende zu, er hatte Ole schon gesehen, der ihn ablösen würde, wenn er umgezogen war und einen Kaffee intus hatte.
Jana hatte sich nicht gemeldet, und er hatte sie auch nicht erreicht. Na ja. Sie war ja schließlich nicht seine Freundin. Oder Verlobte.
O Mann. Niederknien und sie um ihre Hand bitten. Dafür gäbe es ansatzlos einen Kick unters Kinn. Svenja war damals in Tränen geschwommen.
Das Telefon blinkte. Kein Notruf. Merten nahm den Anruf auf dem Headset entgegen und spulte seinen Spruch ab: »Polizeidirektion blabla was kann ich blabla …«
»Mein Name ist Stefanie Krumrey. Ich arbeite im Packers, das ist ein Hotel in der Greifenberger Straße. Ich bin an der Rezeption. Äh …«
Offensichtlich brauchte sie mal eine Rückmeldung, damit sie weitermachen konnte.
»Guten Tag, Frau Krumrey. Worum geht es denn?«
»Ja, also, vielleicht ist das alles auch totaler Schwachsinn. Aber … da war doch heute der Banküberfall.«
»Das ist richtig.«
»Ja, und im Radio kam, dass es ein Mann und eine Frau waren.«
»Es gibt Hinweise, die das wahrscheinlich sein lassen, Frau Krumrey.«
Schweigen am anderen Ende.
»Frau Krumrey?«
»Ich bin noch da. Entschuldigen Sie. Ich bin wirklich niemand, der andere einfach so verdächtigt. Ich habe auch noch nie bei der Polizei angerufen.«
So klang sie auch nicht. Sie hatte eine junge und irgendwie coole Stimme. Das Packers war auch ein eher cooles, junges Hotel.
»Dafür sind wir doch da, Frau Krumrey. Was liegt Ihnen denn auf der Seele?«
Ah. Jetzt mal als Pfarrer versuchen. Super Idee.
»Wir hatten hier ein Pärchen als Gäste. Seit Dienstag. Und, na ja, ich fand die beiden schon auffällig. Die hatten so was Aggressives. Irgendwie. Und waren auch oft getrennt unterwegs. Nachts vor allem. Haben das Zimmer auch von Tag zu Tag verlängert.«
Merten checkte, ob die Aufzeichnung lief. Das könnte interessant werden.
»Und vor einer Stunde kam er alleine und hat alles geräumt, für die schon gebuchte Nacht gezahlt und ist abgehauen. Alles sehr … na ja … hektisch. Sie hab ich gar nicht mehr gesehen. Und irgendwie hat es mir keine Ruhe gelassen.«
»Das ist völlig in Ordnung, Frau Krumrey. Können Sie mir eine Beschreibung der beiden geben?«
»Ja. Also zuerst mal sie. Sie ist auch echt auffällig. Ziemlich genau 1,75 groß, ich bin genauso groß, deswegen bin ich mir da sicher. Schwarze, halblange Haare, ganz strahlend blaue Augen. Sehr hübsch, aber ihre Nase war sicher mal gebrochen, die hat so einen kleinen Knick und ist ein ganz wenig schief. Großer Mund, volle Lippen. Äh, warten Sie …«
Merten wurde übel, aber er zwang sich weiterzumachen.
»Sie machen das sehr gut.«
»Sie ist schlank und wirkt sehr sportlich. Ging auch mehrmals laufen, und an einem Tag hab ich sie loslaufen gesehen und wie sie wiederkam. Also, sie ist sehr schnell gestartet und kam nach mehr als
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