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Keine zweite Chance

Keine zweite Chance

Titel: Keine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Oberkörper vor und zurück, als könnte ich den Schützen damit verunsichern.
    Der Strahl der Scheinwerfer erfasste die Sträucher.
    Ich sah Flanell.
    In mir geschah etwas. Ich habe schon erwähnt, dass die geistige Gesundheit an einem dünnen Faden hängt und dass meiner gerissen war. Beim ersten Mal war ich ruhig geworden. Dieses Mal durchströmte eine Mischung aus Angst und Wut meinen
Körper. Ich trat das Pedal weiter durch, fast bis zum Boden. Ich hörte einen überraschten Schrei. Der Mann im Flanellhemd versuchte, nach rechts auszuweichen.
    Aber ich war bereit.
    Wie im Autoscooter riss ich das Lenkrad in seine Richtung herum. Es krachte. Ein dumpfer Schlag. Ich hörte einen Aufschrei. Die Zweige der Sträucher verfingen sich in der Stoßstange. Ich suchte nach dem Mann im Flanellhemd. Nichts zu sehen. Schon hatte ich die Hand am Türgriff, wollte aussteigen und hinter ihm her, als Rachel sagte: »Nein.«
    Ich hielt inne. Sie lebte.
    Sie griff nach dem Schalthebel und legte den Rückwärtsgang ein. »Zurück!«
    Ich gehorchte. Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht hatte. Im Gegensatz zu mir war der Mann bewaffnet. Ich hatte ihn zwar angefahren, wusste jedoch nicht, ob er tot, schwer oder nur leicht verletzt war.
    Ich setzte zurück. Meine eben noch dunkle Vorstadtstraße war jetzt hell erleuchtet. Schüsse und quietschende Reifen bekam man in der Darby Terrace sonst nicht zu hören. Die Leute waren aufgewacht und hatten das Licht angemacht. Jetzt würden die Ersten bei der Polizei anrufen.
    Rachel richtete sich auf. Erleichterung durchflutete mich. Sie hatte eine Pistole in der rechten Hand. Die linke hielt sie immer noch auf die Wunde. »Mein Ohr«, sagte sie, und wieder machte das Gehirn, was es wollte. Ich fing schon an darüber nachzudenken, wie ich den Schaden beheben könnte.
    »Da!«, rief sie.
    Ich drehte mich um. Der Mann im Flanell humpelte die Einfahrt hinunter. Ich richtete den Wagen so aus, dass er im Scheinwerferlicht zu sehen war. Er verschwand hinterm Haus. Ich sah Rachel an.

    »Zurück«, sagte sie. »Der ist bestimmt nicht allein.«
    Ich tat, was sie sagte. »Und jetzt?«
    Rachel hatte das Ohr losgelassen; sie hielt die Pistole jetzt in der linken Hand und hatte die andere am Türgriff. »Du bleibst hier.«
    »Bist du verrückt?«
    »Du lässt den Motor aufheulen und fährst ein bisschen hin und her. Sie sollen glauben, dass wir noch im Wagen sind. Ich schleich mich an.«
    Bevor ich weiter protestieren konnte, hatte sie sich aus dem Wagen gerollt. Das Blut lief ihr noch immer am Kopf herab, als sie in der Dunkelheit verschwand. Ich folgte ihren Anweisungen, ließ den Motor aufheulen, kam mir wie ein totaler Blödmann vor, legte den Vorwärtsgang ein und fuhr ein paar Meter vor, legte den Rückwärtsgang ein und setzte wieder zurück.
    Ein paar Sekunden später verlor ich Rachel aus den Augen.
    Noch ein paar Sekunden später hörte ich zwei weitere Schüsse.

    Lydia hatte von ihrem Platz hinterm Haus alles beobachtet.
    Pavel hatte zu früh geschossen. Eindeutig sein Fehler. Von ihrem Versteck hinter einem Stapel Feuerholz aus konnte sie nicht sehen, wer im Wagen saß. Aber sie war beeindruckt. Der Fahrer hatte Pavel nicht nur aufgescheucht, sondern ihn auch noch verwundet.
    Pavel humpelte auf sie zu. Lydias Augen hatten sich so weit an die Dunkelheit gewöhnt, dass sie das Blut auf seinem Gesicht sah. Sie hob den Arm und winkte ihn heran. Pavel fiel zu Boden und fing an, vorwärts zu kriechen. Lydia behielt die verschiedenen Zugänge zum Garten im Auge. Sie mussten von vorne kommen. Hinter ihr war ein Zaun. Sie war nahe am Tor zum Nachbargarten, falls sie fliehen musste.

    Pavel krabbelte weiter. Lydia drängte ihn zur Eile, während sie weiter Ausschau hielt. Sie fragte sich, wie diese Ex-Agentin weiter vorgehen würde. Die Nachbarn waren aufgewacht. Lampen wurden eingeschaltet. Die Cops waren unterwegs.
    Lydia musste sich beeilen.
    Pavel hatte es zum Feuerholzstapel geschafft und rollte sich neben sie. Er blieb noch einen Moment auf dem Rücken liegen. Bei jedem seiner Atemzüge war ein feuchtes Pfeifen zu vernehmen. Dann richtete er sich mühsam auf. Er kniete sich neben Lydia und sah in den Garten. Dann zuckte er zusammen und sagte: »Bein gebrochen.«
    »Wir kümmern uns darum«, sagte sie. »Wo ist deine Pistole?«
    »Fallen gelassen.«
    Nicht zurückverfolgbar, dachte sie. Kein Problem. »Ich hab noch eine Pistole«, sagte sie. »Pass du eben auf.«
    Pavel nickte. Blinzelnd

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