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Keine zweite Chance

Keine zweite Chance

Titel: Keine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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starrte er in die Dunkelheit.
    »Was ist?«, fragte Lydia. Sie rückte etwas näher an ihn heran.
    »Weiß nicht genau.«
    Als Pavel genauer hinsah, setzte Lydia den Lauf ihrer Pistole in die Kuhle hinter seinem linken Ohr. Sie drückte zwei Mal ab. Pavel stürzte zu Boden wie eine Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hatte.
    Lydia blickte auf ihn hinab. Im Endeffekt war es wohl das Beste so. Wahrscheinlich war Plan B von Anfang an besser gewesen als Plan A. Hätte Pavel die Frau umgebracht – eine ehemalige FBI-Agentin –, wäre die Sache damit nicht aus der Welt gewesen. Wahrscheinlich hätten sie sogar noch intensiver nach dem geheimnisvollen Mann im Flanellhemd gesucht. Die Ermittlungen wären weitergelaufen. Die Akte wäre nicht geschlossen worden. Jetzt, wo Pavel tot war – von der Waffe getötet, die am Tatort des ursprünglichen Seidman-Überfalls benutzt worden war –, würde die Polizei davon ausgehen, dass entweder Rachel oder
Seidman (oder beide) dahinter steckten. Man würde sie verhaften. Vielleicht wurden sie am Ende freigesprochen, doch das machte nichts. Die Polizei würde aufhören, nach anderen Tätern zu suchen. Sie konnten in Ruhe mit dem Geld verschwinden.
    Fall abgeschlossen.
    Plötzlich hörte Lydia das Quietschen von Reifen. Sie warf die Pistole in den Nachbargarten. Sie sollte nicht mitten auf dem Rasen liegen. Das wäre zu offensichtlich. Schnell durchwühlte sie Pavels Taschen. Natürlich fand sie das Bündel Dollarscheine, das sie ihm gegeben hatte. Das ließ sie ihm. Noch ein Puzzleteilchen, um das Bild zu vervollständigen.
    Pavel hatte sonst nichts in den Taschen – keine Brieftasche, keinen Zettel, keinen Ausweis, nichts, das man irgendwie zurückverfolgen konnte. Darin war er gut gewesen. In den Häusern gingen immer mehr Lichter an. Sie hatte nicht viel Zeit. Lydia erhob sich.
    »FBI! Lassen Sie die Waffe fallen!«
    Verdammt. Eine Frauenstimme. Lydia schoss in die Richtung, aus der sie die Stimme gehört zu haben glaubte, und duckte sich wieder hinter den Feuerholzstapel. Es wurde zurückgeschossen. Sie saß in der Falle. Und was jetzt? Immer noch geduckt, griff Lydia hinter sich und öffnete den Riegel am Gartentor.
    »Okay!«, rief sie. »Ich ergebe mich!«
    Dann sprang sie auf, während ihre Halbautomatik bereits feuerte. Sie drückte ab, so schnell sie konnte. Kugeln sirrten herum, das Geräusch dröhnte ihr in den Ohren. Sie wusste nicht, ob das Feuer erwidert wurde. Sie glaubte es nicht. Trotzdem zögerte sie keinen Moment. Das Tor war offen. Sie huschte hindurch.
    Lydia rannte, so schnell sie konnte. Hundert Meter weiter wartete Heshy in einem Garten auf sie. Sie trafen sich. Geduckt liefen sie einen Pfad zwischen kürzlich zurückgeschnittenen Büschen entlang. Heshy war gut. Er versuchte immer, auf das Schlimmste
vorbereitet zu sein. Er hatte seinen Wagen zwei Blocks weiter in einer Sackgasse versteckt.
    Als sie ein Stück gefahren waren, fragte Heshy: »Alles in Ordnung?«
    »Mir geht’s gut, Pu Bär.« Sie holte tief Luft, schloss die Augen und lehnte sich zurück. »Alles klar.«
    Erst kurz vor dem Highway überlegte Lydia, was mit Pavels Handy passiert war.

    Verständlicherweise war meine erste Reaktion Panik.
    Ich öffnete die Autotür, um Rachel zu folgen, aber dann schaltete sich mein Gehirn wieder ein, und ich riss mich zusammen. Tapferkeit oder gar Tollkühnheit waren eine Sache, Selbstmord eine andere. Ich hatte keine Pistole. Rachel und ihr Angreifer hatten eine. Ihr unbewaffnet zu Hilfe zu kommen wäre bestenfalls nutzlos.
    Doch ich konnte nicht einfach dasitzen und warten.
    Ich schloss die Autotür. Wieder trat ich das Gaspedal durch. Der Wagen sprang vorwärts. Ich riss das Lenkrad herum und schleuderte durch meinen Vorgarten. Die Schüsse waren hinter dem Haus abgegeben worden. Ich hielt darauf zu, holperte über Beete und Sträucher. Sie standen schon so lange hier, dass es mir fast Leid tat.
    Der Strahl meiner Scheinwerfer tanzte durch die Dunkelheit. Ich hielt mich rechts, hoffte, dass ich an der großen Ulme vorbeikommen würde. Keine Chance. Die Ulme stand zu nah am Haus. Da passte der Wagen nicht durch. Ich legte den Rückwärtsgang ein und trat aufs Gas. Die Reifen gruben sich in den feuchten Boden und brauchten ein paar Sekunden, um zu greifen. Dann fuhr ich über das Grundstück der Christies. Ich erwischte seine neue Laube. Bill Christie würde sauer sein.

    Jetzt war ich im Garten. Der Scheinwerferstrahl strich über den

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