Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)
Verfassungsschutz nachhaken. Wir lassen uns nicht auf der Nase herumtanzen.«
Es klopfte.
»Herein.«
Die Tür ging auf, und im Rahmen stand ein junger Uniformierter. Er sah völlig fertig aus.
»Herr … äh, Zingerle?«
»Ja, genau.«
»Was gibt es?«
»Ich … äh. Herr Grewe, ich muss dringend mit Ihnen sprechen. Persönlich. Geht das?«
20
G andalf und Schwankwitz saßen im Wagen. Sie hatten sich bei einem Drive-in Burger mit Pommes und Cola gekauft (»Schwankwitz, halt dein Maul von wegen deutsche Bratwurst«) und waren damit auf einen einsamen Parkplatz gefahren. Die Dämmerung kündigte sich zart an.
»So. Was hat der Typ gesagt?«
Der Anruf aus Köln war gekommen, während sie auf die Bestellung warteten, und Schwankwitz hatte bis eben telefoniert. Gandalfs Handy war nach dem Anruf klatschnass gewesen von Schwankwitz’ Pfoten.
»Sie setzen ihr Team zur Observation an. Zu … zu meinem Schutz.«
Gandalf lachte leise, während er von seinem Burger abbiss. Schwankwitz’ Atem rasselte. »Und zum geeigneten Zeitpunkt …«, jetzt klang er wie ein kaputter Staubsauger, »soll ich Ihnen die beiden dann als Teil des Kommandos verkaufen.«
Gandalf schob sich den letzten Rest Burger in den Mund, kaute, schluckte und spülte mit Cola nach.
»Gut. Dann mal los.«
Schwankwitz sah Gandalf an.
»Los? Wohin los?«
»Erst mal raus aus dem Auto.«
Gandalf machte eine Kopfbewegung in Richtung Heck und stieg aus. Schwankwitz folgte. Was sollte er auch sonst tun?
Die Neonröhre flackerte. Das machte die ohnehin nicht angenehme Atmosphäre des Raums noch drückender. Grewe hatte sich genau deswegen mit Merten hierher zurückgezogen.
Es gab für ihn keinen Zweifel, dass der junge Kollege ihn belogen hatte und jetzt im vertraulichen Gespräch einen Weg suchte, den Fehler wieder gutzumachen.
Aber er sollte sich darüber klar werden, was auf dem Spiel stand. Dass es keine Kleinigkeit war.
Wobei man aus zweimaligem Erbrechen ins Waschbecken an der Wand in den letzten fünf Minuten durchaus schließen durfte, dass Zingerle die Situation mit gebotenem Ernst beurteilte.
»So, Merten. Geht es jetzt? Was wollen Sie mir erzählen?«
Zingerle krampfte die Hände ineinander. Starrte einen Punkt auf der Tischplatte, kurz vor Grewes linkem Arm, an. Mahlte mit den Kiefern.
»Wir hatten gerade einen Hinweis. Wegen dem Banküberfall.«
Grewe wartete ab. Merten atmete laut.
»Eine Frau aus einem Hotel. Das Packers in der Greifenberger. Ein Paar. Heute überraschend abgereist. Kamen ihr die ganze Zeit schon komisch vor.«
»Moment«, Grewe unterbrach ihn, »das sollte der Dauerdienst hören, die sind immer noch an dem Überfall dran.«
Merten sah endlich hoch.
»Die wissen schon Bescheid, das hab ich in die Wege geleitet.«
Grewe nickte.
»Gut. Also weiter.«
Merten trank einen Schluck Leitungswasser aus dem Glas, das Grewe ihm hingestellt hatte.
»Die Beschreibung. Also … ich glaube, ich kenne die Frau.«
»Aha. Und weiß das der Dauerdienst auch?«
Merten schüttelte den Kopf.
»Das wäre allerdings eine ziemlich hilfreiche Information, meinen Sie nicht auch?« Grewe unterdrückte seine Aggression nur mäßig. Er spürte, dass Merten Angst vor ihm hatte. Und das war auch gut so.
»Ich weiß nur ihren Vornamen. Wenn es überhaupt der richtige ist.«
»Und?«
»Jana. Sie heißt Jana.«
»Woher kennen Sie sie, und was wissen Sie noch über Jana?«
»Eigentlich gar nichts. Ich. Ich.«
Grewe sah Merten nur an. Der wurde immer blasser. Hoffentlich kotzte er nicht auf den Tisch. Aber eigentlich konnte sein Magen nichts mehr enthalten, was er noch kotzen könnte. Außer Galle. Es roch säuerlich im Raum.
»Ich hatte Sex mit ihr. Mehrmals. Auch letzte Nacht.«
Merten flüsterte fast.
»Aha. Und wo?«
»Bei uns. Äh. Bei mir.«
»Hören Sie, Merten. Mir ist Moral in diesem Fall wirklich völlig egal. Ob Sie verheiratet sind oder sonst was, interessiert mich einen feuchten Dreck. Aber wenn Sie irgendetwas wissen, das hilft, diese Frau zu finden, dann raus damit.«
Merten wand sich auf dem Stuhl.
»Es ist nicht das, Herr Grewe. Ich hab keine Ahnung, wo sie wohnt oder herkommt. Sie hat gesagt, dass sie nicht aus der Stadt ist. Auf Reisen. Computerzeug, Software, was auch immer.«
Er sah Grewe gequält an.
»Was? Merten.«
»Sie ist …«, er schluckte mehrmals, versuchte, ruhig zu atmen, dann liefen Tränen, »sie ist die Anruferin. Kim. Bernie …« Er schluchzte laut und schlug die Hände vors
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