Keine Zeit für Vampire
sollten.«
»Benedikt?«, fragte Imogen mit Blick auf Tallulah.
»Zuerst schaffen wir die Leichen fort«, bestimmte Ben und bückte sich nach dem kopflosen Leichnam vor ihm. Die beiden Geister nahmen den zweiten leblosen Untoten und den ohnmächtigen Einarmigen mit. »Wir verstecken sie in Mirandas Wohnwagen. Imogen, geh mit … denen. «
»Du brauchst das nicht so zu betonen, als wären wir Ungeheuer, die sich hier auf alles und jeden stürzen wollen«, wies ich ihn zurecht und schnaubte vernehmlich. Nikola zog an meiner Hand, und ich ließ mich von ihm wegzerren. »Wenn dem allerdings so wäre, wüsste ich genau, wen ich zuerst plattmachen würde.«
Ähem.
Das meine ich natürlich nicht wortwörtlich. Eher … also … vergiss es.
Zehn Minuten später hatten wir uns in dem Wohnwagen, der augenscheinlich Tallulahs Zuhause war, um einen Tisch versammelt. Sie saß mir und Nikola gegenüber, während Imogen, Ben und Fran schräg gegenüber auf einer braunen Wildledercouch Platz genommen hatten. Die zwei Geister – von denen ich erfahren hatte, dass sie die besten in ganz Walhalla wären und man sie geschickt hätte, um Fran bei irgendeinem Unterfangen behilflich zu sein – lümmelten am anderen Ende des Wohnwagens in zwei Drehstühlen herum und hatten offenbar ihren Spaß.
»Die Polizei ist inzwischen eingetroffen, aber Peter hat alles unter Kontrolle. Er ist einer der Betreiber der GothFair «, erläuterte Fran und setzte sich neben Ben. »Kurt und Karl haben sich schnell als Untote verkleidet und der Polizei weisgemacht, dass sie zur Show gehören würden. Ich vermute also, dass bald wieder alles seinen normalen Gang gehen wird. So normal, wie es bei uns hier eben möglich ist. Oh, ich glaube, wir sollten uns erst einmal alle vorstellen.« Fran wies auf die beiden Geister. »Das sind Eirik Redblood und sein Freund Finnvid. Als ich in Schweden war, habe ich sie versehentlich von den Toten auferstehen lassen. Der Rest von Eiriks Männern ist noch immer in Walhalla. Ben und mich hast du ja schon vor ein paar Tagen kennengelernt. Und das hier ist Tallulah, bekannt für ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten im Wahrsagen und mit der Kristallkugel. Sir Edward ist ihr … äh …«
»Lebensgefährte«, ergänzte Tallulah mit einer gewissen Selbstzufriedenheit. Vor ihr stand eine kleine schwarze verspiegelte Glasschale, in die sie nun Wasser schüttete. »Sir Edward ist vor etwa zweihundert Jahren gestorben, aber wir haben nicht zugelassen, dass das unsere Beziehung beeinträchtigt. Er weilt im Jenseits.«
»Jenseits von was?«, konnte ich mir nicht verkneifen zu fragen. Findest du es nicht auch großartig, wie toll es mir gelingt, bei der Vorstellung, dass jemand einen Geist als Lebensgefährten hat, nicht einmal mehr mit der Wimper zu zucken?
Würdest du unsere Beziehung ebenfalls fortsetzen wollen, wenn ich sterben würde?, wollte Nikola wissen.
Ich drückte seine Hand unter der Tischplatte. Ja .
»Als Jenseits bezeichnen wir die Form von Realität, die zwischen dem Hier und der nächsten Existenz liegt«, klärte Tallulah mich auf, was mir allerdings auch nicht weiterhalf, aber wahrscheinlich war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um auf dem Thema herumzureiten.
Nikola zückte natürlich sogleich sein Notizbuch und schrieb mit.
Imogen gab ein seltsames Geräusch von sich, das sich für mich schwer nach einem Kichern anhörte, doch als ich mich zu ihr umdrehte, war ihre Miene völlig ausdruckslos.
»Okay. Dein Geisterfreund meint also, dass es ein Geheimnis gäbe, das uns betrifft. Hat das möglicherweise etwas mit dem wirbelnden Zeitreisedings zu tun? Benimmt sich Ben deshalb seinem Vater gegenüber wie der letzte Mensch?«
»Das war völlig unnötig«, warf Fran laut ein.
»Wirbelndes Zeitreisedings?« Tallulah sah von der Schale auf. »Meinst du vielleicht ein Portal?«
»Nikola hat es zumindest so genannt, aber für mich ist es einfach das wirbelnde Ding. Als wir durch es hindurchgingen, war es schon beinahe verschwunden.«
Mir war, als würden ihre Augen direkt in meine Seele blicken. »Bevor wir fortfahren, wäre es sicher für uns alle von Nutzen, etwas von deinen Erlebnissen mit dem Portal zu erfahren.«
»Gerne, aber erwartet von uns keine Antworten. Ich habe ewig gebraucht, um dahinterzukommen, was passiert ist. Nikola schien die Situation besser zu meistern – mal abgesehen davon, dass er der festen Überzeugung war, ich wäre eine Prostituierte.«
»In Anbetracht der Situation war das
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