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Keine zweite Chance

Keine zweite Chance

Titel: Keine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Kugel, die weder Monica noch mich getroffen hatte. Die Spachtelmasse war heller als die Wand. Das musste noch überstrichen werden.
    Ich starrte einen Moment lang darauf. Neben mir räusperte sich jemand. Das riss mich aus meiner Versunkenheit. Meine
Mutter gab mir einen Klaps auf den Rücken und ging in die Küche. Ich führte Regan und seinen Kumpel ins Wohnzimmer. Sie nahmen in den beiden Sesseln Platz. Ich setzte mich auf die Couch. Monica und ich hatten uns noch gar nicht richtig eingerichtet. Die Sessel stammten noch aus meiner Zeit im Studentenwohnheim, und das sah man ihnen auch an. Die Couch war aus Monicas Apartment — ein ziemlich unpersönliches Erbstück, das aussah, als wäre es in Versailles eingemottet gewesen. Sie war schwer und inzwischen sehr hart, war aber wohl selbst in ihrer besten Zeit kaum gepolstert gewesen.
    »Das ist Special Agent Lloyd Tickner«, sagte Regan und deutete auf den Schwarzen. »Er ist vom FBI.«
    Tickner nickte. Ich erwiderte das Nicken.
    Regan versuchte, mich anzulächeln. »Schön, dass es Ihnen wieder besser geht«, sagte er.
    »Mir geht’s nicht besser«, wehrte ich ab.
    Er sah mich verwirrt an.
    »Es geht mir erst wieder besser, wenn ich meine Tochter zurückhabe.«
    »Sicher, natürlich. Was das betrifft, haben wir noch ein paar Fragen an Sie, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    Ich teilte ihnen mit, dass das nicht der Fall war.
    Regan hustete in seine Hand, um etwas Zeit zu gewinnen. »Verstehen Sie uns nicht falsch. Wir müssen Ihnen diese Fragen stellen. Wir machen das nicht aus Spaß und wissen auch, dass es für Sie nicht unbedingt angenehm ist. Aber es geht leider nicht anders, wenn Sie mir folgen können.«
    Konnte ich eigentlich nicht, doch es war nicht der richtige Zeitpunkt für lange Erläuterungen. »Nur zu«, sagte ich.
    »Was können Sie uns über Ihre Ehe sagen?«
    Ein Warnlämpchen in meiner Hirnrinde fing an zu blinken. »Was hat meine Ehe damit zu tun?«

    Regan zuckte die Achseln. Tickner schwieg. »Wir versuchen nur, ein paar Dinge zu klären, weiter nichts.«
    »Meine Ehe hat nichts damit zu tun.«
    »Da haben Sie sicher Recht, aber wissen Sie, Marc, es ist einfach so, dass unsere Spur langsam kalt wird. Jeder Tag, der vergeht, wirft uns zurück. Wir müssen in alle Richtungen ermitteln.«
    »Die einzige Richtung, die mich interessiert, ist die, die zu meiner Tochter führt.«
    »Das ist uns klar. Da haben wir uns auch den Schwerpunkt gesetzt: Herausfinden, was mit Ihrer Tochter geschehen ist. Und mit Ihnen. Behalten wir mal im Auge, dass jemand versucht hat, Sie umzubringen, oder?«
    »Sieht so aus.«
    »Aber wir können diese anderen Punkte nicht außer Acht lassen.«
    »Welche anderen Punkte?«
    »Ihre Ehe zum Beispiel.«
    »Was ist damit?«
    »Als Sie geheiratet haben, war Monica schon schwanger, stimmt’s?«
    »Was hat das …?« Ich brach ab. Ich wollte aus allen Läufen feuern, aber Lennys Worte klangen mir in den Ohren. Ich sollte nicht mit der Polizei sprechen, wenn er nicht dabei war. Eigentlich sollte ich ihn anrufen. Das war klar. Doch in ihrem Tonfall und ihrer Haltung lag etwas … wenn ich das Gespräch jetzt abbrach und sagte, ich wolle erst meinen Anwalt anrufen, sah das nach einem Schuldeingeständnis aus. Ich hatte nichts zu verbergen. Warum sollte ich ihren Verdacht bestärken? Das würde sie nur von der Suche nach Tara abhalten. Natürlich wusste ich, dass sie gezielt mit solchen Mitteln arbeiteten, dass die Polizei ihre Spielchen spielte und auf die Unsicherheit der Beschuldigten vertraute. Aber ich bin Arzt. Schlimmer noch,
Chirurg. Wir machen oft den Fehler, uns für klüger zu halten als alle anderen.
    Ich probierte es mit Ehrlichkeit. »Ja, sie war schwanger. Und?«
    »Sie sind plastischer Chirurg, stimmt das?«
    Der Themenwechsel irritierte mich. »Ja, das stimmt.«
    »Sie und Ihre Geschäftspartnerin reisen in der Welt herum und operieren Hasenscharten, schwere Gesichtsverletzungen, Verbrennungen und so?«
    »So was, ja.«
    »Demnach sind Sie viel unterwegs?«
    »Ziemlich.«
    »Könnte man sagen«, sagte Regan, »dass Sie in den beiden Jahren vor Ihrer Hochzeit mehr Zeit im Ausland verbracht haben als zu Hause?«
    »Möglich«, sagte ich. Ich wand mich auf dem ungepolsterten Sofa. »Können Sie mir sagen, was das mit dem Ganzen zu tun hat?«
    Regan sah mich mit seinem entwaffnendsten Lächeln an. »Wir versuchen nur, uns ein möglichst vollständiges Bild zu machen.«
    »Wovon?«
    »Ihre Partnerin …«, er sah in

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