Keine Zeit und trotzdem fit
Möglichkeit der Steuerung des Immunsystems ist die |66| Ernährung. Nach Schätzung der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) nimmt jeder Bürger der Industrienationen pro Jahr etwa 5 Pfund Chemikalien mit der Nahrung auf. Das reizt das Abwehrsystem. Wenn die durch die Nahrung aufgenommenen Gifte reduziert werden könnten, würde die Immunabwehr entlastet. Sie könnte sich dann mehr gegen andere Angriffe auf den Organismus konzentrieren. Der Münchner Arzt Jürgen Juchheim bezeichnet es so: »Entgiftung durch Ernährung ist die Revolution der Medizin.«
Wenn man bedenkt, dass sich diese Gifte vornehmlich im Bindegewebe einnisten, wird deutlich, wie wichtig moderate, weil entschlackende Bewegung für die Gesundheit ist. Hier muss noch viel Aufklärung geleistet werden.
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|67| Schluss mit dem Diätwahn
43 Prozent aller Krankheiten entstehen aufgrund falscher Ernährung, und über 50 Prozent der Deutschen sind zu dick. Die Anzahl und Auswahl an unterschiedlichen Abmagerungskuren und Diätvorschlägen ist inzwischen unübersehbar geworden, und sie alle funktionieren offenbar nicht. Jede Woche werden neue Diäten propagiert. Abnehmen scheint ein Thema zu sein, das sich ohne Protest stets neu wiederholen lässt. Nicht wenige Zeitungen leben ausschließlich davon.
Welchen Wert besitzen Diäten? Für den Normalverbraucher gar keinen, weil jede Diät eine Mangelernährung ist. Dem Körper wird gegen seinen Willen ein Entzugsprogramm aufgezwungen. Nach Beendigung der Diät holt sich der Körper alles, was er entbehren musste, zurück, und zwar in größerer Menge, als man es ihm entzogen hat.
1949 beschloss die US-Armee, einen Großteil der übergewichtigen Soldaten, die am Zweiten Weltkrieg teilgenommen hatten, wieder zu entlassen. Wegen anhaltender Arbeitslosigkeit protestierten viele Soldaten dagegen. So wurden die Übergewichtigen in sogenannte »Hungercamps« gesteckt und auf eine Diät mit nur 1 000 Kilokalorien pro Tag gesetzt, um ihre Überpfunde wieder loszuwerden. Die durchschnittliche Gewichtsabnahme betrug 30 Kilogramm, und sie wurden als Berufssoldaten wieder übernommen. Ein halbes Jahr später aber hatten alle vormals Übergewichtigen nicht nur ihr altes Übergewicht wieder, sondern sogar etwa 5 Prozent mehr!
|68| Die Franzosen leben nach unseren Vorstellungen völlig ungesund. Ihre morgendlichen Croissants enthalten 20-mal so viel Fett wie süße Hefeteilchen. Sie essen nach unserer Auffassung viel zu lange, trinken dazu ausgiebig Wein, der zwei- bis dreimal so viel Kalorien enthält wie das von den Deutschen bevorzugte Bier, und essen erst spätabends. Aber bei ihnen gibt es wesentlich weniger Dicke als bei uns Deutschen. Der durchschnittliche Aufenthalt der Franzosen im Krankenhaus dauert halb so lange wie bei uns, und ihre Krankheitskosten betragen nur etwa 50 Prozent der deutschen. Woran liegt das?
Im Unterschied zu uns Deutschen genießen die Franzosen jede Mahlzeit. Sie pflegen ihre Esskultur, nehmen sich Zeit, geben sich Mühe beim Zubereiten und sitzen gern mit Freunden beim Essen zusammen. Dabei geht es nicht in erster Linie um die Befriedigung des Esstriebes, sondern um die Pflege einer guten Kultur.
Die durchschnittliche Essdauer eines deutschen Angestellten oder Beamten dauert bei einem Drei-Gänge-Menü nur 11,5 Minuten. Am Ausgang des Speisesaales bei der Bundeswehr konnten nur 50 Prozent der Befragten spontan erklären, was sie gerade gegessen hatten. Die anderen mussten erst nachdenken, um sagen zu können, was auf ihrem Speiseplan stand. Die Verdauungsorgane erhalten durch diese Gleichgültigkeit zu wenig sinnliche Informationen und verdauen deshalb unvollständig. Auch das ist ein Grund für die zunehmende Korpulenz der Deutschen.
Woran liegt es, dass wir alles nur Erdenkliche versuchen, um unser Gewicht zu reduzieren, und doch so wenig Erfolg dabei haben? Denken wir zu wenig ganzheitlich? Vernachlässigen wir nicht die Tatsache, dass Körpergewicht und Cholesterinspiegel mindestens zu 70 Prozent erbbedingt sind und dass alle diätischen und medikamentösen Versuche deswegen scheitern müssen, weil die schöpfungsbedingten Blutfettwerte sich immer wieder an ihrem Ausgangspunkt orientieren?
Mit einer Diät beweisen wir unser Durchhaltevermögen, dokumentieren |69| unser Gesundheitsbewusstsein, werden vielleicht auch kurzfristig schlanker. Tatsächlich aber ist es nur eine Mangelernährung, eine harte Entsagung, eine körperliche Schwächung und
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