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Keine zweite Chance

Keine zweite Chance

Titel: Keine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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passiert. Überleg mal. Stell dir vor, jemand hat, sagen wir mal, Perry gestohlen, und wir kriegen
über ein Jahr lang nicht raus, wo er ist.« Er deutete auf mich. »Der Mann da, er weiß nicht, was mit seiner kleinen Tochter passiert ist.«
    Ihr standen Tränen in den Augen.
    »Wir müssen ihm helfen, Kat. Egal, was du weißt. Egal, was du getan hast. Das interessiert mich nicht. Wenn es irgendwelche Geheimnisse gibt, dann müssen die jetzt hier auf den Tisch. Hinterher ziehen wir einen Schlussstrich unter das Ganze. Ich kann fast alles verzeihen. Aber ich weiß nicht, ob ich dir verzeihen kann, wenn du dem Mann und seinem kleinen Mädchen nicht hilfst.«
    Sie senkte den Kopf und sagte nichts.
    Rachel legte noch einen drauf. »Falls es Ihnen darum geht, den Mann, den Sie angerufen haben, zu schützen: Das hat sich erledigt. Er ist tot. Er wurde ein paar Stunden nach Ihrem Telefonat erschossen.«
    Katarina blickte weiter zu Boden. Ich stand auf und fing an, im Zimmer auf und ab zu gehen. Von draußen hörte ich weiteres Schreien und Johlen. Ich ging zum Fenster und sah hinaus. Verne junior – der Junge sah aus wie sechs – rief: »Eins, zwei, drei, ich komme!« Er würde seinen versteckten Bruder problemlos finden. Perry war zwar nicht zu sehen, man hörte ihn aber hinter dem Camaro lachen. Verne junior tat kurz so, als suche er woanders. Dann drehte er sich um, schlich zum Camaro und schrie: »Buh!«
    Perry trat immer noch lachend hinter dem Wagen hervor und rannte los. Als ich das Gesicht des Jungen sah, spürte ich, wie meine seit langem aus den Fugen geratene Welt einen weiteren Schlag hinnehmen musste. Verstehen Sie, ich kannte Perry.
    Er war der kleine Junge, den ich gestern Abend in dem Honda gesehen hatte.

37
    Tickner parkte vor Seidmans Haus. Das gelbe Flatterband war noch nicht aufgespannt worden, aber es warteten schon sechs Streifenwagen und zwei Fernseh-Übertragungswagen. Er überlegte, ob es eine gute Idee war, sich vor laufenden Kameras dem Tatort zu nähern. Pistillo, sein Boss, hatte ihm seinen Standpunkt ziemlich deutlich klar gemacht. Doch dann fühlte Tickner sich sicher genug. Wenn er ins Bild kam, konnte er einfach die Wahrheit sagen: Er war hergekommen, um der örtlichen Polizei mitzuteilen, dass er nicht mehr an dem Fall arbeitete.
    Tickner fand Regan bei der Leiche im Garten. »Wer ist das?«
    »Keine Papiere«, sagte Regan. »Wir haben seine Fingerabdrücke eingeschickt. Mal sehen, was die rauskriegen.«
    Beide betrachteten die am Boden liegende Leiche.
    »Auf den passt die Beschreibung, die Seidman uns letztes Jahr gegeben hat«, meinte Tickner.
    »Ja.«
    »Und was bedeutet das jetzt?«
    Regan zuckte die Achseln.
    »Was haben Sie bisher rausgekriegt?«
    »Die Nachbarn haben erst Schüsse gehört. Dann Reifenquietschen. Ein BMW Mini ist über den Rasen gefahren. Dann wurde noch ein paar Mal geschossen. Sie haben Seidman gesehen. Ein Nachbar meint, vielleicht war eine Frau dabei.«
    »Wahrscheinlich Rachel Mills«, sagte Tickner. Er sah in den morgendlichen Himmel hinauf. »Und was sagt uns das?«
    »Vielleicht hat das Opfer für Rachel gearbeitet, und sie hat ihn zum Schweigen gebracht.«
    »Vor Seidmans Augen?«
    Regan zuckte die Achseln. »Beim BMW Mini hat’s allerdings
geklingelt. Mir ist eingefallen, dass Seidmans Partnerin einen hatte. Zia Leroux.«
    »Dann hat die ihm also geholfen, aus dem Krankenhaus zu entkommen.«
    »Wir haben eine Fahndung nach dem Wagen eingeleitet.«
    »Den haben sie doch bestimmt längst wieder ausgetauscht.«
    »Ja, wahrscheinlich.« Dann brach Regan ab. »Oha.«
    »Was ist?«
    Er deutete auf Tickners Gesicht. »Sie tragen keine Sonnenbrille.«
    Tickner lächelte. »Schlechtes Vorzeichen?«
    »So wie der Fall bisher läuft? Könnte eher ein gutes sein.«
    »Ich bin nur hier, weil ich Ihnen sagen muss, dass ich nicht mehr an dem Fall arbeite. Und zwar nicht nur ich, sondern das FBI. Wenn Sie irgendwie beweisen können, dass das Mädchen noch lebt …«
    »… und wir wissen beide, dass das nicht so ist …«
    »… oder dass sie aus New Jersey in einen anderen Bundesstaat gebracht worden ist, kann ich vermutlich wieder einsteigen. Aber der Fall ist nicht mehr als vordringlich eingestuft.«
    »Zurück zum Terrorismus, Lloyd?«
    Tickner nickte. Noch einmal sah er zum Himmel empor. Schon komisch, ohne die Sonnenbrille.
    »Was wollte Ihr Boss eigentlich?«
    »Mir mitteilen, was ich Ihnen gerade gesagt habe.«
    »Mhm. Sonst noch was?«
    Tickner zuckte die

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