Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)
Selbstverständlich nur, wenn du mir bei deinem Leben schwörst, ihn mir ohne Kratzer wieder auszuhändigen.“
Da war sie mal wieder, die totale Überraschung, die nur D.G. zustande brachte. Für ihre Antwort benötigte Tina dennoch keine fünf Sekunden. Nicht in diesem Fall. „Nein, ich will ihn nicht!“
„Weshalb?“
„Es wäre nicht das Gleiche. Das Cabriolet und du, das ist ... Ich fahre exakt nach Vorschrift. Stelle dir vor, dein Baby auf der Straße, ohne einen einzigen Schnitzer. Wie zum Beispiel fette, picklige und blinde, dumme Dorfgänse umzufahren.“
Entnervt verzog er das Gesicht.
„Ich habe einen besseren Vorschlag. Wenn du zurück bist, holst du mich mit ihm ab und wir fahren ins Rockefeller-Center zum Schlittschuhlaufen.“ Ihr Lächeln geriet ein wenig mühsam. Zum ersten Mal sprachen sie vom Abschied und es fiel Tina verdammt schwer. Dankbar registrierte sie, dass auch Daniel es nicht halb so lässig nahm, wie er vorgab. „Wann geht es los?“
„Zwei Tage nach Abschluss.“
„So früh?“
Sein verhaltenes Gelächter ertönte, doch als sie aufsah, wurde er ernst. „Ich kann wohl kaum davon ausgehen, dort telefonieren zu können. Aber sobald es möglich ist, melde ich mich, okay?“
„Wie willst du das anstellen, ohne Telefon?“
Grinsend hob er die Schultern. „Ich lasse mir eben etwas einfallen, wie immer, was dachtest du?“
„Jane?“, erkundigte sie sich leise.
Die Antwort war ein Kopfschütteln, das Tina wie so häufig in die totale Sprachlosigkeit trieb.
Bisher hatte Phoenix in ihrem Denken das Ende der Welt ausgemacht, wenn er dort strandete, würde sie ihn nie wiedersehen. Jetzt gab es eine Option für das Danach – für
sie
!
Ausschließlich.
Und prompt verlagerte sich das Ende der Welt um ein paar 1 000 Meilen.
Was sollte denn
der
Mist?
20.
Tina
hatte sich bei Daniels Eltern immer wohlgefühlt.
Wenn sein Vater mal wieder zum Barbecue rief, freute sie sich. Die Familie erinnerte an die Herzlichkeit ihrer eigenen Eltern, die sie nur noch so selten sah. Längst entsprach es der Normalität, dass sie Daniel begleitete. Vermutlich hätte ihr Fehlen unangenehme Fragen aufgeworfen. Einen anderen Grund, weshalb sie auch heute hier weilte, konnte sie sich nicht denken.
Denn diesmal wurde Daniel von Jane begleitet. Er hatte Tina vorab darüber informiert und zu diesem Zeitpunkt konnte sie durchaus damit leben. Doch in der Praxis gestalteten sich die Dinge weitaus anstrengender. Nach einer Viertelstunde am Tisch, in der sie sich verbissen bemühte, keine Spaßbremse zu sein, verließ Tina die anderen.
Noch einmal lief sie den endlos erscheinenden Rasen ab. Dass sie sich schließlich an der geschichtsträchtigen Sitzgruppe wiederfand, geschah keineswegs zufällig. Ihr wehmütiger Blick lag auf den wetterfesten Stühlen, während sich ihre Hand in die Hosentasche stahl. Der Verschluss begleitete sie immer, es hätte sich kindisch anfühlen müssen, doch das tat es nicht. Nach einem Jahr stellte das Plastik einen Talisman, ein Kleinod von immensem Wert dar. Ihn zu verlieren wäre einer Katastrophe gleichgekommen.
Als Tom zu ihr trat, sah Tina überrascht auf. Im vergangenen Jahr hatten sie oft und gern miteinander geblödelt, jedoch nur selten ein ernsthaftes Wort gewechselt. Seine Albernheiten musste der diesmal nämlich auf der Terrasse zurückgelassen haben, wenngleich sein Ton wie immer beschwingt klang.
„Kein Kichern heute?“
Ihre Grimasse geriet entnervt und er nickte. „Yeah! Du hast endlich eingesehen, dass es Scheiße ist?“
„Falsch!“
Der wissende Blick verschwand nicht. „Dan kann ziemlich dominant sein, huh?“
„Wenn du nicht weißt, worauf du dich einlässt, könnte es unter Umständen nerven“, lachte sie.
Auch Tom grinste. „
Wenn
du es weißt, sind alle Gefahren beseitigt, ja?“
„Nein, aber dann rennst du wenigstens sehenden Auges in dein Unglück.“
„Lass mich raten, das Unglück ist ca. 1,75 groß, brünett mit beachtlichem Vorbau und fühlt sich hier verdammt wohl?“
Tina schüttelte den Kopf. „Er hat es mir vorher gesagt.“
„Logisch hat er das. Und damit bist du zufrieden?“
„Ich glaube nicht, dass es hier um meine allgemeine Zufriedenheit geht, ganz ehrlich“, spöttelte sie halbherzig.
„Das dachte ich mir ... Dann geht es also ausschließlich um
Dan’s
Zufriedenheit?“
So langsam gingen ihr die bohrenden Fragen etwas auf den Geist. „Was soll dieses dämliche Verhör?“
Betont gleichmütig hob er die
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