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Keine zweite Chance

Keine zweite Chance

Titel: Keine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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sie plötzlich gesagt, dass sie nach Amerika rüberkommt. Um mich kennen zu lernen.«
    Verne hob die Hände, als wollte er jeden Protest im Keim ersticken. »Und, na ja, da fragt so ein Mädchen normalerweise, ob man ihr nicht ein bisschen Geld schicken kann, Sie wissen
schon, Dollars fürs Flugticket und so. Darauf hatte ich mich schon eingestellt. Aber Kat hat nicht nach Geld gefragt. Sie ist auf eigene Kosten rübergekommen. Ich hab sie in New York City abgeholt. Wir haben uns kennen gelernt, und nach drei Wochen waren wir verheiratet. Ein Jahr später kam Verne junior, und Perry drei Jahre danach.«
    Er trank einen kräftigen Schluck Bier. Ich folgte seinem Beispiel. Wunderbar, wie die kühle Flüssigkeit meine Kehle hinabfloss.
    »Hören Sie, ich weiß, was Sie denken«, sagte Verne. »Aber das stimmt nicht. Kat und ich sind echt glücklich. Vorher war ich mit ’ner 1a amerikanischen Kneifzange verheiratet. Die hat die ganze Zeit nur gejammert und gemault. Ich würd’ nicht genug Geld verdienen. Sie wollte lieber zu Hause bleiben und gar nichts tun. Wenn ich sie gebeten hab, eine Ladung Wäsche zu waschen, ist sie mit diesem Emanzen-Mist auf mich losgegangen. Die hat mich nur runtergezogen und allen erzählt, was ich für ein Versager bin. Bei Kat läuft das anders. Ob’s mir gefällt, dass sie das Haus hübsch und gemütlich macht? Klar, das ist mir wichtig. Und wenn ich draußen in der Hitze arbeite, holt Kat mir ein Bier, ohne dass ich mir ’n Vortrag aus ’ner Frauenzeitschrift anhören muss. Was soll daran falsch sein?«
    Wir antworteten nicht.
    »Überlegen Sie mal, okay? Warum fühlen sich zwei Menschen zueinander hingezogen? Vielleicht das Aussehen? Geld? Weil einer ’nen wichtigen Beruf hat? Alle tun sich zusammen, weil sie sich irgendwas davon versprechen. Geben und Nehmen, oder? Ich hab ’ne liebevolle Frau gesucht, die mir hilft, Kinder aufzuziehen, und sich ums Haus kümmert. Und ich wollte ’ne Partnerin, ’ne Frau, ich weiß nicht, die einfach nett zu mir ist. Die hab ich. Kat wollte raus aus ihrem schrecklichen Leben. Die waren da so arm, dass sogar Dreck schon so was wie Luxus war. Wir haben es
beide gut getroffen. Im Januar waren wir mit den Kindern unten in Disneyworld. Wir wandern gern und fahren Kanu. Verne junior und Perry sind nette Jungs. Hey, ich bin vielleicht ein bisschen einfach gestrickt – Blödsinn – ich bin einfach gestrickt. Ich liebe meine Gewehre, Jagen und Angeln – und vor allem meine Familie.«
    Verne senkte den Kopf. Seine Haare fielen ihm wie ein Vorhang vors Gesicht. Er begann, das Etikett von der Bierflasche zu pulen. »In manchen Ländern – wahrscheinlich in den meisten, was weiß ich – werden Ehen von den Eltern arrangiert. Und früher war das hier auch so. Die Eltern haben entschieden. Sie haben ihre Kinder zum Heiraten gezwungen. Na ja, also Kat und mich hat niemand zu irgendwas gezwungen. Sie kann jederzeit gehen. Genau wie ich. Aber wir sind jetzt schon sieben Jahre zusammen. Ich bin glücklich. Sie auch.«
    Dann zuckte er die Achseln. »Das hab ich jedenfalls gedacht.«
    Wir tranken schweigend.
    »Verne?«, sagte ich.
    »Ja.«
    »Sie sind ein interessanter Mann.«
    Er lachte, aber ich sah die Angst in seinen Augen. Er versuchte sie zu verbergen, indem er noch einen Schluck Bier trank. Verne hatte sich hier ein Leben aufgebaut. Ein schönes Leben. Das ist komisch. Ich bin nicht gut darin, Menschen einzuschätzen. Mein erster Eindruck ist meist falsch. Ich sehe diesen langhaarigen, waffenstarrenden Redneck mit seinem Monster-Truck-Rallye-Outfit und den Auto-Aufklebern und erfahre, dass er eine Mail-Order-Braut aus Serbien hat. Wie soll man da vorurteilsfrei bleiben? Aber je länger ich ihm zuhörte, desto netter fand ich ihn. Ich musste ihm mindestens genauso fremd gewesen sein wie er mir. Ich war mit einer Pistole in der Hand zu seinem Haus geschlichen. Doch als ich angefangen hatte, meine Geschichte zu
erzählen, hatte Verne sofort gehandelt. Er wusste, dass ich die Wahrheit sagte.
    Wir hörten, wie ein Wagen vorfuhr. Verne trat ans Fenster und sah hinaus. Er lächelte schwach und etwas traurig. Seine Familie kam nach Hause. Er liebte sie. Eindringlinge waren mit Waffen zu seinem Heim gekommen, und er hatte getan, was in seiner Macht lag, um es zu schützen. Und womöglich würde ich jetzt bei dem Versuch, meine Familie wieder zusammenzubringen, seine auseinander reißen.
    »Schaut, Daddy ist zu Hause!«
    Das musste Katarina sein. Der

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