Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)
gewesen.
Er
widerte sie an!
Wovor sie bisher immer erfolgreich die Augen verschlossen hatte, konnte Tina nun nicht länger ignorieren. Nämlich, was
genau
er mit ihnen trieb. Ihre Zimmer lagen nebeneinander, Flucht ausgeschlossen. Und so wurde sie in fast jeder Nacht Zeugin von Daniels Stehvermögen. Vermutlich strebte er wie bei allem anderen nach Perfektion. Wenn sich seine Tür abends hinter ihm und seiner neusten Eroberung schloss, konnte das nämlich dauern.
Ihn
hörte sie übrigens nie, dafür die blöden Schlampen.
Nach drei Wochen wähnte Tina sich am Ende ihrer Kräfte und schwor, nach einer weiteren Nacht dieser Art, hinüberzugehen und beide zu erschießen. Dann fiel ihr ein, dass sie keine Pistole besaß und sie besann sich auf den Stiefel-Absatz-Mord.
Andere beim Sex belauschen zu müssen genügte ja bereits. Aber dass es sich um
Daniel
handelte – der Daniel, von dem sie beinahe jede Nacht träumte, weil man das nun einmal nicht beeinflussen konnte – überstieg das Maß des Erträglichen weiträumig.
Das
durfte
er nicht tun! Wenngleich Tina wusste, dass es totalem Blödsinn entsprach, verbot sie es ihm einfach. Er durfte sich nicht wie ein notgeiler Idiot aufführen, der ausschließlich mit seiner Hose dachte. Es beschmutzte sein Ansehen und das konnte sie unmöglich zulassen, oder?
Eine Zeitlang sah es sehr schlecht aus für Daniels Überleben und das der beschränkten Schlampe, die ungünstigerweise gerade bei ihm weilte.
Ausnehmend kritisch wurde es, als Jane plötzlich regelmäßig auftauchte. Sie blieb nicht über Nacht – noch nicht. Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis auch das endlich eintraf.
Gern hätte Tina ihn zur Rede gestellt, doch sie hütete sich, etwas in dieser Art zu unternehmen. Der dämlichen Antwort, der gesamten Auseinandersetzung, die das ausgelöst hätte, wäre sie nicht gewachsen gewesen. Keines ihrer Argumente hätte eine Änderung bewirkt, abgesehen von der einen, die sie mehr fürchtete, als die Hölle selbst:
Dass er verschwand.
Schließlich sah sie ein, dass es nur eine Person gab, die an diesem unerträglichen Zustand etwas ändern konnte.
Welchen Sinn sollte es haben, sich mit den wildesten Fantasien darüber zu quälen, was Daniel mit den Schlampen trieb und sich vorzubeten, wie gern sie an deren Stelle gewesen wäre. Ja, es gab diese schwachen, ausnehmend unwürdigen Momente, in denen Tina sich sogar
das
eingestand.
In der Zwischenzeit hatte es unzählige Gelegenheiten gegeben, ihr sein Interesse zu bekunden. Nicht zuletzt, weil ihre Zimmer ja direkt nebeneinanderlagen, sondern auch, weil sie sogar äußerst vertraut miteinander umgingen. Erst jetzt erkannte Tina das gesamte Ausmaß der Katastrophe.
Den Großteil ihrer Zeit verbrachten sie miteinander, gingen ins
PITY
, Shoppen, fuhren zur Uni, schwitzten gemeinsam im Fitnesscenter, saßen abends nebeneinander auf der Couch, sie tanzten sogar miteinander. Nicht zu den Lovesongs, doch mit Tina befand Daniel sich auf der Tanzfläche, wenn er noch nicht den Fang für die aktuelle Nacht vorweisen konnte.
Mit den Schlampen tanzte Daniel nie, die langsamen Lieder blieben Jane vorbehalten.
Trotzdem –
sie
, Tina – verbrachte die meiste Zeit mit ihm, sie kannte ihn und seine Schwächen, wusste, wann er log und wann die Wahrheit sagte. Tina konnte anhand seiner Miene ausmachen, was er gerade im Schilde führte und sie ertrug seine grauenvollen Eigenheiten.
Eigentlich fehlte nur das eine – das Wichtigste – um den Status seiner Freundin einzunehmen.
Und genau das blieb aus.
Kein Sex zwischen Tina und Daniel. Und wollte sie sich denn tatsächlich in die endlose Schlange der billigen Mädchen einreihen? Oh nein! Tina wollte das Gleiche wie Jane und das würde nun einmal niemals eintreffen. Oft genug hatte er es ihr bereits gesagt, höchste Zeit, sich endlich dieser ungeliebten Wahrheit zu stellen?
* * *
An diesem Abend ging Tina nicht nur ins Bad, um zu duschen, die Zähne zu putzen und die Zeit bis zum Ins-Bett-Gehen hinauszuzögern. Der Womanizer vom Dienst war nämlich wie so häufig nicht allein nach Hause gegangen. Stattdessen nahm sie eine sorgfältige Bestandsaufnahme vor.
Aufmerksam betrachtete sie sich im Spiegel und versuchte, das Gesicht objektiv zu beurteilen. Dort stand ein durchaus hübsches Mädchen, keine Laufstegschönheit, aber bestimmt nicht unansehnlich.
Zum ersten Mal dachte sie über Jeff und Daniels Bemerkung damals im Fitnesscenter genauer nach. Ja, er flirtete mit ihr,
Weitere Kostenlose Bücher