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Keine zweite Chance

Keine zweite Chance

Titel: Keine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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sollte er zum Treffpunkt fahren. Mit dem Sender im Wagen. Und wenn alles nach Plan lief, würde diese Rachel Mills ihm folgen.
    Lydia und Bacard kamen zwanzig Minuten später an. Am Ende
der Straße parkte ein Wagen. Pavels, wie Lydia vermutete. Ein gestohlener Toyota Celica. Das gefiel Lydia gar nicht. In solchen Vierteln fielen fremde Autos am Straßenrand auf. Sie sah Steven Bacard an. Sein Gesicht war leichenblass. Er wirkte fast teilnahmslos, als ginge ihn das alles nichts an. Lydia roch seine Angst. Er hielt das Lenkrad fest umklammert. Bacard hatte einfach nicht die Nerven für so etwas. An diesem Punkt konnte sie ihn packen.
    »Du kannst mich einfach absetzen«, sagte sie.
    »Ich will wissen«, fing er an, »was ihr vorhabt?«
    Sie sah ihn nur an.
    »Mein Gott.«
    »Komm mir bloß nicht mit ’ner Moral-Nummer.«
    »Es sollte niemand verletzt werden.«
    »Du meinst, so wie Monica Seidman damals?«
    »Damit hatte ich nichts zu tun.«
    Lydia schüttelte den Kopf. »Und die Schwester, wie hieß die noch, Stacy Seidman?«
    Bacard öffnete den Mund, als wollte er dagegenhalten. Dann senkte er den Kopf. Sie wusste, was er sagen wollte. Stacy Seidman war eine Drogensüchtige gewesen. Sie war entbehrlich, Abfall, eine Gefahr, todgeweiht, welche Rechtfertigung ihm eben zusagte. Menschen wie Bacard brauchten Rechtfertigungen. Er sah sich nicht als Babyverkäufer. Er glaubte wirklich, dass er Menschen half. Und wenn er auch Geld damit machte – viel Geld – und das Gesetz brach, tja, dafür ging er nun einmal ein erhebliches Risiko ein, um anderen ein besseres Leben zu ermöglichen. Hatte er nicht eine anständige Entschädigung verdient?
    Aber Lydia war nicht daran interessiert, weiter in seine Psyche vorzudringen oder ihm Trost zuzusprechen. Sie hatte das Geld gezählt. Er hatte ihr den Auftrag gegeben. Ihr Anteil belief sich auf eine Million Dollar. Die andere Million bekam Bacard. Sie nahm
die Tasche mit ihrem – und Heshys – Geld und stieg aus. Steven Bacard starrte stur geradeaus. Er wies das Geld nicht zurück. Er forderte sie nicht auf, zurückzukommen und das Geld mitzunehmen, weil er nichts damit zu tun haben wollte. Neben ihm lag eine Million Dollar. Bacard wollte das Geld. Seine Familie besaß jetzt ein großes Haus in Alpine. Seine Kinder gingen auf Privatschulen. Also machte Bacard keinen Rückzieher. Er starrte geradeaus und legte den Gang ein.
    Als er weg war, rief Lydia Pavel im Walkie-Talkie-Modus des Handys an. Er hatte sich hinter einem Gesträuch oben an der Straße versteckt. Er trug noch immer das Flanellhemd. Sein Schritt war schwer. Seine Zähne hatten unter lebenslangem Rauchen und schlechter Pflege gelitten. Die Nase war von zu vielen Schlägereien eingedrückt. Ein harter Bursche vom Balkan. Er hatte schon viel gesehen. Das machte aber nichts. Wenn man nicht wusste, was abging, steckte man bis über die Ohren in der Scheiße.
    »Du«, fauchte er sie an. »Du mir nichts erzählen.«
    Pavel hatte Recht. Sie ihm nichts erzählen. Mit anderen Worten, er hatte keine Ahnung, was passiert war. Sein Englisch war mehr als gebrochen, und daher war er der perfekte Mann für dieses Verbrechen gewesen. Vor zwei Jahren war er mit einer schwangeren Frau aus dem Kosovo gekommen. Bei der ersten Lösegeldübergabe hatte Pavel detaillierte Anweisungen bekommen. Er sollte warten, bis ein bestimmtes Auto auf den Parkplatz kam, zu diesem Auto gehen, nicht mit dem Fahrer sprechen, ihm die Tasche abnehmen und wieder zum Lieferwagen zurückkommen. Ach, und um noch etwas Verwirrung zu stiften hatte sie Pavel gesagt, er solle ein Handy vor den Mund halten und so tun, als spräche er hinein.
    Das war alles.
    Pavel wusste nicht, wer Marc Seidman war. Er wusste nicht,
was in der Tasche war, er wusste nichts von der Entführung, vom Lösegeld, eigentlich wusste er überhaupt nichts. Er trug keine Handschuhe – seine Fingerabdrücke waren in den USA nicht gespeichert – und hatte keinen Ausweis bei sich.
    Sie hatten ihm zweitausend Dollar gezahlt und ihn ins Kosovo zurückgeschickt. Auf der Basis von Dr. Seidmans ziemlich detaillierter Beschreibung schickte die Polizei die Zeichnung einen Mannes herum, der praktisch unmöglich zu finden war. Als sie sich überlegten, noch einmal Lösegeld zu fordern, war Pavel der logische Ansprechpartner. Er würde sich genauso anziehen, genauso aussehen und Seidman in den Wahnsinn treiben, falls der diesmal die Absicht haben sollte, sich zu wehren.
    Trotzdem, Pavel war

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