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Keine Zeit für Vampire

Keine Zeit für Vampire

Titel: Keine Zeit für Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie MacAlister
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Und hör auf, mich mit deinen schmutzigen Gedanken durcheinanderzubringen. Ich muss mich darauf konzentrieren, dieses Navigationssystem dazu zu bringen, mit mir Englisch zu sprechen, damit ich weiß, wo wir hinmüssen.
    Nikola betrachtete interessiert das Gerät und nahm wieder einmal das Notizbuch zur Hand. Unser Exkurs über Umgangssprache sollte möglichst bald stattfinden, denn mein Heft ist fast voll.
    Wir fuhren aus der Stadt, und nach einer etwa fünfundzwanzigminütigen Fahrt erreichten wir die Adresse, die Herr Kenner mir gegeben hatte. Wir parkten vor einem großen Bauernhaus, das auf der anderen Seite des Tales lag. Von dort aus hatte man nicht nur eine wunderschöne Aussicht auf St. Andras, sondern auch auf die Burgruine.
    »Wie hat dein Onkel bloß dieses Haus gefunden?«, sagte Fran zu Ben, als wir den lang gezogenen, gepflasterten Fußweg entlanggingen und uns der Eingangstür im gotischen Stil näherten. »Er hat jedenfalls einen ausgezeichneten Geschmack. Es ist einfach wunderschön.«
    »Ja, wirklich sehr hübsch«, pflichtete ihr Imogen bei. »Und die Aussicht ist wirklich atemberaubend.«
    »Vielleicht sollten nur Nikola und ich uns mit seinem Bruder auseinandersetzen«, schlug ich mit einem kritischen Blick auf unsere Gruppe vor. »Wir sind ziemlich viele.«
    »Das ist doch gut, dann sind wir zahlenmäßig überlegen«, meinte Fran.
    »Jawohl, und was Schwerter angeht ebenfalls«, fügte Finnvid hinzu und zog die Waffe aus der Scheide auf seinem Rücken.
    »Da hat sie nicht unrecht«, räumte Ben ein und ergriff Frans Arm. Dann deutete er auf die blühenden Sträucher, die entlang des Weges standen. »Imogen, du und Finnvid, ihr könnt euch hinter diesen dichten Büschen verstecken. Francesca und ich gehen dort drüben hinter der Hecke auf der anderen Seite des Rasens in Deckung. Solltet ihr uns brauchen, sind wir sofort da.«
    Wir warteten ab, bis alle ihre Plätze eingenommen hatten. Dann drückte Nikola auf den Knopf der Sprechanlage. Eine geisterhafte Stimme meldete sich auf Deutsch. Nikola reagierte zuerst misstrauisch, antwortete dann aber in derselben Sprache. Die Stimme wollte wissen, weshalb ich hier bin, und ich habe erklärt, dass ich mit Rolf sprechen möchte.
    Plötzlich erstarrte Nikola, zog mich schnell zur Seite und schob sich schützend vor mich. Hinter der Tür steht jemand. Ich kann Atmen hören.
    Das Schloss klickte und die Tür wurde von einem schlanken, elegant wirkenden jungen Mann mit großen grauen Augen und dunklem, kunstvoll zerzaustem Haar geöffnet. Er trug einen eng sitzenden, teuren Anzug aus irgendeinem glänzenden marineblauen Material. Meiner Meinung nach hätte er dringend eine Typberatung gebraucht. »Ja bitte? Zu wem möchten Sie?«
    Der Mann sprach mit einem leicht deutschen Akzent und lispelte, was allerdings mehr aufgesetzt als authentisch wirkte.
    Nikola deutete eine leichte Verbeugung an. »Meines Wissens hält sich mein Bruder Rolf hier auf. Rolf von Linden. Wir möchten zu ihm.«
    »Oh. Dann sind Sie der Baron.« Der Mann musterte zuerst Nikola, wobei er sich ausgesprochen viel Zeit ließ, und dann mich, seufzte, trat einen Schritt zurück und bat uns ins Haus. »Von mir aus. Aber Sie können nicht lange bleiben. Herr von Linden hilft mir bei einem kleinen Projekt. Da können wir keine langen Unterbrechungen gebrauchen.«
    Er lispelte dermaßen übertrieben, dass ich mich fragte, weshalb er seine Sprachbehinderung so sehr hervorhob.
    Nikola ging voran, und während wir ins Haus gingen, ermahnte er mich: Io, bleib in meiner Nähe, bis wir mit Rolf gesprochen haben. Ich traue diesem Mann nicht.
    Ich auch nicht. Er müsste dringend an seiner Optik arbeiten, und überhaupt erscheint er mir irgendwie zu glatt. Als du nach Rolf gefragt hast, hat er nicht einmal mit der Wimper gezuckt.
    Die Tür schlug hinter mir zu, und das Geräusch hatte etwas so Endgültiges, dass ich eine Gänsehaut bekam. Der Mann, der neben der Tür stehen geblieben war, machte ein leises, zufriedenes Geräusch.
    Ich glaube, wir haben ein kleines Problem.
    Was?, fragte Nikola, drehte sich um und betrachtete nachdenklich den kleinen Gegenstand, den der Mann in der Hand hielt. Was ist das?
    Das nennt man einen Elektroschocker, und wir werden wohl – die Welt um uns herum löste sich in einer Explosion aus blauem, rotem und violettem Schmerz auf, der um mich herumwirbelte und mich mit sich in einen schwarzen Abgrund zog.

14
    17. Juli
    Die Stimmen um ihn herum schwollen an und verebbten

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